Frank Thiel ist bei der Eröffnung anwesend.
Geboren 1966, lebt und arbeitet in Berlin
Bis zu 80 Meter hoch erheben sich einige der über 40 Gletscher im Nationalpark Los Glaciares im
argentinischen Teil Patagoniens über den Lago Argentino und die ihn umgebenden Berge und Täler.
Majestätisch anmutende, atemberaubend schöne Eiswände prägen die Landschaft, welche Frank
Thiel 15 Jahre nach seiner ersten Patagonienreise dazu bewegte, diese vom Menschen kaum
berührte Natur zu einem Thema seiner Arbeit zu machen. Pflugscharen der Goetter (los arados de
dios) taufte Jean Louis Rodolphe Agassiz (1807-1873), dessen wissenschaftliche Erkenntnisse zur
Entstehung der Gletscher Pionierarbeit waren dieses erhabene Naturschauspiel.
Die auf mehreren Reisen in 2011 und 2012 entstandene Bilderserie ist verführerisch und
unheilschwanger zugleich, bewegt sich ambivalent zwischen der Erhabenheit und Unverwüstlichkeit
dieser Ehrfurcht gebietenden, gefrorenen Naturgebilde und ihrer gleichzeitigen Fragilität und
Gefährdung.
Stark strukturierte Oberflächen mit überbordendem Reichtum an Details, eingefärbt in scheinbar
endlosen Variationen von Blau-, Grau- und Weißtönen bis hin zu holzkohlefarbenem Schwarz,
durchzogen von wie eingraviert wirkenden, unendlichen Linien und Adern. Eine verschwenderische,
über 8.-12.000 Jahre geformte Sinfonie aus Eisschichten mit fast übernatürlich anmutenden Formen,
Zacken, Vorsprüngen, Zapfen, Absätzen, Rissen, Klippen, Furchen und Spalten. Skulptural
anmutende Gebilde der Natur, die älter als jede menschliche Konstruktion sind.
Mit seiner Entscheidung für sehr großformatige Arbeiten versucht Thiel eine dem Naturschauspiel
adäquate Übersetzung in Bilder und so entstanden in Patagonien einige seiner bisher größten
Arbeiten, deren Betrachtung ein sehr physisches Erlebnis ist.
Indem Frank Thiel diese organischen Architekturen mit dem gleichen Sinn für Details und Komposition
fotografiert, mit demselben, fast archäologischem Blick untersucht, den er bereits bei seinen
Aufnahmen von Berlin nach dem Mauerfall angewendet hat, weitet er sein künstlerisches Interesse an
Bildern der Transformation, der Vergänglichkeit und des Übergangs einer sich rasant verändernden
urbanen Topografie auf die viel langsamer verlaufenden Veränderungsprozesse der Prähistorie aus.
Thiel analysiert die natürliche Umgebung mit ganz ähnlichem Interesse, das er bereits in früheren
Serien an unserem von Architektur geprägten Lebensraum gezeigt hat. Er kommt dabei zu ähnlichen
künstlerischen Ergebnissen, auch wenn sich diese neuen Arbeiten auf den ersten Blick sehr stark von
den früheren unterscheiden. Durch ihre stark strukturierte Komposition, ihren Sinn für kleinste Details
und ihre subtile farbliche Dichte besitzen auch diese neuen Fotografien eine aus früheren Bildern
Thiels bekannte große malerische Qualität.
Die Ausstellung in der Galerie Krinzinger ist das europäische Debüt dieser Bildserie.
Parallel zur Ausstellung in der Seilerstätte werden vier seiner Fotografien im neuem Park Hyatt Hotel
in Wien gezeigt.
Werke von Frank Thiel sind in Sammlungen namhafter internationaler Museen, wie: Museo Nacional
Centro de Arte Reina Sofía, Madrid, Spanien; Moderna Museet, Stockholm, Schweden; Art Gallery of
Ontario, Toronto, Kanada; Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington D.C.; und Corcoran
Gallery of Art, Washington, D.C. Ausserdem waren seine Arbeiten Beitrag der 48en Biennale in
Venedig, Italien, der XXV Bienal de São Paulo, Brazil und der 14en Biennale of Sydney, Australien,
und Teil wichtiger Ausstellungen wie im Mori Art Museum, Tokyo, Japan; National Gallery of Canada
in Ottawa; Museo Nacional de Bella Artes, Havana, Cuba; Centre Pompidou-Metz, Frankreich; Neue
Nationalgalerie, Berlin, Deutschland; und The Phillips Collection, Washington D.C., u.a..