Herbert Brandl

Herbert Brandl

Vienna, Austria Friday, September 14, 2007–Saturday, November 3, 2007

Opening September 13, 2007

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HERBERT BRANDL Galerieräume |14. September – 3. November 2007| LOGIN TINA SCHULZ

Zur Malerei gehört ein Körper dazu, der sich einsetzt, mit seinen Händen, Füßen, womit auch immer, mit den Haaren, der Zunge, das irgendwie bewältigt, eine Fläche bewältigt, einen Duktus zeigt, eine eigene Sprache entwickelt…. Das interessiert mich immer auf’s Neue, vor dieser weißen Leinwand zu stehen, mit diesen paar wenigen Farben, die man da hat, mit diesen wenigen Hilfsmitteln irgendetwas zu machen, etwas ganz Bestimmtes zu machen. Die Dinge zusammenbringen, die Farben zusammenbringen, die Informationen, die man aufgenommen hat und in einer Farbe bündeln möchte, als Aussage oder als Nicht-Aussage. Das Spiel damit, ob das gelingt, ob das nicht gelingt. Herbert Brandl, spike 12, 2007, S. 39 f.

HERBERT BRANDL widersetzt sich mit seinen neuen Farbkompositionen mittels immersiver Räume einer subjektzentristischen Auffassung von Kunst, da seine Malerei weder appellativ ist, noch eine Botschaft bereithält. Brandls Malerei feiert in rauschenden Farbräumen ihre grundsätzliche Orientierungslosigkeit. Die fehlende Distanznahme des Künstlers beim schnellen und konzentrierten Bemalen der Leinwand korrespondiert mit der Erfahrung des Betrachters, der sich gewaltigen Farbhimmeln ausgesetzt sieht, ohne selber verortet zu werden, ohne vertikale Anrede. Rauschhaft türmen sich vor ihm Farben und Formationen, ein Lichtblick, um im nächsten Moment sogleich wieder zu verschwinden. Brandls Bilder desorientieren mit den Mitteln der Malerei. Sie sprechen die Sprache des Heroischen, ohne dabei heroisch zu sein, und vertrauen dabei auf die Malerei und deren rhetorisches Repertoire. Das Bannen ephemerer Erscheinungen oder, umgekehrt formuliert, das Malen bis zur flüchtigen Erscheinung impliziert eine ungemein befreiende Vorläufigkeit. ‚Es ist keine von diesen Arbeiten ein endgültiges Werk’, äußerte sich der Künstler, ‚das läuft eben weiter, das ist eher eine Abfolge oder wie eine Filmsequenz. Manchmal kommt mir das Ganze auch so vor, als wäre es ein Song: ein Stück ist ein Song, dann kommt ein Zwischenraum und dann kommt ein neuer Song’.“ Philipp Kaiser, in: Kat. Herbert Brandl, 52. Biennale Venedig, S. 68 HERBERT BRANDL geb. 1959 in Graz, lebt und arbeitet in Wien, seit 2004 Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Seine Ausstellung im Österreich-Pavillon bei der 52. Biennale Venedig ist noch bis 21.11. 2007 zu sehen.

TINA SCHULZ Ohne Titel (Geschlossener Raum mit eingesperrtem Käfig)

In meiner Arbeit verhalte ich mich wie jemand, der sich in der Beschäftigung mit Kunst und anderen kulturellen Phänomenen während eines Gedankenganges Notizen, Skizzen oder Modelle macht, um sich selbst etwas zu veranschaulichen. Dieses beobachtende Nachdenken ist zielgerichtet und assoziativ stöbernd zugleich und kann sich in unterschiedlichen Medien manifestieren: als Zeichnung oder Schrift, im bewegten oder stillstehenden Bild, in bearbeiteten Materialien und skulpturalen Objekten, in der Konstruktion einer räumlichen oder kontextuellen Situation. Den materialisierten Ergebnissen dieser lesenden, sammelnden und schaffenden Arbeit ist stets ein reflexives Moment zu eigen, das ihnen einen Status zwischen Behauptung und Befragung verleiht… Tina Schulz, 2007

„Mittel und Möglichkeitsformen setzen sich zu räumlichen Konstellationen zusammen. Im Unterschied allerdings zu der vorherrschenden Narrativität multimedialer Rauminstal-lationen entwerfen diese Konstellationen kein zusammenhängendes räumliches Gebilde, das die Betrachter/innen ein- und umschließt, sie einbindet, gefangen nimmt, überwältigt, das ihre Körper linear dirigiert und ihre fokussierte Aufmerksamkeit ausschließlich und ohne Unterbrechung in Anspruch nimmt. Die Raumerfahrung hier ist vielmehr eine fragmentierte, eine, die von Unterbrechung zu Unterbrechung führt. Mentale Bildräume finden sich aneinander gefügt, die sich mit unterschiedlichen, zuweilen auch gegenläufigen Strukturen zeitlich und räumlich ineinander verschränken.“ Beatrice von Bismarck, in: Tina Schulz, Der Nachvollzug der Möglichkeiten, Berlin/Zürich 2005, S. 8

TINA SCHULZ geb. 1972 in München, lebt und arbeitet in Leipzig. Künstlerische Assistentin an der HGB Leipzig. Ausstellungen (Auswahl): Galerie b2_, Leipzig, Kunstraum Niederösterreich, Wien, Artist’s Space, New York, Galerie Jocelyn Wolff, Paris, Galerie für zeitgenössische Kunst, Leipzig, Museum Fridericianum, Kassel, u.a.

HERBERT BRANDL Gallery Rooms | Sept. 14 – Nov. 3, 2007 | LOGIN TINA SCHULZ

Part of painting is a body that applies itself, with its hands, feet, with whatever it wants to use, with hair or a tongue that somehow achieves mastery, mastery of a surface, demonstrates a stroke and develops its own language… Time and time again, I find it interesting to stand in front of this white canvas, with the few colors that one has, and to create something with those few aids, to make something quite definite. To bring things together, bring colors together, bring together pieces of information that one has absorbed and would like to bind together in one color, as a statement or a non-statement. The game of whether it will succeed or will not succeed. Herbert Brandl, spike 12, 2007, pp. 39

“Through his paintings and with his new color compositions, HERBERT BRANDL uses immersive spaces to resist a subject-centric concept of art, for his paintings are neither appellative nor do they contain a message. In lavish expanses of color, Brandl's painting celebrates its fundamental lack of orientation. The lack of distance adopted by the artist in his swift and concentrated painting of the canvas corresponds to the viewer's experience, who is confronted with the powerful colored heavens, without himself being oriented, without a vertical point of reference. Colors and formations pile up frenziedly, a bright spot that disappears instantly the next moment. Brandl's paintings draw on the tools of painting to disorientate. They speak the language of the heroic, but without being heroic, and meaning relies on the paint¬ings and their rhetoric repertoire. The capturing of ephemeral phenomena or, to put it another way, painting until an ephemeral image appears implies an incredibly liberating provisional nature. ‘None of these works is final,’ says the artist, ‘the work just goes on, it is more a sequence or like a film sequence. Sometimes, my impression is that the whole thing is a song: A piece is a song, then there is an intervening period, then there is a new song’." Philipp Kaiser, in: Cat. Herbert Brandl, 52nd Venice Biennale 2007, p. 71
HERBERT BRANDL b. 1959 in Graz, lives and works in Vienna, since 2004 professor at the Academy of Fine Arts Düsseldorf. His exhibition in the Austrian Pavilion at the 52nd Venice Biennale can be viewed until Nov 21, 2007.

TINA SCHULZ Untitled (Closed Space with Encaged Cage)

In my work I function like someone who takes notes or makes sketches or models as thoughts occur to him/her in order to help visualize something more clearly when dealing with art and other cultural phenomena. This way of observing through reflection has a specific purpose and is at the same time a kind of rummaging around in freely arising associations. It can manifest itself in various media: as a drawing or text, in a moving or still image, in processed materials and sculptural objects, in the construction of a spatial or contextual situation. The materialized results of this reading, collecting, and creating activity always contain a contemplative moment which lend them a status that is a mixture of assertion and query... Tina Schulz, 2007

„Conjointly, the means and forms of possibility engender spatial constellations. In contrast to the narrative approach prevalent in multi media installations, these configurations do not seek to devise a coherent spatial construction that surrounds, locks in, captures and overpowers the observer, in order to gain linear control over his/her body and exclusively engage his/her uninterrupted attention. Here, spatial perception is fragmented, leading from one moment of interruption to the next. The outcome is an arrangement of mental image spaces, interlocking in time and space through different, occasionally directly opposing structures.“ Beatrice von Bismarck, in Tina Schulz, Der Nachvollzug der Möglichkeiten, Berlin/Zurich 2005, p. 14

TINA SCHULZ b. 1972 in Munich, lives and works in Leipzig. Artistic assistant at the Academy of visual Arts, Leipzig. Exhibitions (selection): Galerie b2_, Leipzig, Kunstraum Niederösterreich, Vienna, Artist’s Space, New York, Galerie Jocelyn Wolff, Paris, Galerie für zeitgenössische Kunst, Leipzig, Museum Fridericianum, Kassel and others.