Richard Oelze - Christoph Steinmeyer
Surreale Wege gestern und heute
22. Februar 2014 - 3. Mai 2014
Eröffnung: 22. Februar 2014 von 18 - 21 Uhr
Die Galerie Brockstedt zeigt nun auch in Berlin eine Gegenüberstellung zweier Künstler, die
sich nie persönlich begegnen konnten: Der eine ist Richard Oelze, der 1980 im Alter von 80
Jahren zurückgezogen in Posteholz/Weserbergland gestorben ist und dessen Nachlass die
Galerie Brockstedt verwaltet. Der andere ist Christoph Steinmeyer, der 1967 in Düsseldorf
geborene Wahlberliner, studierter Kunsthistoriker, Philosoph und Maler.
Verschiedene Lebzeiten und Charaktere - ihre Werke aber scheinen denselben Geist zu atmen,
zielen sie doch auf die Darstellung des Überwirklichen, Traumhaften, indem sie in das
Unterbewusste vorzudringen suchen. Beide gehen auf ihren surrealen Wegen von einer
gegebenen, vorgefundenen Realität aus, welche sie transformieren: Aus amorphen abstrakt
anmutenden organischen Gebilden wachsen so bei genauerer Betrachtung geheimnisvolle
Figuren, entstehen ausgeklügelte Kompositionen aus verschlungenen Ornamenten oder
Symbolen. Beide haben sich einer minutiösen, zeitaufwändigen Technik verschrieben. Wie in
einem Geisterreich wandert unser Auge suchend umher, die Phantasie erweckt in jedem von
uns eigene Figuren, stets neue Möglichkeiten des Wesenhaften.
Richard Oelzes Gemälde und Bleistiftzeichnungen muten zunächst monochrom an,
faszinieren jedoch bei genauerer Betrachtung durch reiche Farbnuancen. Äußerlich
menschenscheu, führt uns der Künstler von den äußeren Gegebenheiten der norddeutschen
Landschaften in seine geheimnisvolle Welt, in dessen nebligen Gewölben sich Felswände
oder Grotten mit Vogelaugen und Geistwesen aufbauen.
Christoph Steinmeyers magischer Symbolismus schöpft aus dem opulenten kunsthistorischen
Motivfundus vom Rokoko bis ins 20. Jahrhundert, dem Kinofilm und der Modefotografie;
die Motive kommen uns einerseits merkwürdig vertraut vor, sind jedoch irritierend verändert.
Seine fein gemalten pyramidalen Figurengruppen und Blumenbilder scheinen mit ihren
verschobenen Perspektiven wie Wachsplastiken dahinzuschmelzen.
Steinmeyer liebt die schwarze Romantik und verleiht seinen warm leuchtenden Arbeiten eine
übersteigerte Schönheit, deren Wurzeln durchaus im Manierismus zu finden sind. Sie ziehen
uns ebenso in den Bann wie die stillen Rätselbilder Oelzes. Vielleicht wandeln wir dabei auf
Rilkes Spuren in unser Inneres:
„Traum ist ein Stück vom Leben -
...Und sagen sie das Leben sei ein Traum: das nicht;
nicht Traum allein.“
Barbara Brockstedt