Galerie m Bochum has been working with the German poet Barbara Köhler (b. 1959 in
Burgstädt) for many years. The installation “light” is her first solo exhibition, on view at the
gallery from July 24 to September 19, 2015.
A line of silver-gray text encircles the room and articulates the core theme of the exhibit in
the form of two questions:
WHAT IS LIGHT? AND SHOULD SOMETHING THAT IS HEAVY ALSO BE DARK?
The thematic springboard for this language-based installation is light, “perhaps one of the
most difficult phenomena to describe,” as Barbara Köhler remarks in a statement. She
brings in the theory of relativity and quantum physics here: “Light quanta (photons) can
behave both like waves and like particles, forms that we usually regard as mutually exclusive
– and thus the phenomenon of light could help to find another way of thinking about
difference and exclusion.”
She transposes this insight to the field of language in order to shed new light on it, so to
speak.
Köhler draws here on the lexical ambiguity of the word “light,” which can mean both the
visible phenomenon (Licht in German) and lightweight or easy (leicht). Thus, she alludes to a
linear understanding of language, one that seeks clarity. At the same time, she highlights the
many possible aspects of a word, which give rise to a variety of perspectives and lead to a
complex overall picture.
As an artist, Köhler also approaches light and color in terms of representation. On the wall,
which is dominated by three blocks of text, the poet deepens the discussion of light and our
perception of it by using words and phrases like DARKFRAME, SCHWARZE KUNST (black
art), LICHTBILDER (light-pictures, or photographs), WORTSCHATTEN (word shadow/s),
EIGENGRAU (intrinsic gray) and then transitioning to WEISS (white / know) as UNFARBE
(non-color), which according to the additive principle of color mixing emerges from the
primary colors: FARBE UND FARBEN ZUZU/GEBEN BIS EINE UNFARBE ALLE ENT/HÄLT
AUS IHNEN ENTSTEHT (color and adding colors/until one non-color contains them
all/emerges from them). It is precisely this idea that mirrors Köhler’s understanding of
language, which does not assume only one manifestation but instead implies a spectrum of
meanings, grammatical functions, and material aspects of words.
Barbara Köhler uses language as an autonomous medium. When reading her texts, the
question of the right way to read them poses itself again and again. Versatile expressive
possibilities and interpretations, and the associated flexibility, characterize her formulations.
She frees language from grammatical conventions, one-dimensional readings and traditional
contexts, creating new signification spaces, new text and sound pictures.
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Seit vielen Jahren arbeitet die Galerie m Bochum mit der deutsche Lyrikerin Barbara Köhler
(*1959 Burgstädt) zusammen. Mit der Installation „light“ zeigt sie vom 24. Juli bis 19.
September 2015 zum ersten Mal eine Einzelausstellung.
Eine Textzeile in Silbergrau umschreibt den Raum und formuliert das Kernthema der
Ausstellung in Form von zwei Fragen:
WHAT IS LIGHT? AND SHOULD SOMETHING THAT IS HEAVY ALSO BE DARK?
Thematischer Ausgangspunkt dieser auf Sprache basierenden Rauminstallation ist Licht, „eine
der vielleicht am schwierigsten zu erklärenden Angelegenheiten überhaupt“, wie Barbara
Köhler in einem Statement äußert. Sie nimmt darin Bezug auf Relativitätstheorie und
Quantenphysik: „Lichtquanten (Photonen) können sich sowohl wie Wellen als auch wie
Teilchen verhalten, nur dass sich das für uns ausschließt – bzw. das uns eigentlich nicht
länger möglich macht uns ausschließend zu verhalten“. Diese Erkenntnis überträgt sie auf das
Gebiet der Sprache, um sie sozusagen in einem neuen Licht erscheinen zu lassen.
Köhler greift die Mehrdeutigkeit des Wortes „light“ auf, das als „Licht“genauso wie „leicht“
übersetzt werden kann. Damit spielt sie auf ein lineares Verständnis von Sprache an, das
nach Eindeutigkeit sucht. Gleichzeitig weist sie auf die verschiedenen möglichen Aspekte
eines Wortes hin, die perspektivische Vielfalt hervorbringen und zu einem komplexen
Gesamtbild führen können.
Auf der Wand, die von drei Textblöcken dominiert wird, vertieft die Lyrikerin die
Auseinandersetzung mit Licht und unserer Farbwahrnehmung, indem sie Wörter und
Ausdrücke wie DARKFRAME, SCHWARZE KUNST, LICHTBILDER, WORTSCHATTEN,
EIGENGRAU verwendet und zu WEISS als UNFARBE übergeht, die entsprechend dem
additiven Prinzip der Farbmischung aus den Primärfarben hervorgeht: FARBE UND FARBEN
ZUZU/GEBEN BIS EINE UNFARBE ALLE ENT/HÄLT AUS IHNEN ENTSTEHT.
Gerade diese Erkenntnis reflektiert Köhlers Sprachverständnis, das nicht eine einzige
Erscheinungsform annimmt, sondern ein Spektrum an Möglichkeiten hinsichtlich Bedeutung,
grammatischer Funktionen und materieller Erscheinung von Wörtern impliziert.
Die Künstlerin Köhler nähert sich Licht und Farben auch hinsichtlich der Darstellung. Eine
feintonige Unterscheidung der Textblöcke spiegelt die sprachlichen Inhalte wider und
ermöglicht gleichzeitig einen Zugang, der über sprachliche Auseinandersetzung hinausgeht.
Auch die Materialität der Klebebuchstaben ist wesentlich für die Erscheinung der Texte, deren
Erkenn- und Lesbarkeit so von Lichtverhältnissen und Blickwinkeln abhängen. Auf diese
Weise weist Köhlers Werk subtil darauf hin, dass visuelle Wahrnehmung immer auch mit Licht
zusammenhängt.
Barbara Köhler verwendet Sprache als autonomes Medium. Sie befreit sie von
grammatikalischen Konventionen, eindimensionalen Interpretationen und herkömmlichen
Kontexten, schafft neue Bedeutungsräume, Schrift- und Klangbilder. Bei der Lektüre ihrer
Texte stellt sich immer wieder die Frage nach der richtigen Lesart. Eine Vielfalt an Ausdrucksund
Deutungsmöglichkeiten und damit einhergehende Beweglichkeit zeichnen ihre
Formulierungen aus.
Text stellt sich in der Installation als bildhafte und räumliche Komposition mit einer
„Horizontlinie“ und Textblöcken mit einem bewusst gesetzten Fluchtpunkt dar. Die
Schriftinstallation begegnet ihrem Leser bzw. Betrachter nicht überschaubar wie eine
Buchseite, sondern unmittelbar und in physischer Weise, konfrontativ sozusagen auf
Augenhöhe.
Mit der Höhe der Textzeile greift Köhler die Horizontlinie der Lake Pictures von Lucinda Devlin
auf und bezieht sich damit auf diese parallel gezeigten Fotografien. Zudem besteht ein
weiterer, thematischer Zusammenhang zwischen den drei nahezu zeitgleich laufenden
Ausstellungen. Die Auseinandersetzung mit Licht und Farbe steht auch im Mittelpunkt der
Serien „D65“ und „COLOR WHEELS“ von Peter Wegner.