Anlässlich des Todes von Franz Grabmayr stellt die
Galerie Michael Haas die Malerei des Österreichers
derjenigen von Eugène Leroy gegenüber. Leroy war
ein von Grabmayr hoch geschätzter Kollege. Es ist für
Michael Haas, den eine besondere Freundschaft mit
Franz Grabmayr verband, eine große Ehre, nun Werke
beider Maler im Dialog zu zeigen.
Eugène Leroy (1910 Tourcoing – 2000 Wasquehal) erlebt
bis zu seinem späten Tod die unterschiedlichsten Kunstströmungen.
Er ist 16 Jahre alt, als Claude Monet stirbt,
und Zeitgenosse von Malewitsch, Duchamp, Picasso,
Pollock, Freud und Baselitz. Er beginnt seine künstlerische
Ausbildung 1931 an der École des Beaux-Arts von Lille
und Paris, findet aber vor allem autodidaktisch zu seiner
spezifischen Malerei. Es entsteht ein OEuvre, dessen
Motive sich weder in vollkommener Ungegenständlichkeit
auflösen, noch konkret erkennbar sind. Leroy kümmert
sich wenig um die vieldiskutierte ideologische Trennung
von Figuration und Abstraktion. Die modellierten Farbschichten
vervollständigen sich bei genauer Betrachtung
zu einer Figur, einem Gesicht oder einer Landschaft.
Leroy zählt heute zu den renommiertesten französischen
Malern des 20. Jahrhunderts und ist in vielen bedeutenden
öffentlichen Sammlungen weltweit vertreten. Mit einer
ersten großen Museumsausstellung im Musée d'Art
Moderne de la Ville de Paris erhält der Maler erst ab 1988
gebührende Anerkennung in seiner Heimat. In Deutschland
erkennt man sein Talent hingegen schon viel früher
und auch in New York, Amsterdam und Gent stellt Leroy
zuvor aus. Anfang 2014 zeigte die Galerie Michael Haas
eine umfangreiche Ausstellung mit späten Ölgemälden
und großformatigen Zeichnungen.
Franz Grabmayr (1927 Pfaffenberg, Kärnten - 2015 Wien)
ließ sich meist von der Natur zu seinen extrem pastos gespachtelten
Bildern anregen. In den wild aufgetragenen
Farbmassen tauchen die Elemente Wasser, Feuer, Himmel
und Erde immer wieder auf. Eindrucksvolle Szenen
mit Tänzerinnen, Lagerfeuer und Rauch, die Grabmayr auf
seinem niederösterreichischen Hof inszenierte, werden
ebenso auf der Leinwand festgehalten. Durch die kiloschweren
Farbschichten lässt er den dynamischen Entstehungsprozess
– zum Teil entstanden die Bilder auf einem
um ein Feuer fahrenden Traktor – fühlbar werden.
Erstmals stellte Grabmayr 1952 in der Ausstellung „Junge
Kärntner Begabungen“ im Künstlerhaus Klagenfurt aus. Es
folgte ab 1954 ein zehnjähriges Studium an der Akademie
der bildenden Künste Wien bei Robin Christian Andersen
und Herbert Boeckl.
Ab Mitte der 1960er entstanden die legendären Sandgrubenbilder,
später die Serie der „Tanzblätter“. Mit seinen
expressiven, kraftvollen Werken wurde er zum Vorbild junger
Maler wie Herbert Brandl, Gunter Damisch u.a. Seine
letzte museale Ausstellung richtete ihm 2002 das
Belvedere anlässlich seines 75. Geburtstags aus.