Mithu Sen: A Void

Mithu Sen: A Void

Seilerstätte 16 Vienna, 1010, Austria Wednesday, September 3, 2014–Thursday, September 25, 2014 Opening Reception: Tuesday, September 2, 2014

mithu sen: a void

Mithu Sen: A Void, 2014

Price on Request

Mithu Sens Muttersprache Bengali zählt zu den meistgesprochenen Sprachen der Welt und wird von über 200 Millionen Menschen genützt. Als Mithu Sen vor über einem Jahrzehnt nach Neu Delhi kam, wurde sie in der Hauptstadt mit der Vorherrschaft der englischen Sprache konfrontiert. Als junge Künstlerin schrieb sie Gedichte in ihrer Muttersprache, ein künstlerischer Ausdruck ihrer Gedanken, der in Delhi einen Neuanfang fand. Der Auslöser zu ihrer geänderten Wahrnehmung von Sprache und Schrift war eine irrtümliche Übersetzung eines ihrer Gedichte von Bengali auf Englisch, bei der es zu einer Sinnentfremdung ihrer Worte kam. Mit der neuen Unsicherheit in ihren Ausdrucksmöglichkeiten wurden ihre Gedichte zunehmend von Leerstellen geprägt und von jeglicher Semantik befreit.

Mithu Sen ist eine international anerkannte zeitgenössische indische Künstlerin und vor allem für ihre Zeichnungen - meist erotische Darstellungen- bekannt. Sie gewann den Skoda Preis 2010 in Indien. Ein Jahr davor verbrachte sie für eine Residency in den Krinzinger Projekten mehrere Monate in Wien. Die Ausstellung A ° Void in der Galerie Krinzinger bewegt sich in der ungewöhnlichen Medienkombination von Performance, Zeichnung und Installation.

Mithu Sens Performance I am a Poet wurde erstmals 2013 (Jul-Nov.)in London bei Word. Sound. Power, einer Kooperation des Tate Modern Project Space und der Khoj International Artistʼs Association vorgeführt. Sie liest dabei aus ihrem gleichnamigen Gedichtband laut vor. Es sind asemische Schriften, die inhaltlich keinen Sinn ergeben. So findet Mithu Sen einen Zugang zu ihrem Unbewussten, den sie durch lautliche und motorische Mittel ausdrückt. Die Performance ist eine Befreiung der Sprache, die sonst strukturiert und hierarchisch ist.
Die transparenten Seiten des Buches mit zarten Schriftzeichen versehen, werden in einer Lichtinstallation ausgestellt, wo abwechselnd Schatten und Licht auf die Seiten einfallen, sodass es dem Zufall überlassen ist und der Positionierung des Betrachters vor diesen Blättern was sich zu erkennen gibt. Auch hier geht es um das Verborgene, das sich nur zeitweise zu erkennen gibt. Ebenso symbolisieren diese flüchtigen Zeilen ein Vanitas Bild des Menschen, dessen Kommunikation bei dieser Ausstellung im Mittelpunkt steht.

Der Reichtum eines mehrsprachigen Raums, wie ihn Indien mit über 120 aktuell gezählten Sprachen besonders darstellt, stellt die Gesellschaft auch vor eine große Herausforderung. In einer globalisierten Welt droht der Verlust lokaler Dialekte mit ihren Eigenheiten wie dem Klang der Sprache oder speziellen Ausdrücken. Es gilt den spontanen, kreativen und emotionalen Anteil des Sprechaktes zurückzugewinnen. Mithu Sen lässt den unstrukturierten, spontanen, emotionalen Tönen freien Lauf.
Diese Performance soll um die Welt reisen, wobei sie an jedem Ort Zuschauer dazu auffordert ihre Gedichte vorzulesen und auf einem Tonband aufzunehmen, sodass sich schlussendlich eine große Sammlung von Stimmen zusammenfügt. Es ist ein Gewinn für die marginalisierten Stimmen der Gesellschaft, denen man sonst nicht Gehör schenkt.

Mithu Senʼs mother tongue, Bengali, is one of the languages spoken by the most people in the world. It is used by more than 200 million people. When Mithu Sen moved to New Delhi a decade ago, she became acutely aware of the dominance of the English language in the capital city. As a young artist she had written poems in her mother tongue and this artistic expression of her ideas found a new beginning in Delhi. What prompted her to change her perception of language and text was a mistranslation of one of her poems from Bengali to English which changed the meaning of her words. With the new uncertainty regarding her expressive means, her poems were increasingly marked by vacant spaces and freed from the fetters of semantic structure.

Mithu Sen is an internationally renowned contemporary artist. She is mainly known for her drawings that are usually erotic representations. In 2010 she won the Skoda award in India. One year before that, she spent several months in Vienna as part of a residency at Krinzinger Projekte. The exhibition titled A ° Void, now showing at Galerie Krinzinger, spans an unusual combination of media ranging from performance, drawing to installation.

Mithu Senʼs performance I am a Poet was presented for the first time in 2013 (Jul-Nov.) in London at Word. Sound. Power, a joint project of Tate Modern Project Space and the Khoj International Artistʼs Association. Here she reads from her eponymous volume of poems. These are asemic writings, which are devoid of all meaning. Finding access to her unconscious world, Mithu Sen expresses it by means of sounds and movements. The performance becomes a liberation of language that is otherwise structured and hierarchical. The artist has added subtle letters to the transparent pages of the book, which are exhibited in a light installation where shadows and light fall onto the pages in alternating fashion. What can be seen is is thus a matter of chance and not just a question of where the viewer happens to be standing. Here, to, the artist is interested in what is hidden, which only becomes visible at times. These ephemeral lines are also a vanitas symbol, with human conversation being a central focus of this exhibition.

The richness of a multilingual space, which India in particular, with its more than 210 languages, continues to exemplify, confronts society with an enormous challenge. In a global world, the loss of local dialects with their specific qualities such as sound or special expressions makes it necessary to regain the spontaneous, creative and emotional dimensions of speech. Mithu Sen thus gives free rein to unstructured, spontaneous and emotional sounds.
This performance is supposed to travel the world. At every location she will ask members of the audience to read her poems and to tape them so that there will eventually be a large collection of voices. This will prove to be an asset for the marginalized voices of society who are otherwise not heard.