Martin Walde: Solvent Scale
Eröffnung Sa 21.1.2012 12 Uhr
Nach markanten Beteiligungen bei Projekten der Galerie, wie Unter freiem Himmel Skulptur im Schlosspark
Ambras, ist Solvent Scale die erste Einzelausstellung des Künstlers in der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman.
Martin Walde ist ein im umfassenden Sinn medial konzipierender Künstler. In seinen Arbeiten geht es in
vielfältiger Weise um Prozesse die in Gang gesetzt werden. Dabei interessiert sich der Künstler in erster Linie
für Phänomene, die sich mit dem Unerklärbaren und Unkalkulierbaren befassen. Walde arbeitet kontinuierlich
mit verschiedenen Materialien und wechselt stets die Perspektiven. Er ist ein schwer fassbarer Grenzgänger zwischen
Chemielaborant und Alchemist, zwischen technischem Erfinder und Demiurg. Mit einer ausgeprägten Entdeckerlust hinsichtlich
physikalisch-chemischer Zusammenhänge experimentiert er mit Flüssigkeiten, Farben, Gerüchen und Konsistenzen. Martin
Walde interessiert daran die stete Transformation, das Fließende, das Veränderliche der Werkstoffe, ihre Viskosität ebenso wie
ihre affektiven, symbolischen und ästhetischen Potentiale. Dem Künstler gelingt es mit seinen dynamischen
Installationsprozessen den Skulpturenbegriff zu erweitern, indem er Natur, Wissenschaft, und Technik in
seine Arbeiten integriert. Und gerade weil Walde wissenschaftlichen Forschergeist mit künstlerischer Form verbindet(…),
weil Poesie, Lust und Leidenschaft den Motor für alles Voranschreiten bilden, ist Martin Walde weniger ein Finder und
Erfinder von neuen Sinnzusammenhängen als ein verträumender ‚Weltenmacher‘, der es vermag, den Zweckrationalismus einer
grauen Alltäglichkeit mit den sprühenden Funken eines ungebändigten Geistes zu infizieren.* (Roland Nachtigäller, Das Museum
als künstlerisches Labor und soziales Handlungsfeld, In: Katalog, Martin Walde – A Second Home for Schrödinger’s Cat,
MARTa Herfod, ZKM, Neue Galerie Graz, 2010)
Martin Walde zeigt in seiner für die Galerie Elisabeth & Klaus Thoman in Innsbruck konzipierten Ausstellung
Solvent Scale eine Gruppe von Glasarbeiten. Alle Glasgefäße funktionierten in industriellen
Rückgewinnungsanlagen für Lösungsmittel. Diese form- und skalennormierten Gefäße wurden vom Künstler,
in Zusammenarbeit mit dem Glastechniker Bernd Weinmayer, in einem speziell von ihnen angefertigten
Hochofen verformt. Ein wesentlicher Moment der Konzeption besteht darin, dass die „Deformation“ der
Glaselemente nicht Selbstzweck ist und formalästhetischen Kriterien folgt, sondern Begleiterscheinung und
Konsequenz der Verflüssigung der „Skalen“ darstellt. Im Prozess strebt der Künstler nicht die De-
Funktionalisierung der Gefäße und somit der Industrieanlagen, sondern eine Veränderung der Funktionalität
an. Das markante zweite große Werk in der Ausstellung ist die zehnteilige Arbeit Dandelion, die gerade an der
Biennale Moskau gezeigt wurde. Martin Walde verwandelt das Foto einer Löwenzahnwiese schrittweise durch
fortwährende Reproduktion von analogen und digitalen Überschreibungen in eine unwirkliche, phantastische
Welt. Torkelnd zwischen inkonsequenten Manipulationen und Konzeption wird ein Abstraktionsprozess in
Gang gesetzt, in dem sich das Abbild der Wiese verliert. Die schrittweisen Manipulationen aber sichtbar
bleiben.
Martin Walde (* 1957) lebt und arbeitet in Wien. Seit 1982 internationale Beteiligung, Einzelausstellungen
und zahlreiche Projekte im öffentlichen Raum. Biennale di Venezia Italien (1986), Istanbul Biennale Istanbul
(1989), Documenta X Kassel (1997), Biennale de Montréal Montréal (1998 ), Biennale di Venezia Italien
(2001), BIACS 3 Sevilla (2008), The Hayward Gallery London (2008). Einzelausstellungen u.a. Museum van
Hedendaagse Kunst Gent (1984), Generali Foundation Wien (1989), Wiener Secession Wien (1996), Tokyo
Opera City Art Gallery Tokyo (1999), Fuchu Art Museum Tokyo (2001), Villa Arson Nizza (2003), Galerie im
Taxispalais Innsbruck (2005), Kunsthaus Baselland Basel (2006), ZKM Karlsruhe Karlsruhe (2009), MARTa
Herford Herford (2010).