Zur Eröffnung spricht Mag. Manfred Wiplinger
Vikenti Komitski ist anwesend.
Vikenti Komitski zeigt in der Galerie im Parterre mit Update seine erste Einzelausstellung in der
Galerie Krinzinger. 2011 war der bulgarische Künstler in der von Rene Block kuratierten
Ausstellung Zwischenlager in der Galerie Krinzinger zu sehen und wurde danach als Artist in
Residence, sowohl nach Wien als auch nach Ungarn eingeladen (Werke aus der Residency sind
derzeit bei Krinzinger Projekte ausgestellt: Artist in Residence 2013/14, bis 2. Mai). In der
Ausstellung sind neben der Installation Still Walking, die gemeinsam mit Galerie Krinzinger
produziert wurde, auch neueste Collagen der Serie Abject zu sehen. Ausgehend von
Produktionsverhältnissen von Massenwaren analysiert Vikenti Komitski in dieser Schau
gesellschaftliche Verhältnisse unserer Zeit.
„Zu spät für das Ende der Geschichte?
Während es einen allgemeinen Konsens über die Lächerlichkeit von Francis Fukuyamas Schrift über das
„Ende der Geschichte“ zu geben scheint, nimmt diese Ausstellung genau dessen Fragestellung wieder
ernst. Laut Fukuyama beendet der globale Kapitalismus jeden möglichen Antagonismus, und somit jeden
dialektischen Prozess der Geschichtswerdung. Wenn das der Fall ist, erwartet uns eine endlose
Wiederholungen und Neuinterpretationen von dem was schon war - eine Art Déjà-vu der Bestandteile der
Geschichte. Die Arbeiten in dieser Ausstellung werfen die Frage auf, was dann mit der Kunst und der
(Kunst)-Geschichte, von diesem posthistorischen Szenario ausgehend, passiert. Sie versuchen eine Art
futuristische Geschichtlichkeit hervorzurufen, in welcher die Vergangenheit in die Gegenwart reicht und die
Zukunft wiederum in die Vergangenheit springt. Verfolgt von Gespenstern, wie in William Gibsons Roman,
in dem die Toten in einem Cyberspace weiter leben, erwachen die (kunst-)historischen Bilder in einem
neuen Kontext wieder zum Leben.
Still Walking, das zentrale Werk der Ausstellung, ist eine Installation bestehend aus einer Horde von
Plastikfiguren, welche an eine Skulpturenserie von Albert Giacometti erinnern. Während das Aussehen der
Figuren Giacomettis Walking Man ähnelt, weichen sie in ihrer „Geschichte“ – im Prozess ihrer Produktion –
völlig ab. Die Walking Man Giacomettis wurden vom Bereich des Künstlers als Schöpfer, mit seiner
kraftvollen formgebenden handwerklichen Kunstfertigkeit hin zu einem vollautomatisierten
Produktionsmodus auf höchstem technischen Niveau transponiert; vom Individuum zu einer gesichtslosen
Vielzahl und letztlich auch vom alten Europa hin zu China, dem neuen Zentrum der Welt. Im Kontext der
Massenproduktion kehren Giacomettis Walking Man als Zombies wieder, immer noch schreitend, aber deindividualisiert
- automatisierte Schatten einer unendlichen Vergangenheit, die Gegenwart verfolgend. Die
alte Skulptur wird in dieser Arbeit transformiert zu einem mehrdeutigen Zeichen, eine Hieroglyphe, einem
Emoticon.“
Angelika Seppi, Vikenti Komitski
Vikenti Komitski wurde 1983 in Sofia geboren. Er lebt und arbeitet in Berlin. Nach seinem
Abschluss an der Fine Art School in Sofia, studierte er an der National Academy of Fine Arts im
Sculpture Department. Neben Einzelausstellungen in Bulgarien wurden seine Arbeiten auch in
zahlreichen Gruppenausstellungen gezeigt: I guess that would be Places of Transiation, Freiraum,
Museumsquartier, Wien, 2014, kuratiert von Walter Seidl und Gülsen Bal, Balkon zum Balkan,
Kunsthalle Baden Baden, 2014, curated by Ksenja Cocova. Zwischenlager, Galerie Krinzinger
(kuratiert von Rene Block)