Erwin Wurm 'Hypnose II'

Erwin Wurm 'Hypnose II'

Vienna, Austria Thursday, April 10, 2008–Friday, May 23, 2008

ERWIN WURM
"HYPNOSE II"

Opening
Thursday, April 10, 2008, at 7 pm
Erwin Wurm is present.

Eröffnung am Donnerstag, 10. April 2008 um 19 Uhr
Erwin Wurm ist anwesend.

Seit den späten 1980ern erweitert Erwin Wurm den Skulpturbegriff. Er geht dabei von den Faktoren aus, die Skulpturen im Wesentlichen definieren: von Skulptur als dreidimensionalem Körper und als Gegenüber des Betrachters in physischer und psychischer Hinsicht. Diese Gesichtspunkte nutzt er um seine Werke innerhalb des klassischen Skulpturdiskurses zu positionieren und gleichzeitig darüber hinauszuweisen.

Bereits Anfang der 1990er arbeitet Wurm mit Kleidungsstücke, die Spannung zwischen ihrer Funktion und dem damit verkleideten minimalistischen Formenvokabular erzeugen. In weiterer Folge verhandelt er das Volumen als physische Bedingung von Skulptur anhand von Arbeiten, in denen menschliche Körper mit unzähligen Schichten von Bekleidungsstücken überzogen fotografiert werden. Darauf bauen die „One Minute Sculptures“ auf, die – ebenfalls im Medium der Fotografie – Zeitlichkeit als Funktion von Skulptur anschaulich machen.

Keine „One Minute Sculpture“ ist das in der Ausstellung zu sehende Video „Stand West“ – ein hypnotisierter Mann steht darin von Sonnenauf- bis Untergang regungslos auf einem Feld. Zwei Hypnotiseure halten ihn dabei in einem mentalen Zustand, in dem das Bewusstsein gerade noch aktiv ist aber noch keine Tiefenhypnose erreicht ist. Während die Hypnose ein Stillstehen über den langen Zeitraum ermöglicht, bedarf es doch der Willenskraft des Hypnotisierten, den Zustand beizubehalten. Wurm setzt den Willen zum Stillstand als existentiellen Akt in Szene: als physischen Akt, der nur über psychische Anstrengung zu erreichen ist.

Auf Beinen stehende, mit Mänteln bekleidete Quader, bilden das skulpturale Pendant zum Video. Wird im Video der Mensch zur Skulptur, wird bei diesen Skulpturen das Objekt subjektiviert. Dasselbe Schicksal ereilt eine Reihe von weißen Leinwänden, die Pullover tragen. Eine weitere Gruppe von Skulpturen in der Ausstellung sind die „Mind Bubbles“, die jeweils aus mehreren bekleideten Elementen bestehen, wovon dann zumindest ein Element eine kartoffelähnliche Form besitzt. Die Kartoffel hat eine Unform, die trotz einer unglaublichen Breite an Variationsmöglichkeiten an einen Erdapfel erinnert. Ihre Unentschiedenheit in der Form setzt Wurm ein um Gedankenblasen wie wir sie aus Comics kennen als abstrahierte Metaphern zu materialisieren.

Mit „Hypnose II“ geht der Künstler damit wieder einen Schritt weiter im Ausdehnen des schon erweiterten Skulpturbegriffs. „When forms become attitude“: Formwerdung wird zum psychischen Kraftakt und Körperlichkeit tritt in den neuen Arbeiten zurück zugunsten einer Vorstellung davon.

Erwin Wurm (geboren 1954 in Bruck an der Mur) zählt zu den wichtigsten und erfolgreichsten Künstlern seiner Generation. In den letzten Jahren hatte er große Einzelausstellungen in den wichtigsten Museen und Ausstellungshäusern in Europa und Amerika, wie den Hamburger Deichtorhallen, dem Kunstmuseum St. Gallen, dem Central House of Artists, Moskau, dem Musée d’ Art Contemporain in Lyon und dem MUMOK in Wien, ebenso wie dem Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen, dem Rose Museum at Brandeis University, Waltham, Massachusetts und dem Frye Art Museum, Seattle, USA. Die deutsche „Kunstzeitung“ hat Erwin Wurm zum „Künstler des Jahres 2007“ gewählt.

Die Galerie Krinzinger vertritt Erwin Wurm seit 1986.