Anna Laudel Düsseldorf presents Tuğçe Diri’s first solo exhibition in Germany, titled “Mono-Signs” between March 24 and April 30, 2022.
The exhibition takes its name from the word 'mono', which in Turkish means ‘uniqueness’. During the production process of her artworks, Diri blends the concepts of history, memory, culture and nature with a visual culture based on tradition, colliding cultural distinctions and similarities in the context of art and craft on a formal plane.
Considering cultural visual heritage as a layer of memory, the artist uses the traditional aesthetic as a language of expression that meets today's critical discourses and concepts.
Based on the idea that representation of nature in art is directly related to social and political perceptions, Diri brings an eco-critical approach to her works in the exhibition, emphasizing the traces left by human actions on the ecosystem.
In “Mono-Signs” the artist sets out with the idea that masses are a cultural phenomenon of consumption, and she physically and metaphorically divides these accumulations into pieces in her mind, then rearranges them on the painting surface by stacking, sorting, accumulating and filling, and combines them through repetitions. These images, evoking the representation of nature, the abstracted and transformed traces of garbage piles stacked on top of each other, become the landscapes of our age.
In the stack-compositions of the artist, which she creates spontaneously with a geometric and organic line, waste, litter, trash and garbage appear as heaps, recreating the image of natural disasters, catastrophes and destruction.
Around elements such as elegant handcraft, labor and productivity, the artist not only conveys the historical context of embroidery but also performs artisanal competence in working with materials and techniques. While doing so, Diri gives us clues to penetrate into the deep roots of an understanding rather than producing an art object.
//
Bedeutungstragende Symbole, Ikonen und Darstellungen wie traditionelle Zeremonien, Rituale, Denkmäler und Idole bilden den Rahmen des kulturellen Gedächtnisses und sind Inhalt der Arbeiten von Tuğçe Diri. Die Künstlerin aus Istanbul zeigt vom 24. März bis zum 30. April 2022 mehr als fünfzehn ihrer Arbeiten in der Galerie Anna Laudel Düsseldorf.
Die Transformation von kulturellen Erinnerungsbildern in anspruchsvolle zeitgenössische Kunst, manifestiert sich in Tuğçe Diris Bildern. Geografie und Kultur werden visualisiert und um persönliches Erleben erweitert. Tuğçe Diri setzt sich mit dem Verhältnis von Vergangenheit und Zukunft in der fortwährenden Gegenwart, dem Dialog zwischen konkreten Praktiken und dem Denken, Wissen und Können, technischem Verständnis und kreativer Vorstellungskraft im Rahmen von Kunst und Handwerk auseinander. Sie geht das kulturelle visuelle Erbe als Archäologie der Erinnerung an.
Diri spiegelt in ihren Werken einen synthetisierenden Geist wider und vermischt die Konzepte von Geschichte, Erinnerung, Kultur und Natur mit der auf Tradition basierenden visuellen Kultur. Dabei lässt sie kulturelle Unterschiede und Ähnlichkeiten im Kontext von Kunst und Handwerk auf einer formalen Ebene kollidieren. Von den ornamentalen Motiven Anatoliens bis zur stilisierten Bildsprache der byzantinischen Kunst, von der raffinierten Einfachheit japanischer Holzschnitte zur türkischislamischen Kalligrafie, von der Tradition der Schriftmalerei der östlichen Kunst zur Dynamik des Abstrakten Expressionismus – Diri orchestriert einen eigenen Formenkanon und entwickelt ihre eigene komplexe Formensprache.
Während die mit Bleistift, Kohle, Tusche und Acrylstift in die Malerei eintretenden Linien das Konzept durch Abstraktion in vereinfachte Elemente transformieren, verweisen sie auf das System sich wiederholender Motive und Stapelungen traditioneller Ästhetik. Tuğçe Diri betrachtet das kulturelle visuelle Erbe als Gedächtnisschicht und verwendet die traditionelle ästhetische Sprache nicht als nostalgischen/ethnografischen Materialspeicher, sondern als Ausdruckssprache, die den heutigen kritischen Diskursen und Konzepten entspricht.
Landschaften unserer Zeit
Das Dringendste dieser Konzepte heute ist die Ökologie für sie: In einer nahezu apokalyptisch wahrgenommen Zeit ausgestorbener oder vom Aussterben bedrohter Arten von Flora und Fauna, in der die Menschen versuchen werden, ihr erodiertes kulturelles Gedächtnis mit technologischen 2 Lösungen zu reparieren. Der Massenkonsum unserer Zeit führt zu irreversiblen Folgeschäden und Anhäufungen von nicht recycelbaren Rückständen.
Dinge zusammenhalten
In ihren Produktionen, die sie in der Regel auf einer monochromen Infrastruktur erzeugt, schafft Tuğçe Diri eine Art Webeffekt, der den traditionellen, malerischen Ansatz in der Wahrnehmung von Oberfläche und Tiefe widerspiegelt. Die hier entstandenen 'Mono-Signs' sind Kombination von Mustern und Spitzen. Mit verschiedenen Techniken wie Häkeln, Stricken, Steppstich oder Sticken stellt sie durch die Verkettung von Knoten eine Spitze her. Im Rahmen der elliptischen zyklischen Wahrnehmung der Zeit, die ihre Werke prägen, betrachtet die Künstlerin das Nähen als Manifestation des Versuchs, Dinge zusammenzuhalten, sie zu einem Ganzen zu machen. Während die Spitzen- und Näharbeiten der Künstlerin ihre Gefühle für ihre Mutter, die Schneiderin ist, darstellen, werden sie zu Erinnerungsobjekten, die sowohl das persönliche als auch das soziale Gedächtnis an die Wiederentdeckung und Ehrung der weiblichen Erfahrung widerspiegeln, die von der patriarchalischen und männlichen Mentalität bedeckt ist. Mit elegantem Handwerk und enormer Produktivität gibt uns die Künstlerin Hinweise dazu, die tiefen Wurzeln ihrer Auffassung zu durchdringen. Durch ihre handwerkliche Kompetenz im Umgang mit Materialien und Techniken in Verbindung mit dem historischen Kontext der Stickerei entstehen außergewöhnliche Kunstobjekte.
Textpassagen stammen von Derya Yücel
Tuğçe Diri
Tuğçe Diri wurde 1984 in Eskişehir geboren und erwarb 2010 ihren Bachelor Abschluss an der Mimar Sinan Fine Arts University in angewandter Lithografie und Malerei. Im selben Jahr eröffnete sie ihr erstes Atelier. 2019 schloss sie ihren Master an der Mimar Sinan Fine Arts University, Abteilung Malerei, mit der Arbeit "Reflections of Traditional Arts on Contemporary Turkish Painting" ab.
Sie arbeitet in Serien und verwendet Materialien wie Acryl-/Ölfarbe, Kohle/Tuschestift, Collage, Stoff und Garn, wobei die Zeichnung immer im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht. Diri ist von einer Vielzahl von Epochen und Techniken beeinflusst, von der Arte Povera bis zum Surrealismus, von der Dynamik der abstrakten Expressionisten bis zu den Design- und Textmalerei-Traditionen der islamischen Kunst. -
Aktuell ist sie artist-in-residence in Enschede und wird auch dort als Abschlussarbeit die Serie 'MonoSigns' präsentieren. Ihre Arbeiten wurden bereits an unterschiedlichen Orten in der Türkei sowie im 3 Ausland, unter anderem in Tunesien, ausgestellt. Ihre Teilnahme an wichtigen Ausstellungen wie ‘A Repertoire of Extinctions ’, oder 'Yeniden', kuratiert von Çağrı Saray, Haldun Dostoğlu und Gizem Gedik bestätigen ihre künstlerische Position. 'Mono-Signs' ist Diris erste Soloausstellung in Deutschland. Derzeit lebt und arbeitet Tuğçe Diri in Istanbul.