kuratiert von Katya García-Antón im Rahmen von curated by_vienna 2012
Eröffnung: 20. September 2012, 18 – 22 Uhr
Ausstellungsdauer: 21. September - 20. Oktober 2012
In der Ausstellung „the pieces earth took away“ nimmt Sudarshan Shetty eine Rolle ein - die
eines Trauernden. Durch diese Rolle kann der Künstler verschiedene Rituale und
Zeremonien vorführen, reale sowie symbolische, die es ihm ermöglichen, die Wirksamkeit
und zugleich Unmöglichkeit von Objekten als Sinnträger für den Tod (hier imaginär) zu
untersuchen.
Das Theatralische am Tod, was sich innerhalb diverser Riten um diesen abspielt, liegt hier
im Fokus. Objekte werden ihres zeremoniellen Kontextes entzogen, ihres symbolischen
Gehalts entleert um als Requisiten in einer Performance aufzutauchen. Ein Kenotaph wird
errichtet, ohne einem Toten dem zu gedenken. Indem Shetty die Rolle eines Produzenten
einnimmt, verleiht er seinen formalen Gesten Bedeutung. Durch religiöse Todesrituale und
der ästhetischen Aneignung der Architektur von Gedenkstätten (beiden ist ein materieller
Symbolismus inhärent), untersucht der Künstler wie der Tod, so ungreifbar und subjektiv
wie er uns erscheint, durch legitime Rituale und Bräuche eine Ausdrucksform erhält.
Gleichzeitig stellt Sudarshan Shetty die Legitimation, sich diesem Thema im Rahmen einer
Inszenierung zu widmen, in Frage.
Sudarshan Shetty weiß um die Flüchtigkeit einer Ausstellung, was sich im
Gestaltungsprozess seiner hier ausgestellten Werke äußert. Essentiell ist für Sudarshan
Shetty die Hingabe zu seinem Unterfangen und seiner Rolle als Künstler, für den Zeitraum
den er benötigt, um eine Ausstellung zu realisieren.
The Unattached One will not awaken
if you have no devotion
Kabir
Nur wer sich gänzlich, mit alle seiner Aufmerksamkeit und Engagement, auf ein Unterfangen
im Jetzt einlässt, mit dem Bewusstsein um dessen Flüchtigkeit, kann im Nachhinein eine
kritische Distanz zu dem einnehmen. Zwei Seelen hausen in einem Mann, der Handwerker,
der an sein Schaffen glaubt und der distanzierte Beobachter, der sich in einem Vakuum
sieht. Die beiden Ansichten widersprechen sich nicht. Nur durch Hingabe erreicht man eine
Loslösung von etwas - wo alles sinnlos erscheint, sind wir dazu verpflichtet, Sinn zu
schöpfen.
Die Ausstellung zeigt fünf Werke. Jedem unterliegt der flüchtige Versuch etwas verloren
Gegangenes wiederherzustellen sowie eine Präsenz zu sein, die symbolisch etwas
wiederaufleben lässt. Fotografien, zwei Kenotaphen, eine Serie von Holztüren und ein Film
bewegen sich um den fiktiven Tod eines Menschen. Die drei Fotografien beschreiben ein
Todesritual aus Indien, die Türen sind der symbolische Grenzübergang zu einem anderen
Ort, der Reis und das Wasser hingegen lebenserhaltend. Der Topf fungiert als Bindeglied
zwischen Leben und Tod. Er ist Symbol für die Hülle des Körpers, dank ihm tragen wir
Wasser und Nahrung, doch er wird auch im Abschiedsritual eines Toten als finaler Akt
zerschmettert, wie es die Fotografien zeigen. Er ist sowohl ein alltägliches Objekt als auch
ein heiliges Artefakt. Eine Mischung aus aufrichtiger Poetik und Unterhaltung liegt dieser
Ausstellung zugrunde. (Basierend auf dem englischen Text von Joseph Fuller.)