(Op-)Mayer’s World – Hans Mayer’s Kinetic Art
„Die Eröffnungen bei op-Mayer gerieten rasch in legendären Ruf.“* Esslingen am Neckar, April 1965: Hans Frieder Mayer, gerade mal 24 Jahre alt, eröffnet die (op) art galerie in einem ehemaligen Sarglager, das Absolventen der Hochschule für Gestaltung Ulm als Raum für Kunstausstellungen hergerichtet hatten. Mayer, der 1940 in Ulm geboren wurde und als ausgebildeter Industriekaufmann beim Dortmunder Design-Möbelhändler Karl-Heinz Schröer arbeitete, interessierte sich für den Konstruktivismus und die zeitgenössischen aktuellen Kunstströmungen, die Neuen Tendenzen, für Op-Art, Kinetische Kunst und Lichtkunst. Für die ausstellung 1 der (op) art galerie hatte Mayer so im Januar 1965 Josef Albers in New Haven/Connecticut kontaktiert, um ihn um sein Einverständnis zu bitten, einige seiner neuen Werke und solche aus Beständen europäischer Sammlungen ausstellen zu dürfen. Mit über 80 Gemälden und Grafiken wurde aus: hommage to the square, strukturale konstellationen dann die umfangreichste Albers-Ausstellung, die es seit der Emigration des Dessauer Bauhaus-Lehrers aus dem nationalsozialistischen Deutschland 1933 in die USA nun in Europa zu sehen gegeben hatte. Bereits mit dieser Eröffnungsausstellung zeigte sich Hans Mayers grundsätzliches Bestreben: die Welt durch die Betrachtung von sich stets wandelnder Kunst zu verändern.
Marta Boto, Julio Le Parc, Marta Hoepffner, Victor Vasarely, Hugo Demarco, Nicolas Schoeffer und viele mehr: op-Mayer, wie er gleich zu Beginn seiner Arbeit genannt wurde, realisierte in nur drei Jahren 30 Ausstellungen in Esslingen, während er zusätzlich 1967 mit der renommierten Pariser Galeristin Denise René eine Kooperation einging und die Galerie Denise René Hans Mayer in Krefeld eröffnete – die sich wiederum ab 1969 als Kunstmarkt für Grafik und Objekte nach Düsseldorf ausweitete, wo schließlich die Galerie ab 1971 einen festen Standort am Grabbeplatz bezog. Es waren jene Räume, die Max Bill, mit dem Hans Mayer seine zweite Ausstellung in Esslingen umgesetzt hatte, als Galerie in Düsseldorf umbaute und in denen Mayer über Jahrzehnte hinweg als Galerist tätig gewesen ist.
Die nun gemeinsam von der Galerie Hans Mayer und Galerie Max Mayer im Schmela Haus ausgerichtete Ausstellung ist eine Hommage an Hans Mayer (1940−2022) und bringt eine Auswahl an Werken aus den Beständen der Galerie seit 1965 und von Künstler:innen zusammen, die Mayer wegweisend ausgestellt und in zeitgenössische Kunstdiskurse eingebracht hat.
Text: Dr. Christina Irrgang
*Hans Jürgen Müller zitiert in: Walter Grasskamp: Hans Mayer, Energien/Synergien 14, hrsg. v. d. Kunststiftung NRW, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 2017, S. 7.