Gruppenausstellung
mit Gerhard Richter, Imi Knoebel, Günther Förg, Blinky Palermo, Donald Judd, Fred Sandback, Frank Stella, Gerhard Merz, Anton Hiller, Julio Rondo, Paul Winstanley, Jan Davidoff, Hadrien Dussoix, Stefan Hunstein und Alex Hernández & Ariamna Contino.
Unter dem Ausstellungstitel Geometrics präsentiert die Galerie Andreas Binder ein breites Spektrum moderner und zeitgenössischer künstlerischer Positionen, die sich auf unterschiedlichste Weise mit geometrischen Formen und Objekten als Bildinhalte auseinandersetzen.
Ein Großteil der Werke können dabei als abstrakte, ungegenständliche, konkrete oder konstruktivistische Kunst bezeichnet werden, wenn auch die klare Abgrenzung zur figurativen oder mimetischen Kunst nicht für alle Arbeiten gleichermaßen charakteristisch ist. Dennoch haben die Skulpturen, Papierarbeiten und Gemälde die geometrische Form als ein Maximum an Klarheit, Ausgewogenheit, Geschlossenheit und Neutralität als zentralen Bezugspunkt gemein. In ihrer elementaren und archaischen Einfachheit sind die Linie als Grundelement der Geometrie sowie das Quadrat als einfachste geometrische Figur sowohl in der Lage nur auf ihre Gegenständlichkeit zu verweisen und damit jede Bildlichkeit zu verweigern, als auch eine gegenstandslose Bildlichkeit zu vermitteln, die, sich den Begrifflichkeiten der Sprache wiedersetzend, nur mehr sinnlich wahrgenommen werden kann.
Am Anfang der bildnerischen Abstraktion steht der Kubismus und die Suche nach der Urform archaischer Gestaltung. Und so bricht auch Anton Hiller in der Mitte des 20. Jahrhunderts mit den Traditionen der bildnerischen Darstellung von Figuren, indem er stereometrische Körper mit konstruktiver Strenge in bestimmten Konstellationen zusammensetzt. Damit reduziert und vereinfacht er zwar die menschliche Gestalt, abstrahiert sie aber noch nicht zur geometrischen Formel. Anders verhält es sich bei den zeitgenössischen Kupferskulpturen Jan Davidoffs, die gerade durch die Reduktion auf eine alleinige geometrische Formsprache die Symmetrie des Raumes untersuchen und so sowohl die Grenzen zwischen Architektur und Skulptur als auch zwischen Werk und Umgebung aufbrechen.
Als einziger gegenständlich malender Künstler der Ausstellung macht Paul Winstanley nun in seiner Art School-Serie den leeren Raum einer Kunstakademie selbst zum Bildinhalt und transformiert diesen in einen perfekten geometrisch und minimalistisch konstruierten Bildraum, dessen Wirkung in keinerlei Zusammenhang mit der des realen Raums steht. Eine Abstraktion der geometrischen Formen des realen Raums finden sich ebenfalls in den Fotoarbeiten Stefan Hunsteins. Auch Ariamna Contino & Alex Hernandez greifen geometrische Formen des alltäglichen Lebens auf. Sie verwandeln statistisches Material in ästhetische zweidimensionale Kunstwerke und thematisieren damit nicht nur die grundlegende Beziehung zwischen Bildender Kunst und ihrer sozialen Funktion, sondern auch die Ambiguität zwischen Ethik und Ästhetik.
Die bisher noch klar erkennbaren Bezugspunkte zum materiellen Gegenstand und dessen Abstrahierung und Ästhetisierung, verschwinden bei Julio Rondos Hinterglas-Malerei zunehmend. Indem dieser seine Erinnerung in geometrischen Mustern abbildet, schafft er seine eigene Wirklichkeit, die nicht mehr rational begreifbar ist. Form und Linie geraten hier, wie auch in Hadrien Dussoix´ Gemälden, ins Schwingen.
Ganz im Gegensatz dazu, tritt nun in den Linienbildern von Vertretern der Minimal Art, wie Donald Judd und Fred Sandback, aber auch von Gerhard Merz und Gerhard Richter, an die Stelle der Komposition von geometrischen Objekten als Ausdruck des nicht Verbalisierbarem die genuin arithmetische Konstruktion als Inbegriff der gegenstandslosen Malerei. Die Bilder selbst als faktische Gegebenheiten sind lediglich in der Lage sich selbst zu verbildlichen, wodurch Raum und Betrachter, Farbe und Form zu ihren wichtigsten Bestandteilen werden.
Gefeit gegen jeden Vorwurf des Dekorativen werden sie im Raum immaterieller Leere zur Projektionsfläche der Empfindungen des Betrachters. Insbesondere die Farbfeldmalerei Blinky Palermos, Günther Förgs und Frank Stellas, die sperrigen Bildobjekte Imi Knoebels und die monochromen Leinwandreliefs Turi Simetis ermöglichen in Ihrer Autonomie, Reduktion und Bezugslosigkeit die sinnliche Wahrnehmung von Form und Farbe und damit auch jedwede Form der subjektiven Rezeption.