Rocco Hettwer und Markus Schaller
Zwei zeitgenössische Positionen in Malerei und Skulptur
Eröffnung am 19.09.09 von 17 - 21 Uhr
Die Galerie Brockstedt zeigt ab 19. September zwei Positionen zeitgenössischer,
gegenständlicher Kunst, vertreten durch den Maler Rocco Hettwer (geb. 1964) und
den Bildhauer Markus Schaller (geb. 1966).
Beiden gemeinsam ist die Liebe zum traditionellen Handwerk und zur Figuration,
tradiert durch den roten Faden der Kunstgeschichte, denkt man dabei an die Gattung
der Portraitmalerei und an die Darstellung des menschlichen Körpers in der Skulptur
seit der Antike.
Während Hettwer in klassischer Ölmalerei das Tafelbild nutzt, um den Menschen in
Räume oder Landschaften zu stellen, ist es bei Schaller die geschmiedete Figur aus
Eisen in einfacher, konstruktiver Form.
Rocco Hettwers „Kurbelmädchen“, ausgestattet mit langen Stangen, die zum Kurbeln
von Markisen benutzt werden, stehen und hantieren in surrealen, dunklen
Landschaften oder pinkfarbenen Badezimmern, in Orten voyeuristischer Sehnsüchte.
Es werden Einblicke gegeben in intime Räume, wo Verrichtungen am Körper
stattfinden, am eigenen oder an denen anderer. Das surreale Element der
Kurbelstange könnte als Metapher für Manipulation oder Gewalt stehen und wird so
zum Teil eines neuen, metaphysischen Koordinatensystems.
Markus Schaller, Meisterschüler bei Rebecca Horn, arbeitete ursprünglich als
Schriftsteller. Er entwickelte zur Dreidimensionalität seiner Skulpturen eine vierte
Ebene durch die Vergabe poetischer Titel und die Anbringung von Schrift, die er
mittels eines Prägealphabets aus Werkzeugstahl in Form einer „écriture
automatique“ spontan aufstanzt. Ein archaischer Einbaum, bestückt mit vier
Paddlern, gesehen auf einer Afrikareise am Niger, wird von ihm beinahe lebensgroß
in Stahl geschmiedet und mit dem Titel versehen: „Zwischen Gestern und Morgen“.
Diese Figurengruppe zeigte er 1997 auf der Biennale in Venedig und schuf so eine
Brücke, die die beiden Kontinente Afrika und Europa verbindet bzw. den Bogen von
den Ursprüngen der Menschheit zum modernen „homo sapiens“ schlägt.
Dr. Uta Schnell (August 2009)
Das Kolbemuseum zeigt vom 22. November 2009 bis zum 17. Januar 2010 in seiner
Kunstkammer eine Installation von Markus Schaller, in der die Wände und der Boden
der Kammer mit Eisenplatten, auf die Schrift gestanzt wurde, ausgeschlagen werden.
Ergänzt wird das Ensemble durch eine Sound-Installation.