Zenita Komad: Zenita Universe
Eröffnung am Montag, 21. Juli 2008 um 19 Uhr.
Zur Ausstellung spricht Peter Gorsen. Zenita Komad ist anwesend.
Ausstellungsdauer: 21. Juli bis 16. August 2008
Im Denken und Arbeiten von Zenita Komad steht nicht allein sie selbst als Künstlerin im Mittelpunkt, sondern mit Zenita City hat sie um sich herum eine parallele Lebenswelt aufgebaut, die in den letzten Jahren zu Zenita Galaxy angewachsen ist und sich allmählich zu Zenita Universe ausdehnt – einem Kosmos, der neben ihrem Werk auch ein wachsendes Netz an Menschen beherbergt, die Bewohner – Empfänger, Übermittler und Mitwirkende. Auch Komads Werke sind Bewohner, sind abgelöste, selbstständige Objekte, beseelte Wesenheiten mit ausgeprägten Individualitäten, die sich mit der Zeit und miteinander weiterentwickeln und verwandeln. „Obwohl Komad einerseits sich mit ihren reinen Schriftbildern der alles Körperliche und Materielle ausschließenden Abstraktion der Konzeptkunst annähert, sind andererseits die meisten Bildträger Materialisierungen des malerischen und skulpturellen Metiers“ (Peter Gorsen, Zenita Komad, Opus IV. Selected Works).
Die Kleider, die Komad ihnen auf den Rahmenleib schneidert, haben dabei ebenso identitätsstiftende wie -verändernde Kraft. Sie legen sich über die Unmittelbarkeit von Glaubenssätzen und fungieren als partielle Vorhänge der Rätsel. Dieser Rest Privatsphäre der Kunst bleibt auch dann erhalten, wenn sich mit der Ausstellung Zenita Universe der rechte Flügel der Galerie Krinzinger zu einem überdimensionalen Kleiderschrank öffnet. Der Kleiderschrank als Versteck, als intimer Ort des Verbergens, des Heimlichen und Konspirativen. Hier fällt die Entscheidung zwischen verschiedenen Kleidern, die sich jeweils zwischen das verborgene Wesen und dessen Wirkung legen, die das Innere dem Äußeren vermitteln und umgekehrt. In diesem Sinne dienen auch Lippenstift, Chanel No.5 und Beautycase dazu, Masken aufzulegen, die im Alltag verhüllen und schützen, Pinsel und Puderquaste tragen der Haut einen Schutzzauber auf. Gemeinsam mit ihnen wacht die Harpyie mit ewig geöffnetem Auge über die Bewohner von Zenita Universe, verbannt den Schmerz als Quelle von künstlerischer Produktivität. Auf dem Weg in den linken Galerieflügel sammelt sich aus göttlicher Quelle hilfreiche Kraft, auf dem Taschenrechner quersummiert zur Unendlichkeit. Dahinter, im linken Flügel, öffnet sich ein Umkleideraum als der Ort, an dem die Kleidung abgelegt wird, so dass das Selbst darunter wieder in seiner Ursprünglichkeit zum Vorschein kommt. Ein Instrument der Läuterung bildet sich hier in der Waschmaschine ab, die mit den im Raum verteilten Würfeln das Prinzip des Zu-falls teilt als das ewig reinigende Prinzip. Das Umkleidezimmer als ein Ort des Zu-sich-selbst-Kommens und der Wesentlichwerdung stellt den Kontakt her mit der eigenen Aufmerksamkeit und mit anderen Bewohnern von Zenita Universe, die als Autorenschaft im Bücherregal versammelt sind.
Zenita Komad ist eine energiegeladene Werktätige, in deren Produktionsstätte die Hochöfen brodeln. „Am ‚vielleicht’, der inhaltlichen Unbestimmtheit und Offenheit ihrer Konstrukte, kann man sich Komads Eigenart gut merken“ (Peter Gorsen, Zenita Komad, Opus IV. Selected Works).
Zenita Komad, geboren 1980, war in den letzten Jahren mit Einzelausstellungen u. a. in der Galerie Suzanne Tarasiève, Paris (2006), in der Regina Galerie, Moskau (2006) und bei Krinzinger Projekte (2003) vertreten. Beteiligt an Gruppenausstellungen war sie u. a. im Kunsthaus Graz (2006), in der Kunsthalle Wien (Lebt und Arbeitet in Wien II, 2005, und Superstars, 2006). 2004/2005 verbrachte sie ein artist-in-residence Stipendium in der Villa Concordia in Bamberg, 2007 erhielt sie das MAK - Schindler Stipendium in Los Angeles.