CLARINA BEZZOLA – „Der glückliche Tod im Leben und die Geburt ins Jetzt“
Clarina Bezzola ist seit Anfang Juni artist in residence bei Krinzinger Projekte. Sie beschäftigt sich schon lange mit gesellschaftlichen
Mechanismen, seien es nun Schutzschilder, die der Mensch um sich aufbaut, oder verschlüsselte optische oder
psychische Abwehrtechniken, die alles in kontrollierte Bahnen lenken und uns dabei ein Gefühl scheinbarer Sicherheit vermitteln.
Ihre Ausstellung in Wien, „Der glückliche Tod im Leben und die Geburt ins Jetzt“, ist ein Versuch den grundlegendsten
Selbstschutz, das Planen und Vorausdenken, zu vermindern und im Verlassen der kontrollierten Ereignisse, im
Loslassen einen kleinen Tod zu erleiden, um im Jetzt, in der unmittelbaren Realität wiedergeboren zu werden. In Wien probiert
sie den freien Fall gleich aus, indem sie praktisch ohne Werk (und Kontakte) anreist und versucht, die Leute mit denen
sie hier in Berührung kommt, zu Mithilfe und Unterstützung ihrer Ausstellung zu motivieren. Uniformiert, also in einer normierten
(Ver-)Kleidung, die Sicherheit und Seriosität suggerriert, hat sie im Vorfeld dann die Leute besucht, die ihrer Aufforderung
zum Spenden von Kleidungsstücken nachgekommen sind. Aus den so gesammelten Textilien hat sie eine
Netzstruktur genäht, die nun in der Ausstellung als Installation zu sehen ist.
In diese formgewordene Metapher für die Gesellschaft und ihre Zwänge wird sich die Künstlerin während einer Performance
zur Eröffnung selber eingliedern, um dann die Ängste, die mit dem Zweifeln, Vergleichen und Einkategorisieren einhergehen
und das Individuum am echten Austausch mit sich selbst und der Umwelt hindern, zu verbalisieren. Nach einem sich explosionsartig
steigerndenWortschwall wird es zu einem Bruch kommen, zu einem Erwachen und Realisieren des Reichtums der
in der offenen Ruhe, im unbefleckten Moment vorhanden ist. Aufgeben des Glaubens an Inseldasein oder Hierarchien ermöglicht
freies Fließen und Vermischen vom Selbst und dem Anderen – den glücklichen Tod im Leben und die Geburt ins Jetzt.
Die Ausstellung von Clarina Bezzola wird unterstützt durch Pro Helvetia - Schweizer Kulturstiftung.
SECUNDINO HERNÁNDEZ
Secundino Hernández kämpft gegen Leinwände wie Don Quijote und Sancho Panza gegen dieWindmühlen: Einerseits geht
er ins Gefecht, andererseits weiß er um die Aussichtslosigkeit der Schlacht, ja um die Illusion des perfekten Bildes. Schon
in seinen frühen Arbeiten beschäftigt er sich damit, wie Bilder funktionieren, wie sie konstruiert werden, wie sie entwickelt
werden. Der Prozess der Bildfindung ist bei ihm essentiell und geht evolutionär vonstatten, ein Bild folgt dem anderen, das
Kommende ist Antwort auf das Vergangene und Streben nach Verbesserung. Und trotzdem endet die Arbeit im Atelier am
Abend mit einem Spotten über die Bilder, die er sich abgerungen hat – mit einem tragischen sich der Leinwand Ergeben,
um den Kampf am nächsten Tag wieder aufzunehmen. Die Unmöglichkeit, eine Idee in eine Form zu übertragen, ist ihm bewußt,
das Scheitern nimmt er als Bedingung seiner Arbeit wahr und macht sie zu einem Teil seines Schaffungsprozesses.
Hauptgegenstand seiner Malerei ist der Mensch, den er als Entität und auch als Prototyp des Selbst zum Gegenstand
seiner Betrachtungen macht. Die Malerei ist für Hernández ein Werkzeug, um das Selbst zu erforschen und über die Leinwand
in eine Beziehung zu einer äußeren Realität zu bringen. Die Brechung des Zwangs einer formalen Idee ist ihm dabei
malerisches Anliegen, die Re-Formation und Re-Konstruktion des menschlichen Körpers sind die methodischen Ansätze.
Spott, Widerspruch, Absurdität und Unterhaltung sind gleichberechtigte Partner im Werk des Künstlers und deren Balance
die Grundvoraussetzung für ein Bild – wie auch in der Geschichte von Don Quijote, die in all ihrer Tragik doch Vergnügen
bereitet.
Ausstellungsdauer: 5. Juli – 29. September 2007
(25.7. – 4.8. regulär geöffnet; August geschlossen, Besuch nach Vereinbarung; 5. 9. – 29. 9. regulär geöffnet)
Duration: July 5th – September 29th 2007
(25. 7. – 4. 8. open regularly; August closed, visit on appointment;
5. 9. – 29. 9. open regularly)