Clarina Bezzola 'Der Glückliche Tod im Leben und die Geburt ins Jetzt' and Secundino Hernández (Krinzinger Projekte)

Clarina Bezzola 'Der Glückliche Tod im Leben und die Geburt ins Jetzt' and Secundino Hernández (Krinzinger Projekte)

Seilerstätte 16 Vienna, Austria Thursday, July 5, 2007–Saturday, October 13, 2007

CLARINA BEZZOLA – „Der glückliche Tod im Leben und die Geburt ins Jetzt“

Clarina Bezzola ist seit Anfang Juni artist in residence bei Krinzinger Projekte. Sie beschäftigt sich schon lange mit gesellschaftlichen Mechanismen, seien es nun Schutzschilder, die der Mensch um sich aufbaut, oder verschlüsselte optische oder psychische Abwehrtechniken, die alles in kontrollierte Bahnen lenken und uns dabei ein Gefühl scheinbarer Sicherheit vermitteln. Ihre Ausstellung in Wien, „Der glückliche Tod im Leben und die Geburt ins Jetzt“, ist ein Versuch den grundlegendsten Selbstschutz, das Planen und Vorausdenken, zu vermindern und im Verlassen der kontrollierten Ereignisse, im Loslassen einen kleinen Tod zu erleiden, um im Jetzt, in der unmittelbaren Realität wiedergeboren zu werden. In Wien probiert sie den freien Fall gleich aus, indem sie praktisch ohne Werk (und Kontakte) anreist und versucht, die Leute mit denen sie hier in Berührung kommt, zu Mithilfe und Unterstützung ihrer Ausstellung zu motivieren. Uniformiert, also in einer normierten (Ver-)Kleidung, die Sicherheit und Seriosität suggerriert, hat sie im Vorfeld dann die Leute besucht, die ihrer Aufforderung zum Spenden von Kleidungsstücken nachgekommen sind. Aus den so gesammelten Textilien hat sie eine Netzstruktur genäht, die nun in der Ausstellung als Installation zu sehen ist.

In diese formgewordene Metapher für die Gesellschaft und ihre Zwänge wird sich die Künstlerin während einer Performance zur Eröffnung selber eingliedern, um dann die Ängste, die mit dem Zweifeln, Vergleichen und Einkategorisieren einhergehen und das Individuum am echten Austausch mit sich selbst und der Umwelt hindern, zu verbalisieren. Nach einem sich explosionsartig steigerndenWortschwall wird es zu einem Bruch kommen, zu einem Erwachen und Realisieren des Reichtums der in der offenen Ruhe, im unbefleckten Moment vorhanden ist. Aufgeben des Glaubens an Inseldasein oder Hierarchien ermöglicht freies Fließen und Vermischen vom Selbst und dem Anderen – den glücklichen Tod im Leben und die Geburt ins Jetzt.
Die Ausstellung von Clarina Bezzola wird unterstützt durch Pro Helvetia - Schweizer Kulturstiftung.

SECUNDINO HERNÁNDEZ

Secundino Hernández kämpft gegen Leinwände wie Don Quijote und Sancho Panza gegen dieWindmühlen: Einerseits geht er ins Gefecht, andererseits weiß er um die Aussichtslosigkeit der Schlacht, ja um die Illusion des perfekten Bildes. Schon in seinen frühen Arbeiten beschäftigt er sich damit, wie Bilder funktionieren, wie sie konstruiert werden, wie sie entwickelt werden. Der Prozess der Bildfindung ist bei ihm essentiell und geht evolutionär vonstatten, ein Bild folgt dem anderen, das Kommende ist Antwort auf das Vergangene und Streben nach Verbesserung. Und trotzdem endet die Arbeit im Atelier am Abend mit einem Spotten über die Bilder, die er sich abgerungen hat – mit einem tragischen sich der Leinwand Ergeben, um den Kampf am nächsten Tag wieder aufzunehmen. Die Unmöglichkeit, eine Idee in eine Form zu übertragen, ist ihm bewußt, das Scheitern nimmt er als Bedingung seiner Arbeit wahr und macht sie zu einem Teil seines Schaffungsprozesses. Hauptgegenstand seiner Malerei ist der Mensch, den er als Entität und auch als Prototyp des Selbst zum Gegenstand seiner Betrachtungen macht. Die Malerei ist für Hernández ein Werkzeug, um das Selbst zu erforschen und über die Leinwand in eine Beziehung zu einer äußeren Realität zu bringen. Die Brechung des Zwangs einer formalen Idee ist ihm dabei malerisches Anliegen, die Re-Formation und Re-Konstruktion des menschlichen Körpers sind die methodischen Ansätze. Spott, Widerspruch, Absurdität und Unterhaltung sind gleichberechtigte Partner im Werk des Künstlers und deren Balance die Grundvoraussetzung für ein Bild – wie auch in der Geschichte von Don Quijote, die in all ihrer Tragik doch Vergnügen bereitet.

Ausstellungsdauer: 5. Juli – 29. September 2007
(25.7. – 4.8. regulär geöffnet; August geschlossen, Besuch nach Vereinbarung; 5. 9. – 29. 9. regulär geöffnet)

Duration: July 5th – September 29th 2007
(25. 7. – 4. 8. open regularly; August closed, visit on appointment; 5. 9. – 29. 9. open regularly)