ES SPRICHT RENÉ BLOCK, BERLIN.
GÜLSÜN KARAMUSTAFA IST ANWESEND

In ihrer ersten Ausstellung in der Galerie Krinzinger verbindet die türkische Künstlerin Gülsün Karamustafa die Serie Promised Paintings – non - religiöse Ikonen, die Installation Swaddling the Baby, eine Auswahl an Hinterglasbildern sowie die zwei Filme Insomniabule und The City and the Secret Panther Fashion.

Istanbuls komplexe Vergangenheit, seine Vielschichtigkeit sowie die byzantinische Bildprache faszinierten Gülsün Karamustafa schon lange. Daher begann sie kompositionelle Elemente der Ikonenmalerei für ihre eigene Malerei zu verwenden. Promised Paintings zeigen eine Neuinterpretation der Idee der Ikonenmaler, die sich als Werkzeuge des göttlichen Willens verstehen. Karamustafa bedient sich der byzantinischen Ästhetik, bricht aber mit dem strikten Schema.
“An icon maker is only the hand of ‘god’ and as such never has the initiative to paint as him/herself. Promised Paintings gave me a very special kind of freedom and became an inventive game for me as I never wished to obey the rules of ‘peinture’ that were thoroughly imposed by the art milieu in the 1980s.”

Filippo Brunelleschis Ospidale degli Innocenti mit den Andrea della Robbias Reliefs beeindruckten Gülsün Karamustafa seit ihrem Besuch in Florenz zu Studienzeiten. Besonders della Robbios Darstellungen von Wickelkindern hinterließen einen prägenden Eindruck. “Children are the feeblest of all humankind especially during times of war, great disasters, flows of migration and diasporas. My project is related to the destiny of the ‘innocents’ who had the chance to survive those unsparing moments of life. When I went through the images related to the orphanages as a whole I was more interested in the ‘faces and the looks in the eyes of children’. It was a pathway that gave me a deeper insight look of how it would feel like an orphan in an utmost crucial times in history.”

Ihre Faszination für diese unschuldigen Kinder, geboren in untragbaren Verhältnissen, jedoch aufgenommen und umsorgt in diesem Findelhaus, spiegelt sich in der Installation Swaddling the Baby wieder. Diese wurden zum erstmals in ihrer Ausstellung in der Villa Romanan in Florenz 2015 gezeigt.

Karamustafas Hinterglasbilder in Form von sereografischen Drucken und Papiercollagen aus türkischen Büchern und Magazinen der zweiten Hälfte des 20. Jh, beziehen sich auf die dekorativen Hinterglasmalereien des 19. und frühen 20. Jahrhundert. Diese schmückten vora allem Kaffeehäuser, Konditoreien, Metzgereien und Frisiersalons.

In der Galerie im Parterre sind die zwei Filme Insomniuabule und The City and the Secret Panther Fashion zu sehen. In Insomniabule folgen wir der Schlafwandlerin Somnabule und der niemals ruhenden Insomniac durch die Nacht. Während Ihrer rastlosen Wanderung durchleben beide unbewusst sowohl Ihre eigene Vergangenheit als auch Gegenwart. The City and the Secret Panther Fashion ist eines jener Projekte in denen sich Karamustafa mit dem Frauenbild auseinandersetzt. Zudem bezieht sich diese Videoarbeit auf ihre älteren Arbeiten aus den frühen 1980er Jahren aus einer Zeit in der es in der Türkei eine massive Landflucht gab. “ I made use of leopard skin patterns because this type of fabric seemed to express the growing desire for ‘kitsch’ at this time due to social and economical conditions.”