Mannheim
Zu Beginn steht bei Katie Pratt die Willkür, der Zufall, wenn sie mit einer dynamischen Bewegung oder zufällig verschütteter, zumeist kräftiger Farbe die Leinwand bearbeitet. Danach beobachtet und prüft sie die Muster und Tendenzen in den ersten Farbanfängen, um sie dann zu analysieren und zu kategorisieren, die Kontrolle kehrt zurück. Ein Plan entsteht und das gleiche Verfahren wird auf alle entstandenen Zufälle gleichermaßen objektiv angewendet, unabhängig von der Prägnanz der einzelnen Elemente. Die hierbei entstehende Diskrepanz zwischen Kontrolle und Zufall führt zumeist zu komplexen Rastern, die sich auf der Leinwand entfalten, manchmal jedoch bei der Umsetzung wieder verworfen werden müssen. Dieser Ansatz bringt komplexe geometrische Gebilde hervor, welche nicht intuitiv erdacht werden könnten. In dem Aufsatz „Chance Imagery“ von 1966 von George Brecht beschreibt er das Zufalls-Methoden-Modell, welches Pratt adaptiert und parallel dazu entsprechend der Entwicklung auf der Leinwand ausarbeitet: Farb-wahlen, Deckkraft, Lichtbrechung und kleine Irrefüh-rungen. Ihre Strategie versucht die Urheberschaft zu reduzieren und auszugleichen, um sie langsam wie die Ebbe entschwinden zu lassen. Durch überlagernde Schichtung verschiedener Grundprinzipien entstehen überraschende Resultate. Ihre Werke beinhalten sowohl Elemente der Chaostheorie, als auch strukturierte Entwicklungen, vergleichbar mit verwobenen Flüssen, Sozialen Netzwerken oder Ballungszentren. Dabei interessiert sie sich am meisten für die menschliche und soziale Relevanz ihrer Bilder. Sie verwendet ihre Kunst als Katalysator für soziale und politische Ideologien und Einflüsse, wie justizielle und legislative Bestimmtheit, institutionalisiertes Verhalten, sowie Mechanismen und Strukturen der Staatsführung. Ihre Werke bieten hierbei keine Lösungen sondern gelten als Kartographie der Zwickmühle einer Gesellschaft.