Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Jonathan Meeses vielfältige und tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Parsifal-Stoff. Seit 1999 beschäftigt sich der Künstler immer wieder mit dem Mythos von Bayreuth und seinem Erschaffer Richard Wagner. 2005 tritt die Figur des „reinen Tors“ Parsifal erstmals in seinem Werk auf. Anlass war die Einladung der Staatsoper Unter den Linden, für das Magazin parallel zu der von Daniel Barenboim dirigierten Wagner Oper „Parsifal“, eine Performance zu konzipieren. In drei fünfstündigen Auftritten unter dem Titel Jonathan Meese ist Mutter Parzival verwandelte sich Parsifal zu Jonathan Meese und Jonathan Meese zu Parsifal - die Grenzen zwischen Künstler und der Parsifalfigur wurden metaphorisch aufgelöst.
Für den Künstler Meese ist Parsifal der Künstler der Zukunft, der mit unverstellbarem, klarem Blick in eine neue Welt führt. Diese Vision setzte Meese 2014 zunächst in seinem Entwurf für die Inszenierung des „Parsifal“ für die Bayreuther Festspiele um, die ihn 2012 mit der Regie, Bühne und Kostüm betraut hatten. Der Entwurf wurde abgelehnt. Damit war der Weg frei für eine radikale Neuinterpretation des Stoffs für die Wiener Festwochen in Kooperation mit den Berliner Festspielen. Gemeinsam mit dem österreichischen Komponisten Bernhard Lang entwickelte Meese unter dem Titel MONDPARSIFAL ALPHA 1-8 (ERZMUTTERZ DER ABWEHRZ) den Parsifal zu einem Science Fiction-Szenario, frei von dem religiösen Pathos Richard Wagners.
In DE PAKT MIT RICHARD WAGNERZ zeigt Jonathan Meese auf Wagner bezogene Frühwerke, sowie erstmals öffentlich seine Bühnenbild- und Kostümentwürfe für die Bayreuther Festspiele. Außerdem werden Bilder, Collagen, Skulpturen und Filme zu sehen sein, die im Rahmen der Neuinszenierung MONDPARSIFAL entstanden sind. Parallel dazu präsentiert Jonathan Meese in der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums Wien vom 12. Mai bis 18. Juni 2017 die Intervention mit dem Titel PARSIFAL´S TRAUM: CHEFSACHE ´K.U.N.S.T´.
Von Beginn seines Schaffens an waren Installationen, Aktionen und Performances die künstlerischen Ausdrucksmittel, zu denen sich Jonathan Meese am stärksten hingezogen fühlte. Ab 2004 wendet er sich auch der Theaterbühne zu, wobei verschiedene Materialien, Bedeutungsträger, Gegenstände und Medien wie Fotografie, Musik und Literatur, als bildnerische Mittel zum Einsatz kommen.
Wie kaum ein anderer bildender Künstler der Gegenwart hat sich Jonathan Meese intensiv mit der Figur Wagners und dessen Mythenwelt auseinandergesetzt und deren Helden ins eigene Welttheater integriert. Während sich viele seiner KünstlerkollegInnen auch vor dem Hintergrund der antisemitischen Ausfälle Richards Wagners und der Vereinnahmung seines Werks durch das NS-Regime auf diese Figur nicht einlassen, erscheint Meeses Umgang damit umso eigentümlicher, radikaler und vor allem vollkommen unbefangen.
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The central theme of this exhibition is Jonathan Meese’s diverse, in-depth work with the Parsifal myth. Since 1999, the artist has on numerous occasions addressed the central subject of Bayreuth and its creator Richard Wagner. In 2005 Parsifal, the figure of the “pure fool” appeared for the first time in his oeuvre. The Berlin Staatsoper Unter den Linden had invited the artist to come up with a performance for the Magazin, which took place parallel to the “Parsifal” Wagner opera conducted by Daniel Barenboim. In three five-hour appearances, in a production titled Jonathan Meese ist Mutter Parzival, Parsifal became transformed into Jonathan Meese and Jonathan Meese into Parsifal – with the boundaries between the artist and the Parsifal figure becoming metaphorically blurred.
For the artist Meese, Parsifal stands for the artist of the future, who with his unmistakably clear gaze paves the way to a new world. In 2014, Meese first transformed this material in his concept for a staging of “Parsifal” for Bayreuther Festspiele. He had already been asked in 2012 to take on the dramaturgy, stage set design and costumes. The artist’s concept for the Festspiele was rejected but he took this as an occasion to develop a radically new reinterpretation of the Parsifal material for the Vienna Festival (Wiener Festwochen) in cooperation with the Berliner Festspiele. Together with the Austrian composer Bernhard Lang, Meese transformed Parsifal into a science fiction scenario, stripped free of Richard Wagner’s religious pathos, in their production MONDPARSIFAL ALPHA 1-8 (ERZMUTTERZ DER ABWEHRZ).
In DE PAKT MIT RICHARD WAGNERZ Jonathan Meese is presenting early works referring to Wagner as well as his stage set and costume designs for the Bayreuther Festspiele. The show will also feature paintings, collages, sculptures and films that were created in connection with the new staging, MONDPARSIFAL. Parallel to this Jonathan Meese will be presenting the intervention titled PARSIFAL´S TRAUM: CHEFSACHE ´K.U.N.S.T´ in the painting gallery of the Vienna Museum of Art History from May 12 to June 18, 2017.
Since the very beginning Jonathan Meese feels most strongly drawn to forms of artistic expression such as installations, actions and performances. In 2004 he began turning to the theater stage where he employed various materials, references, objects and media such as photography, music and literature as pictorial means.
Like hardly any other art of the present day, Jonathan Meese has worked intensively with the figure of Wagner and his world of myths, integrating his heroes in his own world theater. While many of this artist colleagues would prefer not to deal with this figure, also given Richard Wagner’s anti-Semitic diatribes and the cooptation of his work by the Nazi regime, Meese’s approach seems all the more peculiar, radical and above all uninhibited.