Die Galerie Eva Presenhuber freut sich, mit „Space Fiction Object“ neue Arbeiten der Künstlerin Angela Bulloch zu
präsentieren. Nach den Ausstellungen „Prototypes“ (2000), „Antimatter3“ (2004) und „V“ (2008) ist dies die fünfte
Einzelausstellung der in Berlin lebenden Künstlerin.
In ihren jüngsten Werken setzt Angela Bulloch sich zunehmend damit auseinander, wie die Interaktion mit
Objekten unsere Bewegung im Raum strukturiert und motiviert. Damit knüpft sie an ihre Beschäftigung mit
Ordnungssystemen an, die entziffert werden müssen, um Handlungsspielräume zu ermöglichen. Häufig – und
auch in einigen ihrer neuen Arbeiten – arbeitet sie mit Lichtern, die an – und ausgehen, und den Betrachter zur
Interaktion anleiten. Wie in allen ihren Ordnungssystemen untersucht die Künstlerin, wie wir mit existierenden
Zeichensystemen interagieren.
Der Titel „Space Fiction Object“ lässt einen an Science Fiction denken. Trotzdem liegt Angela Bullochs Fokus nicht
auf den Vorstellungsmöglichkeiten von Technik, sondern auf der Auseinandersetzung mit den abstrakten Entitäten
Raum und Objekt, mit denen sie aber in einer sehr konkreten Weise umgeht.
In der Ausstellung zeigt Angela Bulloch neue Skulpturen, die an ihre gestapelten Säulen anschließen,
großformatige Wandarbeiten und drei Paravents. Die Galerie wird von einer Wand getrennt, die auf beiden Seiten
als Oberfläche für die Wandarbeiten dient, und gleichzeitig einen Teil der Galerie verbirgt.
In einer früheren Ausstellung installierte Angela Bulloch auf der Oberfläche einer der Säulen ein iPad, auf dem
man ein Spiel spielen konnte. Die Spielfigur muss durch dreidimensional animierte Objekte geführt werden, die
sich aus dem Bildschirm zu schälen scheinen. In „Space Fiction Object“ ist der Effekt umgekehrt: Die Säulen sind
reale Objekte im realen Raum, wirken aber wie digital animierte Illusionen – als seien sie aus einem Bildschirm
gefallen.
Tatsächlich sind die Säulen digital modelliert worden. Zudem sind ihre perfekten monochromen Oberflächen in
den Grundfarben gehalten und an ihrer Unterseite dunkler, als gäbe es einen Schattenwurf, der aber zu perfekt
ist, um von einer realen Lichtquelle im Raum zu stammen. In Kombination mit den Wandarbeiten entsteht die
Illusion eines digitalen Raums im tatsächlichen. Trotz des digitalen Anscheins und ihrer unorganischen Formen
wirken die Säulen lebendig. Die unregelmäßigen Winkel in den sich wiederholenden rhombischen Formen
irritieren den Blick und enttäuschen die Erwartungen regelmäßiger geometrischer Formen.
Zwei der ausgestellten Säulen bestehen aus Corian und sind illuminiert. Sie sind deutlich aufeinander bezogen
und referieren mit ihren Titeln Anima Mary und Animus Adam auf C.G. Jungs Archetypenkonzept. Die Paravents
wirken ähnlich belebt wie die Säulen. Sie bestehen aus rechteckigen MDF-Platten, die auf der einen Seite lackiert
und auf der anderen geölt sind. Die Lücken zwischen ihnen lassen den Blick durch. Befindet sich keine andere
Arbeit hinter dem Paravent, wird der weiße Galerieraum in den Lücken zum Teil der Skulptur. Es entsteht das
Bedürfnis, sich um sie herum zu bewegen.
Mit großformatigen Wandarbeiten zeigt Angela Bulloch eine neue Serie an Arbeiten, die ihre Auseinandersetzung
mit Objekt und Raum erweitern und verstärken. Die Bilder setzen sich aus monochromen Flächen zusammen, die
keine Tiefe haben. Dabei wiederholen sie die Formen der Rhomben in den Säulen und stehen im Kontrast zu deren
Dreidimensionalität. Ein weiteres Mal wird das räumliche Sehen irritiert: Die einzige Möglichkeit, zwischen Fläche
und Objekt zu unterscheiden, ist, sich im Raum zu bewegen.
Angela Bulloch verwischt in „Space Fiction Object“ die Grenzen zwischen 2D und 3D: Der analoge, reale Raum
erscheint digital. Dennoch schaffen die Unregelmäßigkeiten in den totemartigen Säulen und die flirrenden
Patterns der Paravents eine Lebendigkeit, die den Betrachter dazu bringen, sich zwischen ihnen zu bewegen und
so mit ihnen zu interagieren. Der Raum erscheint wie aus der Wirklichkeit gefallen. Durch die Kommunikation mit
anderen Objekten – Satelliten – „wissen“ die Säulen aber stets, wo sie sind: Eine von ihnen hat ein GPS eingebaut,
dass von außen aber nicht zu sehen ist. Die Skulpturen in „Space Fiction Object“ sind in ihrer Gegenständlichkeit
gut zu verstehen und zu überschauen, dennoch sind sie insgesamt kaum zu fassen, sodass man sie immer wieder
und neu betrachten möchte.
Angela Bulloch wurde 1966 in Rainy River, Canada, geboren und lebt und arbeitet in Berlin. Ihre erste
Einzelausstellung mit Eva Presenhuber fand in der Galerie Walchetum statt, Zürich (1996). Angela Bulloch ist mit
ihren Arbeiten weltweit in wichtigen Museen und privaten Sammlungen vertreten, darunter das Lenbachhaus,
München; das Kunstmuseum, Bonn; Tate, London; Le Consortium, Dijon; Albright Knox Art Gallery, Buffalo; De
Pont Museum, Tilburg; und im Guggenheim Abu Dhabi. Unter ihren jüngsten Einzelausstellungen waren das Witte
de With Center for Contemporary Art, Rotterdam (2012); die Städtische Galerie Wolfsburg (2011); und das
Lenbachhaus, München (2008). Unter den Gruppenausstellungen in größeren Museen sind Walk the Line, Neue
Wege der Zeichnung, Kunstmuseum Wolfsburg, Wolfsburg (2015); Tele-Gen – Die Sprache des Fernsehens im
Spiegel der Kunst 1964 – 2015, Kunstmuseum Bonn, Bonn (2015); Seeing through Light. Selections from the
Guggenheim Abu Dhabi Collection, The Guggenheim Abu Dhabi (2014); Collection on Display, Migros Museum für
Gegenwartskunst, Zürich (2013).
Ihre Arbeiten werden in der Ausstellung Almanach 16, Le Consortium, Dijon, gezeigt – Eröffnung 20. Februar,
2016.
Tillmann Severin
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Galerie Eva Presenhuber is pleased to present “Space Fiction Object”, an exhibition featuring new works by Angela
Bulloch. Following the shows “Prototypes” (2000), “Antimatter3” (2004) and “V“ (2008), this is the fourth solo
exhibition at the gallery, dedicated to the Berlin-based British artist.
In her latest works Angela Bulloch studies how the interaction with objects structures and motivates our
movement in space, as well as the differences in our perception of digital and real space. In doing so, she
continues her preoccupation with control systems and the need to decipher them. Her new works include lights
that go on and off, thus forcing the viewer to interact with them. Like all of Angela Bulloch‘s control systems, they
constantly scrutinize the way we interact with pre-existing sign systems.
The title “Space Fiction Object” evokes the idea of Science Fiction. Nonetheless it doesn’t focus on images of
technology but rather on the more abstract entities space and object with which Angela Bulloch deals in a very
concrete way.
The exhibition features new stacked columns, large-sized wall-paintings and three paravents. The gallery is
divided by a wall that serves on both sides as a surface for the wall paintings and at the same time hides a part of
the gallery.
In a previous exhibition Angela Bulloch installed an iPad on top of one column where one could play a game. The
player needs to find their way through 3D animated objects that appear realistic on the screen. In “Space Fiction
Object“, it‘s the other way around: The Stacks are real objects in real space, but they seem to be an animated
illusion in digital space – as if they had fallen directly out of the screen.
In actual fact they were digitally modelled. Furthermore, the spotless monochrome surfaces are in primary
colours and are darker on the lower faces of the polyhedra, as if there were shadows. These shadows are however
too perfect to derive from the gallery lighting. In combination with the wall paintings the stacks create an illusion
of digital space in the real. Despite their digital appearance and their unorganic form the columns appear to be
alive. The irregular angles in the repeated rhombic form confuse the gaze and destroy the brain’s anticipation of
regular geometric forms.
Two of the columns are made of corian, and illuminated from within. They clearly present themselves as a couple.
Referring to C.G. Jung’s archetypal concept they are titled Anima Mary and Animus Adam.
Like the stacks the paravents appear animated. They are formed from rectangular MDF-plates, which are
lacquered on one side and oiled on the other. The voids between them let the view pass, so that, if there is no
sculpture behind the paravent, the white gallery space becomes part of the work. This feeds the spectator‘s need
to move around the sculptures.
Showing new wall paintings, Angela Bulloch presents a series of works that expand her preoccupation with space
and object. The wall paintings, composed of monochrome surfaces, have no depth. They mirror the rhombic forms
of the stacks and contrast their objectness. Again, the stereoscopic vision is disturbed: The only way to
differentiate between object and surface is to move around.
In “Space Fiction Object“ Angela Bulloch blurs the boundary between what is 2D and 3D: The analog, real space
appears digital. Nevertheless the irregularity of the totem-like stacks and the waver of the paravents allows them
to appear animate and to make the spectator move around and interact with them. The space within the exhibition
seems to be dropped out of reality, but through communication with other objects – satellites – the stacks always
“know“ where they are: One of them has a GPS built in, which remains invisible for the spectator. In their
concreteness the sculptures of „Space Fiction Object“ are easy to understand, but the overall impression is
illusive, so that you always want to see them again and anew.
Angela Bulloch was born 1966 in Rainy River, Canada, and currently lives and works in Berlin. Her first solo
exhibition with Eva Presenhuber took place at Galerie Walcheturm, Zurich (1996). Her work is represented in major
museums and private collections worldwide, including Lenbachhaus, Munich; Kunstmuseum, Bonn; Tate, London;
Le Consortium Dijon; Albright Knox Art Gallery, Buffalo, De Pont, Tilburg, and the Guggenheim Abu Dhabi. Recent
solo exhibitions include Witte de With Center for Contemporary Art, Rotterdam (2012); Städtische Galerie
Wolfsburg (2011); and Lenbachhaus, Munich (2008). Major museum group shows include Walk the Line, Neue
Wege der Zeichnung, Kunstmuseum Wolfsburg, Wolfsburg (2015); Tele-Gen – Die Sprache des Fernsehens im
Spiegel der Kunst 1964 – 2015, Kunstmuseum Bonn, Bonn (2015); Seeing through Light. Selections from the
Guggenheim Abu Dhabi Collection, The Guggenheim Abu Dhabi (2014); Collection on Display, Migros Museum für
Gegenwartskunst, Zürich (2013). Her work will also be included at the exhibition Almanach 16, Le Consortium ,
Dijon, opening February 20, 2016.
Tillmann Severin