Der Bildhauer Gereon Krebber (*1973) bestreitet mit „blipplings“ seine vierte Einzelausstellung in der Galerie Christian Lethert. Mit seinen neuen Arbeiten greift er Themen wie Groteske und Zerfall als skulpturale Form auf. Er beweist einmal mehr sein Gespür für Formen und seinen unkonventionellen Umgang mit Materialien.
Im vorderen Raum der Galerie präsentiert Krebber eine neue großformatige Skulptur, die er eigens für die Eingangssituation entworfen hat. Mehrere ovale Ringe aus Stahl, die zu einem Ensemble verbunden sind, stehen auf Stelen über dem Boden. Auf den einzelnen Querstreben hängt eine nicht genauer zu identifizierende Masse fahl und strähnig herunter.
Hat man soeben eine Galerie betreten oder befindet man sich vielmehr inmitten einer Manege? Fängt das molekülartige Gebilde an, sich zu drehen oder springt ein anderes von Krebbers zum Leben erwachten Objekten im nächsten Moment durch die Reifen? Schaulust und Schrecken, das Abstoßende und Anziehende, Materielle und Fantastische begegnen sich im Raum. Unterschwellig entsteht eine spannungsreiche, lauernde Unruhe – als würde gleich etwas „Untotes“ zum Leben erweckt.
Ein ähnliches inneres Pochen kennzeichnet die neuen Wandarbeiten der Reihe „Surrogates“, an der er seit 2007/08 arbeitet. Krebber zeigt diese im hinteren Raum der Galerie. Auch hier ist das Material fremdartig geworden und kaum noch zu identifizieren: Es handelt sich um herkömmliches Klebeband, das in unzähligen Schichten über eine Folienfüllung gespannt, mit Hitze versehrt und mit Farbe besprüht wurde. Die Form wird so perforiert, dass die Löcher unterschiedlich groß und tief werden. Diese Versehrungen geben den Blick auf die tieferliegenden Schichten und Farben und deren Zusammenspiel frei. Während der künstlerische Prozess gleichgeblieben ist, hat sich das Farb- und Formspektrum der Arbeiten stark weiterentwickelt.
Den abstrakten Formen und biomorphen Strukturen der Objekte ist eine ambivalente Note gemein: Wie im Prozess ihres Entstehens, der sich zwischen Konstruktion und Destruktion bewegt, wirken die Gebilde einerseits organisch und belebt und andererseits ist ihnen die Zerstörung und der Verfall bereits eingeschrieben. Faszination und Horror schließen sich im Krebberschen Werk nicht aus, sondern liegen nahe, allzu nahe beieinander.
Vom 2. bis 6. Dezember sind wir auf der UNTITLED Miami Beach vertreten und am 22. Januar 2016 freuen wir uns, das neue Jahr mit unserer zehnten Gruppenausstellung zu eröffnen.
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The sculptor Gereon Krebber (*1973) presents with „blipplings“ his 4th solo exhibition at Galerie Christian Lethert. With his new works he investigates issues like grotesque and decay as sculptural shape once again demonstrating his sense of form and his innovative use of unconventional materials.
Krebber presents a new large-sized sculpture, created for the entrance area of the gallery. Several entangled oval rings made of steel stand on thin steles. An unidentifiable stringy mass hangs from braces going through the rings.
Have you just entered a gallery or are you in the midst of a circus stage? Will the molecule-like construction start rotating or will one of Krebber’s other objects come alive in the next minutes and jump through these rings? Curiosity and horror, repulsion and attraction, the physical and the fantastic intermingle in the room. Lurking in the background is a subtle, tension-filled disturbance – as if something “un-dead” might come to life immediately.
A similar inner pounding characterizes his new wall works from the series “Surrogates” that he has been working on since 2007/08. Krebber shows these works in the adjacent room of the gallery. The material of these works also becomes nearly unidentifiable: Krebber uses conventional clear sello tape in uncountable layers around a plastic filling, perforated with heat and colored with spray paint. The perforation create holes of different size and depth. These kinds of ‘injuries’ open the view to the underlying colored layers and their interplay. While the artistic process is still the same, the spectrum of shapes and colors has been enhanced intensively.
The similarity between the abstract forms and biomorphic structures is the ambiguous feeling they evoke: Starting with the creation process that moves between construction and destruction, the works appear alive and organic, yet at the same time trigger associations of dissolution and decay. Fascination and horror are not mutually exclusive in Krebber’s oeuvre but rather two sides of the same coin.
From December 2nd – 6th, 2015 we will be participating in UNTITLED Miami Beach and on January 22nd we will be delighted to start 2016 with our 10th GROUPSHOW.