Max Liebermann
Gemälde • Pastelle • Zeichnungen • Druckgraphiken
9. September 2012 - 30. März 2013
Eröffnung am Sonntag, den 9. September 2012, 12 bis 14 Uhr
Mit der Schau „Max Liebermann“ freut sich die Galerie Ludorff ab dem 9. September 2012 auf einen Höhepunkt ihrer
bisherigen Ausstellungshistorie. Über 40 Exponate gewähren Einblick in die künstlerische Entwicklung Liebermanns und
veranschaulichen den Wandel von seinen frühen ländlichen Szenen in Holland bis zu den frei interpretierten, farbprächtigen
Wannseegärten des Spätwerks. Nicht nur hinsichtlich der Qualität der Werke, sondern auch aufgrund des Umfangs
muss die Ausstellung außerdem als singulär auf dem deutschen Kunstmarkt gewertet werden.
Die Galerie Ludorff knüpft mit ihrer Präsentation an eine Reihe bedeutender Museumsausstellungen an, die sich 2011 und
2012 dem Schaffen Max Liebermanns widmeten. Einige der Exponate waren bereits in den viel beachteten
Retrospektiven der Bundeskunsthalle in Bonn und der Kunsthalle Hamburg sowie den Ausstellungen der Liebermann
Villa am Wannsee und dem Museum der Westküste auf Föhr zu sehen.
Bereits in den 1870er Jahren entdeckt Liebermann während seiner Sommeraufenthalte in
Holland die Plein air-Malerei für sich. Bei der Motivwahl liegt das Hauptaugenmerk noch
auf Themen des einfachen Lebens. Beeinflusst durch die Malerei Jean-François Millets und
der Schule von Barbizon, sind es ländliche Genreszenen mit vereinzelten Staffagefiguren,
der arbeitende Mensch – Hirten, Weber und Frauen bei häuslichen Tätigkeiten – sowie
Szenen menschlicher Fürsorge, die seine Werke motivisch bestimmen. Die Ausstellung veranschaulicht
Liebermanns Verhaftung in der Motivwelt der Malerei des 19. Jahrhunderts
anhand eines Portfolios von Radierungen und Zeichnungen. Gleichzeitig zeigt die bereits
»Junge Hirtin«, 1894, Radierung,
1894, 17,5 x 17,8 cm
ausgesprochen freie Linienführung und das Kolorit die Orientierung am französischen Impressionismus – bis dato im
akademisch-wilhelminisch geprägten Deutschland eine gewagte Neuheit.
Gegen Ende des Jahrhunderts wendet sich Max Liebermann den Motiven der mondänen Küstenorte als gesellschaftlicher
Bühne bürgerlicher Schichten zu. Mit lockerem Pinselstrich und einer zunehmend helleren Farbpalette bannt der Maler
fortan entpersonalisierte Badende, Strandflaneure, Reiter und Polospieler auf den Bildträger. Die schäumende Brandung,
tobende Kinder („Badende Knaben“, ca. 1909), Reiter auf dahineilenden Pferden („Zwei Reiter, am Strand nach links“,
1901) und über den stürmischen Himmel ziehende Wolken („Nordseeküste bei Noordwijk“, 1909) versetzen fortan die Bildwelt Liebermanns in Bewegung und verleihen ihr eine neue, frische Dynamik.
Nach Liebermanns letztem Besuch in Noordwijk im Sommer 1914 verlagert sich sein Lebensmittelpunkt wieder nach
Berlin. Ins Zentrum seines künstlerischen Interesses rückt er nun die Freizeitgesellschaft in einer städtisch-kultivierten
Natur: Es sind die Alleen im Tiergarten, Menschenmengen in Wirtshausgärten und Ausflugslokale unter Bäumen, die in
den 1920er Jahren die Grundlage für eine der bedeutendsten Werkgruppen im Oeuvre des Künstlers darstellen. Zahlreiche
hochkarätige, ebenfalls vor dem Motiv entstandene Werke („Die große Seestraße in
Wannsee mit Spaziergängern“, 1920; „Gartenlokal an der Havel unter Bäumen“,
1933) offenbaren Liebermanns Meisterschaft bei der malerischen Umsetzung von
Lichtreflexionen und Schatteneffekten.
Hervorzuheben sind außerdem zwei kleine Meisterwerke aus einer weniger bekannten
Motivgruppe der 20er Jahre: Das „Konzert in der Oper“ (1923) ist eines der
äußerst raren Ölgemälde, in denen Liebermann aus der Sicht eines Zuschauers das
Geschehen in der Loge, im Parkett und auf der Bühne der Berliner Staatsoper „Unter
den Linden“ festhält.
Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den berühmten Wannseegartenbildern:
Das fulminante, über 200 Werke umfassende Spätwerk Liebermanns wird
mit bedeutenden Gemälden wie „Sommer im Garten in Wannsee – Blumenterrasse
im Wannseegarten nach Nordosten“ (1927) und Pastellen („Die Villa Oppenheim in
Wannsee“, 1922) gewürdigt. Während der beiden letzten Schaffensjahrzehnte zieht
sich der Künstler in die paradiesische und intime kleine Welt des Gartens seiner
Sommerresidenz zurück. Bis zu seinem Tod 1935 schöpft Liebermann aus seinem
Garten die Inspiration für seine Hauptwerke, in denen sich Farbe und Form zu einer
kraftvollen Lobeshymne an die Natur verselbstständigen.
Bei der Eröffnung spricht Professor Matthias Eberle, Verfasser des Werkverzeichnisses und Experte für das Werk Max
Liebermanns, den wir zudem für einen wissenschaftlichen Beitrag im ausstellungsbegleitenden Katalog gewinnen
konnten.