john carter + klaus staudt begegnen sich in der ausstellungshalle der galerie hoffmann, friedberg-ossenheim. schon mehrfach haben wir zu ausstellungen von john carter eingeladen, schriftlich immer begonnen mit der kurzen, sachlichen vita, gesteigert im jahr 2007 durch die zeile: elected to the royal academy of arts, london, dann jeweils gefolgt von einer langen reihung von preisen, öffentlichen ankäufen, einzel,- gruppen und themenausstellungen. dies nun zu wiederholen langweilte, so griffen wir die präzise dokumentation seiner bis dato signierten eigenen grafikmappen und mappen mit anderen künstlern auf und die katalogfolge zu ausstellungen und thematischen ausstellungen an denen er teilgenommen hatte.
john carter schafft objekte, zuvor zeichnet er hierzu sehr feine diagramme. seine objekte sind architekturen, bodenständig, solide, sie brauchen die demonstrierte senkrechte und waagerechte, um diese durch einen unerwarteten einschnitt oder ausschnitte in frage zu stellen. diese sind frei, aber ihre freiheit ist auch eine mögliche antwort, sie stehen in beziehung. die relation von gerader fläche und schiefer fläche, die drehung von vorne und hinten, von senkrecht zu kippend ermöglicht die konstruktion des objektes. beim objekt „ecke“ geht john auf die architektur des raumes ein, dann aber, durch eine schräge platzierung des gesamten objektes und ausschnitten kann er leerstellen in entgegengesetzter richtung schaffen, diese machen einblicke und einsichten auf die „ecke“ möglich, er färbt die randwände, ein scheinbar klappendes eckobjekt entsteht. mit wenigen und einfachen schritten kommt er zu sehr komplexen architekturen, er verzichtet dabei, wenn möglich, auf starke wirkungen von licht und schatten. die weichen kanten der mit ölfarbe bemalten flächen haben ihn gestört. die acrylfarben wurden erfunden. er mischte ihnen marmorpuder und pigmente zu, spachtelte dieses auf die glatten oberflächen seiner hohlen sperrholzkörper, die schnell trockneten und er sie dann sorgfältigst schleifen und schmirgeln konnte. so erhielt er eine mürbe, unperfekt erscheinende oberfläche, die dem auge ruhe und zeit läßt zum erkennen der rätselhaften, farbigen architektur der objekte. diese sind matt, stumpf, steinig, lichtundurchlässig. sie sind erstaunlich durch ihre behandlung der oberfläche mit marmorpuder, erschreckend, auf „wahrhaftigkeit“ verzichtend, da sie nicht massiv, sondern hohl, als leichte spanplattenkörper bestehen, die, präzise geformt, rätselhaft konstruiert, gespachtelt, geschliffen, aber transportabel bleiben.
klaus staudt arbeitet rationaler, sparsamer, mit wenigen unterschiedlichen bauelementen für seine wandobjekte oder seine freistehenden lichtdurchlässigen skulpturen. die bauelemente sind platten oder mittig geteilte, undurchsichtige, weiße würfel oder stäbe, vor einer rückwand, später vor,- und hinter einer, später auch vielen transparenten plexiglasscheiben. die elemente in logischen reihungen und strukturen. flache, innen weiße kästen, mit weißen elementenformationen können auch mit farbigen scheiben wie mit einem schutzglas abgedeckt werden. er liebt rote und verschieden blaue, monochrome scheiben, benutzt kein leuchtfarbiges plexiglas, oder beleuchtetes glas. tageslicht, sonnenlicht, die ausleuchtung des raumes lassen die weißen bauformen hinter den farbigen scheiben, je nach lichtaufprall verschieden intensiv aufleuchten. in einem objekt sind immer die gleichen geometrischen elemente verbaut, etwa platten, etwa halbierte kuben oder stäbe, nicht aber kombinationen von kuben und stäben, oder kuben und kugeln und zylindern. die schnitte sind gerade und präzise. er schafft gleichgroße licht-reflektionsflächen, von hellem weiß nach verschattetem grau in den weißen objekten. oder die schnittflächen oder außenkanten der bauelemente ergeben gleiche reflektionsflächen hinter einer farbigen scheibe. die elemente wurden seriell geschaffen, hieraus logische, geometrische formen und strukturen gebaut, auch möglich in verschiedenen reihungen, dichten und drehungen. diese innere neutralität ermöglicht die sichtöffnung zur außenwelt, zu licht, lichtstärken und lichtfarben, zu schatten, schattenlängen, auch deren überlagerungen als große überraschung. seine turmartigen objekte stellt er auf sockel, hoch, er braucht das sie durchdringende licht. man kann um sie laufen, niemals ist das objekt in der optik seiner elemente und ihren verschiebungen das gleiche. bei den wandobjekten, den „schattengittern“, sind die elemente aus gleichen stäben offen konstruiert, wie bei einem fachwerk. die weißen holzstäbe wirken als weiße linien, frei im raum in verschiedenen schräglagen. klaus staudt baut hier geometrisch bekannte objekte, hiermit und hieraus kann das wachsende, jäh und wild sich durchdringende schattenspiel entstehen. in der ausstellung steht eine dreischichtige große schattenwand, für die frontale innenwand der halle baut er eine große, dichter werdende permutation aus gleichen bauelementen als „schattengitter“ direkt auf die wand. auch hier ermöglicht die öffnung nach außen den kontrast zwischen den weißen bau-elementen, den feinen zeichnungslinien oder ihren schatten, die in jeder tages,- und lichtsituation wechseln, auch durch bewegungen im raum. feine bis wilde und sich durchdringende schatten werden entstehen. klaus staudt feiert irdisch, voll klarer absprachen mit sich, kenntnis der architektur, der bauteile, bis zum praktischen wissen möglicher größen von scheiben und türöffnungen. er kennt gesetze, materialien, klare konstruktionen, budgets, strahlenden lichteinfall und die große überraschung der schatten.