Manfred Mayerle

Manfred Mayerle

GALERIE BORN, Berlin Potsdamer Straße 58Berlin, 10785, Germany Thursday, September 14, 2023–Saturday, October 28, 2023 Opening Reception: Thursday, September 14, 2023, 5 p.m.–8 p.m.


Im Frühjahr besuchte ich Manfred Mayerle, den ich ein knappes Jahr zuvor auf der art Karlsruhe kennenlernte, in München und in seinem Atelier in Jachenau. Verabredet hatten wir uns für eine Ausstellung während der Art Week in Berlin im September 2023.

Für diese Präsentation mussten Arbeiten ausgesucht werden, das war ein Grund des Besuches, der andere natürlich und der war für mich viel spannender, zu erfahren, wie arbeitet Manfred Mayerle. Die künstlerischen Gebiete auf denen er sich bewegt, sind schnell umrissen. Da gibt es einerseits die architekturbezogenen Gestaltungsprojekte, dann die Malerei und die Zeichnung. Letztere war gleich ein Thema bei dem Frühstück nach der Ankunft in München. Wir saßen in seinem lichtdurchfluteten Wohn- / Arbeitszimmer und dort zeigte er mir seinen Zeichenplatz an dem er jeden Morgen den Tag beginnt. Mit einer horizontalen Linie stelle ich mir vor, zu ihr kommt dann die nächste und so fort, bis dann die vertikalen hinzukommen, ein Liniengitter, ein Netz baut sich auf. Und das nicht monochrom, die Farbe spielt eine herausragende Rolle. Wie ein Künstler vor der Leinwand, mal zurücktritt, überlegt, zurückkommt und fortfährt, so entstehen die meist kleinerformatigen Zeichnungen bei Mayerle. Auch hier ist ein Abwägen und ein Überlegen zu erahnen. Denn nicht jede Linie ist voll durchgezogen, Unterbrechungen sind unübersehbar, mal werden sie freihand ausgeführt, dann wieder mit dem Lineal. Und ein weiterer Punkt drängt sich bei dem Nachdenken über diese Zeichnungen auf. Manfred Mayerle arbeitet auf diesem Gebiet vor allem seriell. Jeden Morgen beginnt er von neuem, da kommen dann automatisch die Zeit und der Raum mit in die Überlegung und wenn der Künstler seine Serien immer weitertreiben kann, auch ein Hauch des Unendlichen.

Im Atelier in Jachenau, dann die Malerei. Begonnen hatte Manfred Mayerle als gegenständlicher Maler, davon ist heute absolut nichts mehr sichtbar. Seine Bilder, monochrom, makellose Farbflächen, nur an einer Kannte, florierende Farbstriche, nicht unähnlich Frequenzaufzeichnungen in einem technischen Gerät. Betrachtet man die fertigen Arbeiten, schlussfolgert man nicht gleich, dass auch hier die Linien eine wichtige Rolle spielen, das wird einem klar wenn man die Arbeitsabläufe kennt. Manfred Mayerle stellt die weiße Leinwand senkrecht auf und lässt dann im Abstand von wenigen Millimetern Acrylfarbe von oben nach unten rinnen. Ein vielfarbiges vertikales Liniennetz baut sich auf. Dieses wird dann 20, 30 oder mehr mit monochromen Farbschichten übermalt, abgedeckt. Bis auf vielleicht 1 cm an der Unterkante, da bleiben die Linien sichtbar. Durch die vielfachen Farbschichten gelingt es Manfred Mayerle seinen monochromen Arbeiten eine Wärme und Tiefe zu geben in die der Betrachter eingeladen wird einzutauchen.

Matthias Fuhrmann im August 2023