William Wauer (1866 - 1962) - ein Multitalent im "Der Sturm" der 10er und 20er Jahre Berlin

William Wauer (1866 - 1962) - ein Multitalent im "Der Sturm" der 10er und 20er Jahre Berlin

Mommsenstraße 59 Berlin, 10629, Germany Thursday, March 21, 2019–Saturday, June 29, 2019 Opening Reception: Thursday, March 21, 2019, 11 a.m.–6 p.m.


  Erneut gelang es der Galerie Brockstedt ein bedeutendes Konvolut der Klassischen Moderne aus einer Züricher Privatsammlung nach Berlin zu holen. Es handelt sich um 20 Skulpturen aus Bronze sowie 10 Bildern nebst diversen Zeichnungen und Grafiken aus der Zeit von 1916 bis 1930 des expressionistisch-kubistisch arbeitenden Künstlers William Wauer (1866 – 1962).  Der „Tausendsassa“ William Wauer wurde 1866 als Sohn eines Hilfspredigers in Oberwiesenthal/Erzgebirge geboren. Sein weiterer Lebensweg führte ihn zum Studium der Kunst, Philosophie und der Kunstgeschichte nach Dresden, Berlin München und Leipzig. Er reiste in die Vereinigten Staaten, nach Wien, Zürich und Rom, arbeitete als Herausgeber, Feuilletonredakteur und Illustrator von Zeitschriften und als künstlerischer Sachverständiger für die Lingner-Werke in Dresden, wo er die Form der noch heute gebräuchlichen ODOL- Flasche entwickelte. 1905 ging er nach Berlin und wird von Max Reinhardt an das Deutsche Theater geholt. Er arbeitet beim Rundfunk und war ab 1911/12 ein Pionier des Stummfilmes.  William Wauer widmete sich seit 1916 der bildenden Kunst und schuf großartige Plastiken, Zeichnungen, Gemälde, Aquarelle und Grafiken. Seine typischen kubo-expressionistischen Figuren (z.B. "Schlittschuhläufer" (1916), "Läufer“ (1920), "Der Blitzreiter" (1923) und "Eisbär" (1924), formte er in verschiedenen Materialien, vor allem aber in Bronze. Bekannt machten ihn seine Porträts, so die Büsten von Herwarth und Nell Walden (1917/18), Rudolf Blümmner (1919) und Albert Bassermann (1921), Wauers favorisierten Schauspielern.  Wauers Bildhauerkunst ist durch spannungsvollen Bewegungsrhythmus charakterisiert, den er dem Futurismus entlehnte.   „ Neben der Dominanz der Abstraktion – bei der das Gegenständliche in unterschiedlichem Maße ausgeschaltet blieb – waren zahlreiche Werke der Malerei und Skulptur zudem durch eine rhythmische Dynamik gekennzeichnet, die vor allem auf betonten Farben- und Formenkontrasten, Diagonalkompositionen und in der Plastik zudem auf einer schwungvoll Licht führenden, scharfkantigen Flächensetzung beruhte. Die dadurch angestrebte Suggestion von Dynamismus entsprach dem modernen Großstadterlebnis, durch solche technischen Erfindungen wie Film, Auto, Flugzeug, Schnellbahn und andere Maschinen.“ (Anita Beloubek-Hammer, William Wauer und der Berliner Kubismus, Ausst.-Kat. Kolbe-Museum, Berlin 2011, S.74). Er arbeitete als Redakteur für Herwarth Waldens Zeitschrift „Der Sturm“ und wurde zu einem wichtigem Theoretiker des Expressionismus. Wauer war dreimal verheiratet, starb 1962 in West-Berlin und ist auf dem Waldfriedhof in Berlin-Dahlem beigesetzt. Ausführliche Informationen zum Leben und zur Arbeit von William Wauer senden wir ihnen gerne zu.  

(Dr. Uta Schnell) 1.03.2019