Jessica Craig-Martin - Standard Excess
March 23 - May 5, 2012
Jessica Craig-Martin, international photo artist, surprises her audiences with her offbeat glimpses of our consumer society. She holds up a mirror that – unlike the usual glossy magazines – reveals snippets of the reality lurking beneath the glamour of a jet-set party. Craig-Martin‘s fame has spread far beyond her home city of New York.
She has made headlines with international exhibitions ranging from Madrid to Tokyo. Her first show in Switzerland features a selection of seminal works created over a period of several years. Its title – Standard Excess – is typical of the artist‘s witty and intentionally ambiguous comments on the world of VIPs.
It gives me extraordinary pleasure to present Jessica Craig-Martin‘s works and I most gratefully acknowledge the artist‘s and Dorsey Waxter‘s professional and excellent cooperation.
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Jessica Craig-Martin - Standard Excess
23. März - 5. Mai 2012
„One is never so naked as when dressed for a party“, sagt die Fotokünstlerin Jessica Craig-Martin in
einem Interview. Ihr Ausspruch widerspiegelt sich unmittelbar in ihren Sujets. Craig-Martins Arbeiten
zeigen verschiedene festliche Anlässe, seien es Cocktail-Parties, Charity-Events oder glamouröse Galas
am Filmfestspiel in Cannes oder an der Biennale in Venedig. In präzisen, detailreichen Aufnahmen
fotografiert sie extravagant gekleidete Gäste an ausgelassenen Festen. Craig-Martins Fotografien sind
anders als die uns aus den geläufigen Hochglanz-Magazinen bekannten, denn sie halten nicht das
makellos Schöne fest, sondern entblössen ein Stück Realität hinter dem glamourösen Schein. Sie hat
einen Blick für das Groteske und spielt mit den Facetten von Mode, Geschmack und Wohlstand.
In ihrer Rolle als Pressefotografin, unter anderem für Vogue und Vanity Fair, gelingt es Craig-Martin,
Szenen aufzunehmen, die anderen unzugänglich sind. Sie kennt die Gäste und ist in ihren Kreisen
zuhause. So kann sie ihre Kamera einsetzen, ohne Misstrauen zu erwecken, wenn sie wunde Punkte
aufgedeckt: So hält bei Air Kiss die übliche Grimasse fest, mit der Damen angestrengt versuchen, Lippenstiftspuren
zu vermeiden. In Arrival Lipstick zoomt Craig-Martin mit extremer Schärfe auf den über
die Lippenkontur verlaufenden roten Lippenstift einer alternden Schönheit. Das Interesse der Fotografin
ist jedoch „nicht auf Einzelpersonen gerichtet ... Meine Kamera will das Persönliche auslöschen. Ich
sehe meine Arbeiten als abstrakte Studien von Pailletten, exponierten Weichtieren und klimatisiertem
Nerz. Eitelkeit, Exzess, Verletzlichkeit, geheimnisvolle soziale Rituale. Versagende Schutzschilde. Glamour
ist ein Trugbild: Wenn man sich nähert, verschwindet es.“
Craig-Martin spielt mit unseren voyeuristischen Sehgewohnheiten und mit der VIP-Welt. Sie zeigt uns
die Kehrseiten eines luxuriösen Lebenswandels und dessen gesellschaftlich diktierte Eitelkeiten. Ihre
Fotografien tragen Züge von Stillleben, so die minutiös angerichteten Häppchen in Catered Caviar,
Naomi Campbell Text und Private Party. Ähnlich wie die opulenten Prunkstillleben des 19. Jahrhunderts
visieren diese Kompositionen Repräsentanz an und beinhalten Wohlstandsindizien wie den zur
Schau gestellten Schmuck, die mondriansche Plattformsandalette von Christian Louboutin, den Mops
mit Tassenhalsband, den prachtvollen Kronleuchter oder aneinander gereihte Champagner-Gläser in
Another Bellini?. Craig-Martin hält ihrem Publikum im Bild einen Spiegel unserer Überflussgesellschaft
vor und spielt mit ihren Titeln humorvoll auf Doppeldeutigkeiten an. Der weisse Handschuh des Kellners,
der dem Gast das Glas reicht, wird erst durch den Titel Safe Champagne zu einer hygienischen
Vorsichtsmassnahme. Ein hoher Abstraktionsgrad findet sich in Craig-Martins grossformatigen Arbeiten:
In Cougar Friends, Midnight at the Oasis und Party Animals werden Haut, Muster und Stofflichkeiten
zu Farbflächen