Till Gerhard 'Die Rache der Wirklichkeit'

Till Gerhard 'Die Rache der Wirklichkeit'

Cologne, Germany Friday, September 1, 2006–Saturday, October 21, 2006

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Till Gerhard – Die Rache der Wirklichkeit

Eröffnung: am Freitag, 01. September, 18-21 Uhr - bis 21. Oktober 2006

Till Gerhards Malerei suggeriert einen eigenen Mikrokosmos, in dem die Grenzen zwischen Realität und Fiktion sich auflösen und das Fantastische in die Wirklichkeit einbricht. Erstmalig werden in der Galerie Michael Janssen sechs Ölgemälde und sechs Zeichnungen des in Hamburg lebenden Künstlers präsentiert.
Gerhards große Gemälde erzählen von Menschen, die sich versammeln und eine Gemeinschaft bilden, um zusammen einen bestimmten Moment zu erleben. Der Bildraum, den der Maler dabei entwirft, befindet sich außerhalb des Rationalen und Harmonischen und vermittelt eine mysteriöse, unheimliche Stimmung. Seine Figuren wenden dem Betrachter den Rücken zu und markieren dadurch die Grenze zwischen Innen- und Außenwelt. Im Gemälde „Falscher Guru“ (2006) bilden die dargestellten Menschen einen Halbkreis um ein, sich in der Mitte befindendes, verhülltes Objekt, über dem ein Gespenst zu thronen scheint. Gerhards Bildwelt bewegt sich zwischen Figuration und Abstraktion. Vor allem bei naher Betrachtung, bei der die Darstellung verzerrt oder unscharf erscheint, zeigt sich, dass selbst figurative Motive noch Reste der Abstraktion aufweisen.
Gerhards Kunst ist die Uneindeutigkeit, seine Bildwelt ist rätselhaft und fantastisch, wodurch der Betrachter irritiert und verstört wird. Der Schriftsteller Tzvetan Todorov definiert das Fantastische als „die Unschlüssigkeit, die ein Mensch empfindet, der nur die natürlichen Gesetze kennt und sich einem Ereignis gegenübersieht, das den Anschein des Übernatürlichen hat.“
So vermittelt beispielsweise auch das Gruppenereignis im Bild „Avantgarde Backlash“ (2006) eine subversive Bedrohung, ausgelöst durch diese scheinbar übernatürlichen Phänomene. Gerhard malt visionistisch anmutend den Einbruch des Übernatürlichen in die Wirklichkeit. Seine Bilder reflektieren den paranoiden Zustand der Welt, die obwohl in leuchtenden, bunten Farben gemalt, einen bedrohlichen Charakter vermitteln und eine Eigendynamik erzeugen, die sich der Betrachter nicht zu entziehen vermag.
Der Künstler bedient sich gerne Motiven aus der Popwelt, so auch das Bild „Die andere Seite“ (2006), dass sich deutlich auf das legendere Cover der Beatles Platte Abbey Road bezieht. Dabei spielt Gerhard gezielt mit der Assoziationskraft des Betrachters und verstört ihn aber bewusst durch informelle Elemente, die die ursprüngliche Identität überlagern. Es bleibt fraglich, ob die geisterhaften Figuren wirklich die Popikonen darstellen oder vielleicht doch nur der Schatten von zerbrochenen Illusionen.

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Till Gerhard – The revenge of reality

Opening on Friday, September 1, 6-9 pm, to October 21, 2006

Till Gerhard's painting suggests his own microcosm in which the boundaries between reality and fiction dissolve and the fantastic invades the real world. For the first time, six oil paintings and six drawings by the Hamburg artist Till Gerhard will be presented at the Galerie Michael Janssen.
Gerhard's large paintings tell the story of people who congregate and form a society to experience a specific moment. The visual space the painter creates lies beyond the rational and harmonious worlds, communicating a mysterious, unnerving mood. His figures turn their backs on the viewers, thereby marking the boundary between interior and exterior worlds. In the painting "Falscher Guru" (2006), the presented figures form a semicircle around a covered object in the centre, above which a ghost seems to hover. Gerhard's visual world moves between figuration and abstraction. On closer observation the presented figures appear distorted or unfocussed, underlining how his figurative motifs also have remnants of abstraction within them.
Gerhard's skill lies in his ambiguity. His visual world is mysterious and fantastic, thereby irritating and unsettling his viewers. The writer Tzvetan Todorov defines the fantastic as, "the indecisiveness a person feels through knowing only natural laws and facing an event that has a metaphysical appearance."
For instance the group event in the painting "Avantgarde Backlash" (2006) radiates a subversive threat stemming from apparently metaphysical phenomena. In a seemingly visionistic way, Gerhard paints the metaphysical world invading into reality. His painting reflects the paranoid condition of the world, which although painted in glowing, bright colours, communicates a threatening character and creates its own dynamism from which onlookers are unable to escape.
The artist often uses motifs from the world of pop, as is apparent in the painting "Die andere Seite" (2006), which clearly refers to the legendary cover of the Beatles album Abbey Road. Gerhard plays with the viewer's power of association in a targeted way, deliberately unsettling him with informal elements that overlap the original identity. It remains uncertain whether the ghostly figures are really pop icons or perhaps just the shadow of broken illusions.