9 Werke von 9 Künstlern der Düsseldorfer Kunstakademie

9 Werke von 9 Künstlern der Düsseldorfer Kunstakademie

New address from Sept. 9 Grabbeplatz 2 40213 DuesseldorfContemporary address Düsseldorf, Germany Friday, September 9, 2011–Thursday, November 10, 2011

Eröffnungsausstellung in der neuen Galerie Hans Mayer am Grabbeplatz

Selbst mit 71 Jahren hat Hans Mayer nichts von seinem Elan und Enthusiasmus verloren. „Das wird Spitze“, schwärmt er von seiner neu errichteten Galerie am alten Standort in der Düsseldorfer Innenstadt: direkt gegenüber der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, vis-à-vis der Kunsthalle Düsseldorf und in unmittelbarer Nachbarschaft der legendären Kunstakademie. Nach drei Jahren in einem Ausweichquartier am Stadtrand kehrt Hans Mayer wieder an den Grabbeplatz zurück. Am 9. September ab 19.30 Uhr wird die neue Galerie - parallel zum Düsseldorf/Kölner Galerienrundgang - eingeweiht.
Die neuen Räume haben ganz andere Dimensionen als die - 1971 von Max Bill entworfene - alte Wirkungsstätte. Sie erstrecken sich auf zwei Etagen: 220 qm Ausstellungsfläche unten, nochmals 150 qm Büroräume darüber, Deckenhöhe 4,50 m. RKW Düsseldorf ist verantwortlich für die Architektur, das Erscheinungsbild der Galerie wurde von Danilo Silvestrin aus München entworfen. Mit 370 Quadratmetern gehört die Galerie Hans Mayer wieder zu einer der größeren für zeitgenössische Kunst in Deutschland, ein Zeichen des Vertrauens in die Kunststadt Düsseldorf, ja in die Kulturregion Rheinland!
Der gebürtige Ulmer Hans Mayer, der 1967 als junger Galerist aus Esslingen zunächst in Krefeld zusammen mit der Pariser Galeristin Denise René eine Galerie eröffnete, bevor sie vier Jahre später nach Düsseldorf wechselten, glaubt bis heute unbeirrt an die besondere Strahlkraft der rheinischen Kunstszene. Daran hat auch das fünfjährige Intermezzo mit einem zweiten Standbein in Berlin - von 1998 bis 2003, in den Jahren der allgemeinen Berlin-Euphorie - nichts geändert. Im Rheinland erlebte Hans Mayer die großen Aufbrüche der 60er und 70er Jahre: die Ausstellungen und Aktionen der Künstlergruppe ZERO mit ihren engen Verbindungen zu Yves Klein und den Nouveau Réalistes, den charismatischen Erneuerer Joseph Beuys und seine erbitterten Fehden mit der Staatlichen Kunstakademie, die aus seiner Klasse hervorgegangenen jungen Genies Blinky Palermo und Imi Knoebel, die legendären Fluxus-Aktionen mit Joseph Beuys und Nam June Paik, die ersten internationalen Erfolge von Gerhard Richter oder Sigmar Polke.
Und immer wieder junge und alte Künstlerpersönlichkeiten, die unbeirrt um den jeweiligen „Zeitgeist“ ihren eigenen Weg gingen: Gotthard Graubner mit seinen Farbkissen und spektakulären Nebelräumen oder Norbert Kricke mit seinen Raum- Zeit-Plastiken.
In seiner Zeit als Rektor der Akademie, von 1973 bis 1981, verhalf Kricke der traditionsreichen Institution durch eine intelligente Berufungspolitik, die zu einem großen Spektrum bedeutender Professoren führte, erneut zu hohem Ansehen: man denke nur wie die Fotoklasse von Bernd und Hilla Becher (1976-1996) mit den Schülern Andreas Gursky, Thomas Ruff, Candida Höfer und Thomas Struth zu einem der wichtigen Ausgangspunkte für die Entwicklung und Bedeutung der Fotografie in der zeitgenössischen Kunst geworden ist! Zwei Jahrzehnte intensiven Experimentierens und internationaler Kontaktaufnahme ließ Düsseldorf zur lebendigsten Kunstszene Deutschlands werden. Sie hat das Kunstverständnis von Hans Mayer - neben der Begegnung mit der internationalen Avantgarde in Europa und Amerika - entscheidend geprägt.
So zeigte er nach seinem Umzug 1971 in die Düsseldorfer Galerie am Grabbeplatz wiederholt Günther Uecker, Gotthard Graubner, Heinz Mack und Norbert Kricke. Und auch andere, in der Landeshauptstadt lebende Künstler, waren immer wieder mit Ausstellungen in seiner Galerie, oder mit einzelnen Werken auf seinen zahlreichen internationalen Messeständen zu sehen.
Durch die Vielfalt der rheinischen Kunstszene hatte sich Hans Mayers Blick sukzessive vom op-art Programm seiner frühen Jahre gelöst und richtete sich zusehends auch auf ganz andere Kunstrichtungen, so z.B. auf aktuelle amerikanische Kunst. International bekannt wurde er schließlich mit der frühen Präsentation der Pop-Art Künstler und anderer amerikanischer Größen wie Mark Rothko oder Ellsworth Kelly in Düsseldorf. 1979 begegneten sich in seiner Galerie erstmals Andy Warhol und Joseph Beuys; Keith Haring, Jean-Michel Basquiat, Tony Oursler, John Kessler, Bill Beckley und Robert Longo folgten mit vielen groß angelegten Ausstellungen.
Gleichzeitig erweiterte sich Hans Mayers Programm rasant um weitere bedeutende Künstler aus der ganzen Welt: Peter Lindbergh, Helmut Newton, C.O. Paeffgen, Dennis Hopper, Markus Oehlen, Bernar Venet, Elaine Sturtevant, Ben Willikens, Jean Tinguely, Jürgen Klauke und viele mehr.
Einer der wichtigen Eckpunkte der Galeriearbeit in den 90er Jahren bedeutete auch der Beginn der Zusammenarbeit mit Nam June Paik, der von 1979 bis 1996 eine bedeutende Rolle als Professor für Videokunst an der Düsseldorfer Kunstakademie spielte.
Nach 46 Jahren vielseitigster Galerientätigkeit Hans Mayers ist es also als bewusste Hommage an das Rheinland mit seiner kreativen und wirtschaftlichen Potenz zu verstehen, wenn er seine neuen Räume nun mit Werken maßgeblicher Künstler der Düsseldorfer Kunstakademie eröffnet. Mit der Übernahme des Rektorats durch Markus Lüpertz (1988-2009) und aktuell durch Tony Cragg (seit 2009) hat die Akademie erneut - nicht zuletzt durch Berufung international renommierter Künstler der jüngeren Generation - entscheidende Impulse erhalten und zählt dadurch heute weiterhin zu den weltweit führenden Kunstakademien mit ihrem hohen, diversifizierten Niveau der künstlerischen Lehre und des kreativen Denkens.
Hatte Hans Mayer in rheinischer Szene oft mit aufregenden Präsentationen auswärtiger Künstler für Diskussionen gesorgt, so verweist er mit der jetzigen Ausstellung auf die Bedeutung dieser Institution für die Kunstlandschaft weltweit: eine schöne Geste des international vernetzten Galeristen gegenüber einer Stadt und einer Region, von der entscheidende Impulse für die zeitgenössische Kunst ausgegangen sind und weiterhin ausgehen!
Dr. Bettina Ruhrberg