'Zwang' Atelier van Lieshout

'Zwang' Atelier van Lieshout

Tuesday, July 6, 2004–Saturday, September 4, 2004

ATELIER VAN LIESHOUT: ZWANG

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 12-18 Uhr, Samstag 11-16 Uhr

Zwangsfütterung und Verdauung sind die Themen der aktuellen Ausstellung von Atelier van Lieshout. Seit den 80er Jahren wurde Joep van Lieshout (*1963), der 1995 das Atelier van Lieshout (AVL) gründete, im Rahmen dessen als Gemeinschaftsarbeiten farbenfrohe, modulare Fiberglas-Möbelversatzstücke und Objekte entstehen. Diese eingängigen, künstlerischen Gestaltungslösungen, die häufig eine Nähe zum Design, zur Architektur oder zur Populärwissenschaft aufweisen, sind das Markenzeichen dieses Künstlerkollektivs geworden. Dennoch beschäftigt sich Atelier van Lieshout auch mit tabuisierten oder sexuell konotierten Themen.

Auch diese Art der Grenzbereiche werden augenfällig groß zur Schau gestellt. In der aktuellen Präsentation sind es die physiologischen Zwänge, die anhand von Großskulpturen untersucht werden. Zwangsfütterungen ("Mini-Feeder") und menschlichen Biogasproduktionen stehen überdimensionale anatomische Modelle von Herz, Leber, Gurgel, Anus und Penis gegenüber. Fäkalische Themen, ebenso wie die Konfrontation des Betrachters mit menschlichen Organen - also seinem eignen Inneren - löst überraschender Weise keinen Ekel aus, sondern erweist sich als surrealer, minimalistischer und utopischer Kommentar zu diesen "boundaries" des Geschmacks und der Empfindlichkeiten.

Um den Charakter seiner Großskulpturen als Gemeinschaftsprojekte zu betonen, entwickelte Joep van Lieshout eine gut organisierte Werkstattsituation in Rotterdam. 2001 institutionalisierte sich sogar die AVL Ville, ein autonomer Staat, situiert im Rotterdamer Hafen, der seine eigene Verfassung, seine eigene Flagge und sein eigenes Geld besitzt.

Atelier van Lieshout: Der Gründer Joep van Lieshout wurde 1963 in Ravenstein, Niederlande, geboren und lebt und arbeitet in Rotterdam. In den 80er Jahren brachten ihm seine ersten Bücherregale und Tische aus buntem Fiberglas das Unverständnis der Designer ein, weil diese als Eingriff in ihr Terrain verstanden wurden und nicht als autonome Kunstwerke. 1992 erhielt er den nationalen niederländischen Kunstpreis "prix de Rome", dem zahlreiche internationale Preise folgten. Zahlreiche Einzelausstellungen in großen Museen (PS1, New York, Museum für Gegenwartskunst in Zürich, Sprengel Museum, Hannover etc.) und Ankäufe bedeutender öffentlicher Sammlungen machten seine Arbeiten im letzten Jahrzehnt international bekannt. Krinzinger Projekte zeigte 2002 Arbeiten von Atelier van Lieshout in der Ausstellung "Politically Correct? Dutch!".