Ken Kagami 'Hellowien' (Krinzinger Projekte)

Ken Kagami 'Hellowien' (Krinzinger Projekte)

Vienna, Austria Friday, April 7, 2006–Saturday, May 27, 2006

SAVE THE DATE!

opening: April 07th at 7 pm

KEN KAGAMI - HELLOWIEN
April 07 – May 27th 2006

Ken Kagami will be present.

KEN KAGAMI
HELLOWIEN

Eröffnung am Freitag, 7. April 2006 um 19 Uhr
Dauer: 7. April bis 27. Mai 2006

Halloween verzaubert und entzaubert unsere Welt und bündelt unsere entlegensten Gefühle. Die Faszination der Kostüme und der freudige Stolz über einen gelungenen, aber harmlosen Streich, werden begleitet von Boshaftigkeit, Perversität und Grauen. Der junge japanische Künstler Ken Kagami ist in dieser Welt der Verkleidung mit all ihren Anstrengungen, den Betrachter zu entführen und ihn mit der Schönheit des Schreckens zu fesseln, heimisch. Er hat es vorgezogen, statt einer akademischen Ausbildung für bildende Kunst sechs Jahre als Kostüm-Stylist für japanische Film- und Fernsehproduktionen zu arbeiten.
Seine ganze Erfahrung nutzt er, um die Krinzinger Projekte in ein Gruselkabinett zu verwandeln. Er versieht Puppen mit Totenköpfen; er platziert Plüschtiere, die an blutenden Leichenteilen nagen, genauso wie abgehackte Finger, Füße, viergeteilte Monster, Marionetten in verschmutzter Unterwäsche und vieles mehr. Immer wieder stößt der Besucher auf Inszenierungsmuster des Horrorfilms. Die Verweise auf den Kultfilm „Dawn of the Dead“ von George A. Romero sind zahlreich. Und genauso wie in diesen Filmen ist die Vortäuschung der Gewalt bei Ken Kagami oft plump und dermaßen durchsichtig, dass die blutige Tragödie in eine dekadente Komödie umschlägt. Anstelle des ergreifenden Schreckens stellt sich dann höchstens heiteres Lachen ein so wie bei dem gewohnten Antreffen der Gespenster auf den Jahrmärkten. Auf diese heitere Weise verwendet Ken Kagami auch Penisse, Vaginas und Scheiße: als Logos, ohne besonderen Respekt.
Vielleicht ist die Lust groß - angesichts all dieses Spielzeugs, das in Ken Kagamis Ausstellung anzutreffen ist -, wieder zum Kind zu werden. Aber Ken Kagami verfällt nicht der Karikatur der kindlichen Welt, auch nicht einer Karikatur dieser Welt, die vom erwachsenen Verstand korrigiert worden ist. Im Gegenteil, mit seinen bunten Farben (schweinchenrosa, bananengelb, kiwigrün), verspielten Formen und unverhältnismäßigen Transformationen, die nicht ohne Bezug auf die Popkultur anzusehen sind und ohne den Einfluss von Künstlern wie Claes Oldenburg möglich, führt er die Karikatur auf den Höhepunkt und stößt die idyllische Welt der Kindheit in ihre eigene Falle. Wie in vielen Arbeiten von Paul McCarthy und Mike Kelley (z.B. „Heidi“), die eine Kinderwelt präsentieren, die nur mehr Vorstellung ist, völlig durchmischt mit Phantasien, die von Erwachsenenmagazinen gespeist werden, verpufft die kindliche Welt von Ken Kagami vor unseren Augen.
Ken Kagamis Arbeiten bergen süße Gewalt und leichte Perversität. Oder rühren diese Gewalt und Perversität nicht weniger von der Szenographie her denn von den Projektionen des Betrachters im Angesicht dieser Situationen? Seine Arbeiten verstricken uns in unsere eigenen Widersprüche. Denn wir fordern eine Gesellschaft, die uns Sicherheit bietet und doch suchen wir auch nach Schrecken und Angst. Paradoxerweise bringt diese Sicherheit das Verlangen nach ihrer eigenen Suspension mit sich. Die Magie Ken Kagamis besteht daraus, dass er gerade auf unsere widersprüchlichsten Begehren zielt, die unser tägliches Streben umhüllen.