Luisa Kasalicky 'exclusive'

Luisa Kasalicky 'exclusive'

Grünangergasse 1/2 Vienna, Austria Saturday, September 18, 2010–Saturday, November 13, 2010

LUISA KASALICKY
exclusive

Ausgehend von Alltagsbeobachtungen, von Erinnerungen an Ereignisse wie Begegnungen und Filme fertigt Luisa Kasalicky skulpturale Arbeiten an, die an Embleme, Figuren, Möbel und andere Gebrauchsgegenstände denken lassen, sich jedoch jeglicher Nutzbarkeit entziehen und dabei eine eigene surreale Sprachlichkeit entwickeln.

Dem Alltag entnommene Materialfragmente werden zu Wandarbeiten, Objekten und Installationen zusammengefügt. Zum Einsatz kommen dabei sogenannte „arme Materialien“ wie Styropor, Linoleum, Teppich, Dämmplatten, Fliesen oder auch Dekorationsstoffe, „die für den Markt uninteressant sind, weil sie nicht mehr modern sind, weil sie farblich oder strukturell nicht mehr dem entsprechen, was jetzt gefragt ist.“ (Luisa Kasalicky).

Die oft aus Auslaufposten in Baumärkten herausgesuchten Baustoffe aus den 1970er oder 1980er Jahren sind Relikte aus der Vergangenheit, die mit solchen aus der Gegenwart verbunden werden. Ihnen wird ihre Funktion entzogen. Durch die Zeitverschränkungen wird Zeit ihrer linearen Entwicklung enthoben. Durch die Funktionsumwertungen werden die Parameter von Wertigkeitsbildung an sich als unzulänglich dargestellt.

Sowohl die Alltagswelt wie der urbane Raum und seine Versatzstücke als auch die Malerei an sich werden einer Analyse unterzogen. Formal wird dies anhand von einer Collagen- und Assemblagentechnik durchgeführt, die zum einen die Auseinandersetzung mit der Moderne berührt. Zum anderen liegt den Arbeiten Kasalickys ein malerisches Denken zugrunde, in welchem der Malerei inhärente Fragen erörtert werden. Ihre Installationen hat sie aus der Malerei heraus entwickelt und für diese Farbsysteme zusammengestellt. In einer offenen Struktur werden die Materialien, die sie nach Farbe und Textur ausgesucht hat, in immer wieder neuen Konstellationen zu modularen Raumskizzen zusammengesetzt. Vorgefertigte Farboberflächen werden durch das Lackieren einzelner Bereiche ergänzt.

Entscheidend ist, dass es nicht bei einer In-Fragestellung bleibt. Luisa Kasalicky behauptet Gegenwelten zum Alltag. Sie fängt Menschliches ein, schält Wesentliches heraus und überträgt es in komplexe Raum- und Materialsysteme. In diesen werden neben autonomen Objekten gleichzeitig narrative Inszenierungen erzeugt, deren Geschichten über die Materialität transportiert werden.

Die Gleichzeitigkeit des Gegensätzlichen begleitet dabei das gesamte Werk. „Es gibt Versatzstücke, die mich immer wieder begleiten. Vielleicht kann ich als Brücke über ein Märchen erzählen, das mich schon als Kind begeistert hat. Ein Prinz will heiraten, was macht er, er schickt seine Boten aus. Aber er will eine besondere Frau. Diese Frau sollte angezogen und nicht angezogen kommen, sie soll fahrend und nicht fahrend kommen. Da findet sich eine Fischerstochter. Sie reitet auf einem Esel, über den sie einen Fuß geworfen hat, mit dem anderen Fuß geht sie. Bekleidet ist sie nur mit einem Fischernetz, sie ist also gleichzeitig angezogen und nicht angezogen. Sie vereint Gegensätze, die scheinbar nicht gut vereinbar sind. Dadurch eröffnet sie eine extreme Weite an Möglichkeiten. Das ist es, was ich indirekt immer möchte, dass die Arbeit eine Bestimmtheit und Dringlichkeit in sich hat, aber gleichzeitig auch eine gut geölte Assoziationskette hervorbringt. Mit Unterbrechungen, die spezifisch von jeder Person abhängen.“ (Luisa Kasalicky in einem Interview mit Rita Vitorelli in Spike, Art Quarterly, Herbstausgabe 2009)

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LUISA KASALICKY
exclusive

Everyday observations, memories of events and encounters, and films are the basis for Luisa Kasalicky’s sculptural works. They remind us of human shapes, pieces of furniture, and other everyday objects whose surrealism makes them unfit for use but enriched with a language of their own.

Luisa Kasalicky gathers material fragments from everyday life and assembles them into wall pieces, objects, and installations. The everyday ready-made materials she employs, such as Styrofoam, linoleum, carpet, insulating panels, tiles, and decorative cloth, are "not interesting for the market because they are no longer modern – they aren’t in demand now because of their color or structure”. (Luisa Kasalicky)

Urban space and its elements as well as painting are analyzed in her work. The technique of collage and assemblage serves as a means of formally engaging with modernism while she also employs a painterly way of thinking that takes up issues inherent to painting. Her installations are born out of painting, and over the years, she has developed different color systems. Within the open structure of her work, she spatially organizes materials according to color and texture like brushstrokes. Individual areas are painted and added on to prefabricated surfaces of color. The results are new constellations of modular spatial sketches. The decisive element of her work is that, instead of staying on the level of questioning, Luisa Kasalicky creates alternative worlds. She captures human elements and transforms them into complex spatial and material systems out of which autonomous objects and narrative mise-en-scènes emerge whose stories unfold through their materiality.

The simultaneity of opposition is a unifying theme in her body of work. “There are elements that always accompany me. Maybe I can better explain this by telling a fairy tale that I liked as a child. A prince wants to get married, so he sends out his men. But he wants a special woman. This woman should be wearing clothes and not wearing clothes; she should arrive riding and not riding. Then they find a fisherman’s daughter. She’s riding a donkey with one leg straddling its back while walking with the other. She’s wearing only a fishing net, so she’s both clothed and not clothed. She unites opposites that appear irreconcilable. She represents an extremely wide range of possibilities. In a way, that’s what I’m trying to achieve. My work should always have a certainty and urgency, but it should also inspire a well-oiled chain of associations that take on a different form for each person.” (Interview with Luisa Kasalicky by Rita Vitorelli in Spike Art Quarterly 21 (2009))