Otto Dix & David Nicholson

Otto Dix & David Nicholson

Lise-Meitner-Str. 7-9 Berlin, 10589, Germany Friday, November 27, 2015–Tuesday, December 22, 2015

dogfight by david nicholson

David Nicholson

Dogfight, 2014

Price on Request

buzkashi by david nicholson

David Nicholson

Buzkashi, 2012

Price on Request

Beim Betrachten von David Nicholsons Werk stellt sich immer wieder der Eindruck ein, dieser Künstler liebt die Extreme.

In seinen jüngst entstandenen Zeichnun­gen beschäftigt sich der Künstler einerseits mit Bedrohung, Kampf und Zerstö­rung. Nicholsons Kreide- oder Bleistiftstriche model­lieren und schattieren Menschen- und Tierszenen, die Mord und Tot­schlag prophezeien, die brutale Gewalt und Folter dar­stel­len. Es sind dies hoch brisante, politische Themen und doch sind Nicholson große Zeichnungen und gezeichnete Leinwände keine Zeugen tagespolitischer Geschehnisse. Nicholsons Dar­stellungen sind vielmehr Metaphern extrem menschlichen Verhaltens, das sich als quälerisch und tod­bringend er­weist.

Nicholsons Werk beinhaltet andererseits erotische Dar­stellungen, die die Provokation suchen. Für ihn ist vor allem der nackte Frauenkörper ein Motiv unendlicher Inspi­ration und Herausforderung. Aufreizende bis fordernde Posen stellen ein narzisstisch weibliches Selbstbewusst­sein zur Schau, welches auf Locken und Verführen ausge­richtet ist.

Die Galerie Michael Haas stellt diesen Werken Arbeiten von Otto Dix gegenüber, die Nicholson nicht nur kennt und schätzt, der Künstler sieht darin auch viele Analogien und Parallelen zu seiner Haltung.

Otto Dix schuf 1924 fünf Mappen mit Radierungen zum Thema „Krieg“, im Umfeld dazu und weit darüber hinaus viele Zeichnungen und Gemälde, die den unmenschlichen Zuständen des ersten Weltkrieges, vor allem aber dessen Auswirkungen und Opfern eine künstlerische Stimme gaben. Dix Frauendarstellungen beschreiben das Körperli­che als Provokation. Weibliche Physis ist für ihn fett und lasziv oder skrupulös und leidend oder verbraucht und vernachlässigt.

Dix Teilnahme am ersten Weltkrieg machte ihn, wie viele andere Künstler in Deutschland, zum Opfer und Kriegs­gegner. David Nicholson ist Kanadier, der in Berlin und in den USA lebt. Er ist nie direkt mit dem Krieg in Kontakt gekommen. Doch ist er ein Künstler und Mensch, der am politischen Geschehen seiner Zeit, an Missständen und Kriegsverbre­chen Anteil nimmt. Mit seinen Bildern trägt er dieser Haltung Rechnung. Er weist auf Dinge hin, die ihn persönlich angehen und berühren, ohne anzuklagen oder zu feiern. Er sieht sich um, er stellt fest und zeigt – bis zur Erschütterung oder P

Nicholsons Kunst verlangt ein modernes, aufgeklärtes und liberales Publikum. Doch sind seine Themen so alt wie die menschliche Kultur. Nicholson hat dafür seine Sprache gefunden, seine Weise, über die Natur des Menschen zu räsonieren. Eine eigenwil­lige, manchmal verstörende Sprache. Sie spielt sich zwischen diesen beiden Extremen ab: zum Tod erstarren oder zum Leben gieren. Ein Prinzip menschlichen Seins. Was seit damals bis heute gleich geblieben ist, ist unser aller Suche nach Un­sterblichkeit. Sie ist es eigentlich, die David Nicholson um­treibt.

(Text: Dr. Erika Költzsch)