ERWIN WURM »AM I A HOUSE?«
15. September – 12. November 2005
Eröffnung am Donnerstag, 15. September 2005 um 18 Uhr im Rahmen des Innenstadtgalerienrundgangs.
Erwin Wurm ist anwesend.
„Am I a House?“ ist die zentrale Frage im gleichnamigen Video. Gestellt wird sie von einem Haus, dem
„Fat House“, das Erwin Wurm 2004 im Rahmen der Art Basel gezeigt hat. In einem Monolog diskutiert
das Haus die existentialistische Frage nach der Definition seiner selbst und dem damit verbundenen
Kontext, philosophiert über Kunst, Architektur, Kunstbetrieb und Kunstkritik.
Anfang der 90er Jahre begann Wurm mit einer Fotoserie in der er den portraitierten Personen über die
Veränderung von deren Körpervolumen eine skulpturale Qualität verlieh (z. B. „Me/Me Fat“, 1993). Ende
der 90er folgte dann auch der Umkehrschluß - die Subjektwerdung des Objekts - in Form des „Fat Cars“.
Wie das Auto ist für Wurm auch das Haus eine äußere Hülle des Menschen, die wie Kleidung zur
Selbstdarstellung dient. Zusammen mit dem Auto ist das Haus das Konsumgut, das uns Menschen am
nächsten ist und unseren sozialen Status nach außen hin demonstriert. Doch die Hüllen der in der
Ausstellung zu sehenden Häuser sind im Gegensatz zu ihren realen Vorbildern deformiert – manche
scheinen zu schmelzen, andere sind zu dick. Es haftet ihnen ob der organischen Form etwas menschliches,
verletzliches an, das die fitten, strammen Vorbilder der Häuser, etwa das Haus Moller von Adolf
Loos, das Haus Wittgenstein, das Guggenheim-Museum in New York oder das Hochhaus von Mies van
der Rohe nur noch erahnen lässt.
Die Deformierung von Gebäuden nimmt bei Erwin Wurm eine politische Dimension an, wenn er mit seinen
Skulpturen auf das Zerfließen und Verflüssigen festgefahrener Strukturen anspielt. Die Diktatur einer
bestimmten Geisteshaltung, die starke Position von bestimmten Denkmustern und Kunstrichtungen werden
durch die Skulpturen des Künstlers persifliert und in Frage gestellt. Das Guggenheim von Frank
Lloyd Wright als Sinnbild einer Struktur von Macht innerhalb der Kunstwelt zerschmilzt in einer Skulptur
von Wurm. Der Künstler spielt hier nicht nur auf die Auflösung der Struktur an, sondern auch auf das
Wegschmelzen des Begriffs des Museums. Die gesellschaftskritische Dimension seiner Arbeit verpackt
Erwin Wurm dabei auf ironisierend-groteskte Weise, die dem Betrachter über ein Reflektieren der
Thematiken hinaus noch ein Lächeln abzuringen vermag.