Plein Air
Christopher Lehmpfuhl nimmt seine Motive zur Basis, um darauf sein eigentliches bildnerisches Anliegen visualisieren zu können: die malerische Erfassung von Licht. Er arbeitet en plein air, also direkt vor dem Motiv. Malt Stadtlandschaften, Architektur, begleitet architektonische Prozesse in Bilderserien und besucht bestimmte Orte, vor allem in seiner Heimatstadt Berlin, immer und immer wieder. Während er die städtebaulichen Gegebenheiten mit Ölfarbe auf der Leinwand dokumentiert, ergründet er das jeweilige, an dem bestimmten Ort herrschende Licht. Lehmpfuhl arbeitet also im besten klassizistischen und auch impressionistischen Sinne mit dem Wissen darum, dass jedem Ort ein bestimmtes Licht, eine bestimmte Lichtstimmung zu eigen ist, dass die optische Wahrnehmung der Dinge und Gegenstände zwischen Erscheinungs- und Lichtfarbe changieren kann und dass Schatten erst dann lebendig werden, wenn sie zu farbigen Schatten werden.
Seine Stadtansichten geben zuweilen klassische aber auch sehr ungewohnte Blicke auf das Dargestellte frei, sie halten Stadien von sich im Bau befindlichen Gebäuden fest, was einer Momentaufnahme gleicht, denn diese Stadien sind nach Fertigstellung nie mehr sichtbar und scheinen zunächst auch nicht bildwürdig. Doch für Lehmpfuhl sind sie das genauso wie der volle Blick auf ein historisches Gebäude oder die ruhige Ansicht von Wassergläsern auf einem Tisch. So gelingt es ihm, Augenblicke menschlichen Ausdrucks (das Bauen, das Wohnen, das Bewahren) auf die Leinwand zu bannen, eingehüllt von der Natur in Form des ständig wechselnden Lichts.