GOTTFRIED BECHTOLD - Panamera / Ready Maids / REZ-Projekt
ERÖFFNUNG: Dienstag 19. November 2013, ab 19 Uhr
AUSSTELLUNGSDAUER: 20. November 2013 – 16. Jänner 2014
Ein Teil der Ausstellung ist im Palais Coburg zu sehen.
Der “Betonporsche”, eines von Gottfried Bechtolds Hauptwerken, war 1971 die erste “ausgelagerte”
Skulptur in der Geschichte der Galerie Krinzinger. Seither ist das Automobil immer wieder als Motiv in
seinem Werk aufgetaucht. 42 Jahre später “lagert” Gottfried Bechtold seine Panamera-Skulptur wieder aus,
zu sehen im Palais Coburg.
Die Panamera-Skulptur, (2009-12) ist Bechtolds neuestes Porsche-Projekt; ein wirklich hybrides Artefakt,
das zwischen einer klassischen Skulptur und zwischen dem Gebrauchsobjekt Automobil changiert. Eine
autoähnliche Skulptur oder ein skulpturähnliches Auto - beziehungsweise ein Auto besetzt von skulpturalen
Applikationen, oder aber eine Skulptur, die mit 500 PS motorisiert ist. Bechtold interessiert sich seit langem
in forschender Weise für die Ausweitung des Skulptur-Begriffs. Skulpturen sind im Großen und Ganzen
standortgebundene, bewegungslose Werke. Selbst Mobiles verbleiben außerhalb ihrer Binnenbewegungen
am selben Standort. Die Panamera-Skulptur könnte sich – die polizeiliche Genehmigung vorausgesetzt –
innerhalb eines Tages quer durch Europa bewegen. Ausgangpunkt der Skulptur ist das Vorserienmodell
Nr.12 eines Porsche Panamera Turbo. Was Bechtold nun beschäftigt und zu Taten animiert, ist nicht mehr
nur, die Autoskulptur als Hybrid zu betonen, sondern darüber hinaus sein weiterführendes Interesse an der
zunehmend höher bewerteten rechner-, sensor-, video- und radargestützten Bedienungsstruktur von
Automobilen zu bekunden. Die signifikanten auf Sicht bezogenen Teile der Skulptur sind aus Bronze dem
klassischen Bildhauer-Material gegossen: das heißt alle transparenten Teile des Panamera (Scheiben,
Scheinwerfer, Blinker etc.) sind in etwa 1 cm dicken, von Hand geschliffenen, polierten, und anschließend
präzise ins Auto implantierten Kontingenten (Serien) von Bronze-Skulpturen verschiedener Größe
ausgeführt. Bechtold unterdrückt die direkte Sichtverbindung von innen nach außen und von außen nach
innen. Die verlorene Sicht kompensiert er mittels 4 Videokameras, welche die bedienungs- und
fahrrelevante Umgebung nach innen auf einen Videobildschirm übertragen. So ist aus der klassischen
(Bronze) Skulptur (Auto) darüber hinaus auch ein real fahrender Simulator entstanden, und damit eine
Kategorie von Simulator erschaffen, welcher reale Auswirkungen zeigt. (© Sylvia Taraba)
Des weiteren zeigt Bechtold in den Räumen der Galerie neueste Skulpturen aus der Serie der Ready Maids,
aus der eine 2006 monumental vor dem Bregenzer Festspielhaus aufgestellt wurde. Ihre Gestalten
generieren diese Skulpturen aus gefällten Bäumen, deren Oberflächen nur minimal idealisiert werden. Der
Titel der Plastiken spielt auf die fertig vorgefundenen Formen, ein Ready-Made im Duchampschen Sinne,
ebenso an, wie auf „maid“, englisch für Mädchen.
In der Parterre Galerie findet das REZ-Projekt eine weitere Niederlassung. Diese immaterielle Skulptur
erfindet sich immer wieder neu. Gottfried Bechtold betreibt dieses Projekt seit 1994 gemeinsam mit Hubert
Matt. Sie legten Titel, Absichten und Konstitutionsbedingungen eines miteinander zu realisierenden
Kunstwerkes sowie die zentralen Kriterien seiner Gestaltung innerhalb eines zeitlich und räumlich durch
eindeutige Parameter limitierten Rahmens fest. Seither arbeiten die beiden Vorarlberger unter strengster
Geheimhaltung an einer sich gleichwohl in aller Öffentlichkeit sukzessive visualisierenden IMMATERIELLEN
SKULPTUR. Die Notwendigkeit der Geheimhaltung begründet sich nicht bloß in der unverhohlenen
Faszination des Tuns im Verborgenen, das die Kunstproduzenten zu Verbündeten macht und ihr Handel mit
der Aura des Geheimnishaften umflort. Wesentlich beruht sie auf der fragilen Konstruktion des zu
schaffenden Werkes, dessen Zustandekommen durch die Offenlegung seiner Konstruktionsprinzipien
gefährdet würde.