Tino Geiß (Malerei)

Tino Geiß (Malerei)

Mommsenstrasse 59 Berlin, Germany Saturday, March 28, 2009–Saturday, June 6, 2009

Tino Geiß (Malerei)
Neue Leipziger Schule

(28.3. – 6.6.09)

Das Bild im Bild

Früher wurden Bilder in Fotoalben geklebt oder zwischen Diarähmchen abgelegt – später digitalisiert und auf Festplatten gespeichert. Tino Geiß malt. Er malt in Eitempera, Öl oder Acryl auf Leinwand das Bild im Bild. Auch dabei spielen die Erinnerungen eine wichtige Rolle.

Die Arbeiten des Neo Rauch-Schülers Tino Geiß sind häufig menschenleer und in das tiefe Nachtblau des Ultramarins gehüllt. Wenige Figuren – meist Rückenfiguren – wie wir sie von den Bildern des Romantikers Casper David Friedrich kennen, bieten dem Betrachter eine Identifikationsmöglichkeit – eine Aufforderung in das Bild im Bild zu schlüpfen.

Diese Hürden müssen überwunden werden, ähnlich des Vorganges aktiven Erinnerns, dass uns oft nicht leicht fällt. Denn je weiter wir uns zeitlich entfernen, desto mehr Filter werden vorgeschoben. Diese Filter können subjektiver Art sein und sind von unserer eigenen Befindlichkeit abhängig oder sie sind objektiver Art, d.h. es handelt sich um Einflüsse von außen, die uns das Erinnern erschweren.

Immer wiederkehrende Motive bei Tino Geiß sind die Fachwerkhäuser, alten Bäume und Holzzäune seines thüringischen Heimatdorfes, in dem der 1978 in Jena geborene Künstler aufgewachsen ist. Als Synonyme für die Erinnerung an die Kindheit, an das Gefühl der Geborgenheit und des Schutzes werden sie vom Künstler in Kontrast vor moderne Hochhäuser, Plattenbauten, Wohn- und Geschäftshäuser gesetzt, die eine abweisende Anonymität ausstrahlen.

Diese Konfrontation von Alt und Neu, Gestern und Morgen, Vergangenheit und Gegenwart schafft beim Betrachter Leerstellen, die assoziativ mit den eigenen Erinnerungen gefüllt werden.

Tino Geiß ist mit seinen Arbeiten, die im Kontext des Magischen Realismus zu sehen sind, ein echter Vertreter der Neuen Leipziger Schule. Der Verzicht auf Figürliches und auf den surreal-narrativen Charakter eines Neo Rauchs, hat ihn schnell zu einer absolut eigenständigen Künstlerpersönlichkeit gemacht, dessen erste Solo-Ausstellung in der Galerie Brockstedt/Berlin mit 25 Exponaten aus den Jahren 2006-2009 noch bis zum 06.06.09 zu sehen ist.

Die Galerie ist geöffnet: Di – Fr 10 – 18 Uhr und Sa 10 – 14 Uhr sowie n. V.

Dr. Uta Schnell (April 2009)