Eröffnung: Freitag, 18. September 2009, 19-21 Uhr
Peter Zimmermann bespielt in seiner ersten Einzelausstellung in Berlin zwei Räume der Galerie Michael Janssen. Im ersten
Raum treten dem Besucher zwei seiner neuen Plastiken entgegen. Die aktuelle Ausstellung zeigt erstmalig diese besondere
Werkgruppe einem breiteren Publikum. Für seine Bilder arbeitet Zimmermann schon seit zwei Jahrzehnten mit Epoxidharz,
doch erst seit ein paar Jahren hat er aus dem Material auch dreidimensionale Arbeiten entwickelt. Sie zeichnen sich
durch ihre intensiven Farben unmissverständlich vom grauen Boden und den weißen Wänden ab. Gleichzeitig nehmen
sie eine organische Form an, die an überdimensionierte Tropfen einer irrtümlich ausgeschütteten Flüssigkeit erinnern. Bei
genauerem Hinsehen aber erkennt man die komplexe Struktur der Skulpturen. Ihre glänzende, verlaufene Oberfläche lässt
den Eindruck entstehen, es handle sich um weiche, gepolsterte Objekte. Daher kann es schwer fallen, das Bedürfnis zu
unterdrücken, sie mit dem Fuß abzutasten oder mit den Fingern hineinzugreifen. Dies liegt am Material, aus dem sie bestehen.
Das Epoxidharz ist in seinem Rohzustand farblos und flüssig. Zimmermann mischt ihm Farbpigmente bei und formt
daraus Schichten. Trocknet der Harz, entstehen harte, stabile und schwere Gebilde.
Parallele Effekte können bei den Bildern im zweiten Raum beobachtet werden. Diese Produktionsweise wird hier auf großformatige
Leinwände übertragen. Als Ausgangspunkt benutzt Zimmermann digitalisierte Ausschnitte früherer Arbeiten
oder im Internet, Fernsehen oder sonstigen Informationsquellen gefundene Bildmotive. Er bearbeitet sie mit Photoshop,
fügt Details verschiedener Vorlagen zusammen und entwickelt eine 1-zu-1-Vorlage, die ihm dann ermöglicht, die Umrisse
der verschiedenen Flächen auf die Leinwand zu übertragen. Mit zusätzlicher Hilfe von Schablonen wird das farbige Epoxidharz
auf den Bildträger gegossen; dies geschieht schichtweise, wobei die hellen Farben zuerst aufgetragen werden.
Die Besonderheit des Materials liegt unter anderem darin, dass trotz einer klaren Skizze das Endbild davon abweichen
kann. Ein unvermeidlicher Anteil an Zufall prägt den Arbeitsprozess immer mit. Die verschiedenfarbigen Harzschichten
interagieren nämlich untereinander und bestimmen die letztendlich wahrgenommenen Abstufungen. Die daraus entstehenden
glatten und transparenten Oberflächen entwickeln eine fesselnde Leuchtkraft, die den Betrachter magisch anzieht.
Einerseits besitzen die Werke eine Leichtigkeit, die an eingetrocknete Seifenblasen erinnert. Andererseits ist die Malsubstanz
flächendeckend auf die Leinwände aufgetragen. Jede Farbe besitzt aber eine reliefartige Erhöhung und die Bilder
gewinnen dadurch eine plastische Präsenz und eine räumliche Wirkung.
Es scheint, als wolle sich die Farbe über die Grenzen der Leinwand fortsetzen und als sei sie nur sehr schwer zu bändigen
gewesen. Die glänzenden, unregelmäßigen Oberflächen nehmen den Umraum reflektierend auf und verzerren ihn. Steht
man also im Ausstellungsraum, dessen Wände beinahe nahtlos die großformatigen Arbeiten aufnehmen, wird man mit
einer Fülle konfrontiert, die einen nahezu überwaÅNltigt.
Peter Zimmermanns Malerei entzieht sich jeglichem Kategorisierungswunsch, doch eine klare Beeinflussung durch das
Action-Painting und dessen bekanntesten Vertreter Jackson Pollock ist unbestreitbar.