Andy Coolquitt
Frank Haines
William J. O‘Brien
Eröffnung am Freitag, 11. April 2008 um 19 Uhr
Andy Coolquitt und Frank Haines sind anwesend.
Ausstellungsdauer: 11. April - 24. Mai 2008
Die Arbeiten von Andy Coolquitt beschäftigen sich mit dem Verhältnis zwischen Funktion und Dysfunktion beim häuslichen Objekt. Seine Werke sind gleichzeitig Skulptur und Interieur, Objekte die sich wie Installationen gebärden und dabei Gemütlichkeit und eine humorvolle Unbeholfenheit ausstrahlen, ohne dabei ihren prozesshaften Charakter zu verlieren.
Wegen des oftmaligen Mangels an einem Atelier wurde die Straße für Collquitt zu Arbeitsplatz und Materialquelle. Eine mittlerweile angehäufte Sammlung von unzähligen farbigen Metallröhren, Lampen, Fragmenten von Sesseln und anderen ausgemusterten Einrichtungsgegenständen nutzt er, um die Elemente in neue Kombinationen zu transformieren (oft hinterlässt er sie auch dort, wo er sie zusammengesetzt hat). In weiterer Folge beginnt Coolquitt damit Kabel in seine Skulpturen zu verlegen und sie mit Lichtquellen auszustatten.
Die Verwendung von Licht kann bei Coolquitt unter diversen Gesichtspunkten gelesen werden. Einerseits wird Energie freigesetzt, die sich in Form von Licht entweder frei im Raum entfalten kann oder durch Platzierung in Ecken von den Wänden absorbiert wird. Andererseits besitzen Lichtquellen die Eigenschaft, ihre Umgebung zu erhellen, den Blick auf sie selbst aber zu verhindern. Darüber hinaus ist die Kombination aus Gestängen und Glühbirnen prototypisch für die Lampe, die ihrerseits wieder einen prototypischen Einrichtungsgegenstand darstellt.
Formal orientiert sich der Künstler dabei an kaputten, zunächst provisorisch geflickten und dann doch auf der Straße hinterlassenen Gegenständen. Diese Ästhetik schafft einen unmittelbaren Zugang für den Betrachter, ebenso wie die Interieurhaftigkeit der Objekte, die ein Verhältnis zum Körper des Besuchers aufbaut und damit Coolquitts Kunst als These für einen Lebensraum (und vice versa) erfahrbar macht.
Auch die Skulpturen von Frank Haines beziehen sich auf die Dinge die uns umgeben, allerdings nicht so unmittelbar wie bei Coolquitt im Sinne von gesellschaftlichen Gütern, sondern als Versuche der Ordnung auf metaphysischer Ebene. Okkultismus, Alchemie, Meditationstechnik, Theurgie, Theosophie, Hermetik und Personen wie Eliphas Levi, Pythagoras, Yves Klein, John McCracken und die frühen Pioniere der elektronischen Musik sind die Ausgangspunkte für Haines Arbeiten. Mineralien, Spiegel und Geometrie sind die Mittel, die er als Metaphern für die Urenergie des Universums einsetzt.
Quarz, Pyrit, Fluorit und andere in der Natur vorkommende Mineralien versinnbildlichen den Lauf der Elemente, ihre verschiedenen Zusammensetzungen und die Bedingungen unter denen sie entstanden sind. Wässrige, harzige Oberflächen stehen für die Urwasser und den Urhügel in den ägyptischen Schöpfungsmythen. Als platonische Körper verwendet Haines Tetraeder, Oktaeder, Ikosaeder und Kuben – Formen, die der Philosoph mit den vier klassischen Elementen Erde, Feuer, Wasser und Luft assoziierte.
Haines schafft auf Basis dieses Vokabulars Werke, die aus Gittern, Pyramiden, Bögen, mathematisch gegliederten Kreisen und willkürlichen Winkeln bestehen und entweder allein oder in Gruppen angeordnet sind. Diese symbolische Geometrie entstammt dem Bestreben der Ordnung des Universums im Altertum und auch Haines geht es bei seiner Verwendung dieser grundlegenden Formen der Abstraktion um den Versuch eines Einblicks in die wissenschaftlichen, philosophischen, psychologischen, ästhetischen und mystischen Gesetze des Universums. Die einfachen, ungegenständlichen Formen sind dabei die idealen Mittel um den nicht greifbaren, unbeschreibbaren Aspekten der Existenz näher zu kommen.
William J. O’Brien appropriiert Designelemente und Darstellungskonventionen in einer Fülle von Medien, die von Zeichnung über Video, Skulptur, Keramik, Textilkunst bis zur Installation reichen. Er bedient damit Ideen, die sowohl persönlich als auch allgemein sein können, medialer wie sexueller Natur, Identität betreffend oder aus anderen Informationskanälen stammen können, die in seinem Leben und Werk herumschwirren. In dieser Menge an Medien und Inhalten verwendet er ein abstraktes wie auch figuratives Vokabular, das in den Zeichnungen sehr präzise ausformuliert wird und in Skulpturen und Assemblagen eher als lockerer Formalismus zum Ausdruck kommt.
O’Brien war in der Werbebranche und als Grafikdesigner tätig, bevor er sich entschlossen hat, eine Laufbahn als Künstler einzuschlagen. Aus diesen Jobs resultiert auch sein Interesse an der Arbeit mit vorgefundenem Material. Das Wiederverwenden von Bildern und Materialien erschließt neue Bedeutungsperspektiven, die er mit Mitteln wie Dekontextualisierung, Kontextualisierung und Wiederholung erreicht. Seine Bildfindung ist dabei scheinbar intuitiv, seine Ergebnisse minimalistisch bis chaotisch durcheinander.
In der Ausstellung ist eine Reihe von Arbeiten auf Papier zu sehen, die zum einen sein Spiel mit modernistischen Formen, zum anderen Studien zur Darstellbarkeit des Menschen und seiner Gesten zeigt, sowie Arbeiten die eine Schnittmenge dieser beiden Felder bilden.
Wie bei Frank Haines, ist es auch bei William J. O’Brien ein Versuch der Ordnung, der am Ausgangspunkt seines vielseitigen Werkes steht. Auch O’Briens Werk ist geprägt von einem ganzheitlichen Ansatz, der nach einer Unmittelbarkeit des Details in einem transzendentalen Ganzen sucht.
Andy Coolquitt (*1964) lebt und arbeitet in New York und Austin, Texas. Er studierte an der UCLA und der University of Texas in Austin, bevor er sein Studium abgebrochen hat, um ein Haus zu bauen, das mittlerweile in unzähligen Magazinen als Gesamtkunstwerk gefeiert wurde. Seine Arbeiten waren unter anderem im Austin Museum of Art zu sehen und eine Zusammenarbeit mit Dearraindrop bei Deitch Projects in New York ausgestellt.
Frank Haines (*1973) lebt und arbeitet in New York. Er studierte an der San Francisco State University. Bei Jack Hanley und Quotidian in San Francisco, als auch Three Walls in Chicago waren schon Einzelausstellungen von ihm zu sehen. Zuletzt wurde seine Arbeit in Europa in der Ausstellung „Deaf 2“, kuratiert von Peter Coffin, in der Galerie Frank Elbaz in Paris gezeigt. Neben seiner künstlerischen Produktion, die auch Performances umfasst, betreibt Haines zusammen mit Chris Kachulis die Band „Blanko and Noiry“.
William J. O’Brien (*1975) lebt und arbeitet in Chicago. Er studierte an der Loyola University Chicago und der School of the Art Institute of Chicago. Seine Arbeiten waren unter anderem in der Barbara Gladstone Gallery und der Marianne Boesky Gallery in New York, bei Blum and Poe Los Angeles und dem Museum of Contemporary Art in Detroit zu sehen. Einzelpräsentationen wurden bei Shane Campbell in Chicago, Locust Projects in Miami, dem Museum of Contemporary Art in Chicago und Ingalis in Miami gezeigt.