Richard Oelze - Christoph Steinmeyer: Surreale Wege gestern und heute (Berlin)

Richard Oelze - Christoph Steinmeyer: Surreale Wege gestern und heute (Berlin)

Mommsenstrasse 59 Berlin, Germany Saturday, February 22, 2014–Saturday, May 3, 2014

der traum der musketiere by christoph steinmeyer

Christoph Steinmeyer

Der Traum der Musketiere, 2009

Price on Request

Richard Oelze - Christoph Steinmeyer
Surreale Wege gestern und heute

22. Februar 2014 - 3. Mai 2014
Eröffnung: 22. Februar 2014 von 18 - 21 Uhr

Die Galerie Brockstedt zeigt nun auch in Berlin eine Gegenüberstellung zweier Künstler, die sich nie persönlich begegnen konnten: Der eine ist Richard Oelze, der 1980 im Alter von 80 Jahren zurückgezogen in Posteholz/Weserbergland gestorben ist und dessen Nachlass die Galerie Brockstedt verwaltet. Der andere ist Christoph Steinmeyer, der 1967 in Düsseldorf geborene Wahlberliner, studierter Kunsthistoriker, Philosoph und Maler.

Verschiedene Lebzeiten und Charaktere - ihre Werke aber scheinen denselben Geist zu atmen, zielen sie doch auf die Darstellung des Überwirklichen, Traumhaften, indem sie in das Unterbewusste vorzudringen suchen. Beide gehen auf ihren surrealen Wegen von einer gegebenen, vorgefundenen Realität aus, welche sie transformieren: Aus amorphen abstrakt anmutenden organischen Gebilden wachsen so bei genauerer Betrachtung geheimnisvolle Figuren, entstehen ausgeklügelte Kompositionen aus verschlungenen Ornamenten oder Symbolen. Beide haben sich einer minutiösen, zeitaufwändigen Technik verschrieben. Wie in einem Geisterreich wandert unser Auge suchend umher, die Phantasie erweckt in jedem von uns eigene Figuren, stets neue Möglichkeiten des Wesenhaften.

Richard Oelzes Gemälde und Bleistiftzeichnungen muten zunächst monochrom an, faszinieren jedoch bei genauerer Betrachtung durch reiche Farbnuancen. Äußerlich menschenscheu, führt uns der Künstler von den äußeren Gegebenheiten der norddeutschen Landschaften in seine geheimnisvolle Welt, in dessen nebligen Gewölben sich Felswände oder Grotten mit Vogelaugen und Geistwesen aufbauen.

Christoph Steinmeyers magischer Symbolismus schöpft aus dem opulenten kunsthistorischen Motivfundus vom Rokoko bis ins 20. Jahrhundert, dem Kinofilm und der Modefotografie; die Motive kommen uns einerseits merkwürdig vertraut vor, sind jedoch irritierend verändert. Seine fein gemalten pyramidalen Figurengruppen und Blumenbilder scheinen mit ihren verschobenen Perspektiven wie Wachsplastiken dahinzuschmelzen.

Steinmeyer liebt die schwarze Romantik und verleiht seinen warm leuchtenden Arbeiten eine übersteigerte Schönheit, deren Wurzeln durchaus im Manierismus zu finden sind. Sie ziehen uns ebenso in den Bann wie die stillen Rätselbilder Oelzes. Vielleicht wandeln wir dabei auf Rilkes Spuren in unser Inneres:

„Traum ist ein Stück vom Leben -
...Und sagen sie das Leben sei ein Traum: das nicht;
nicht Traum allein.“

Barbara Brockstedt