ARTCOLOGNE 2018
Die iranische Künstlerin Mojé Assefjah, 1970 in Teheran geboren, entwickelt in ihrer Malerei eine unverwechselbare Bildsprache von außergewöhnlicher Anmut. Teils breite, geschwungene Farbbänder erschließen den Bildraum in alle Richtungen. Dabei winden sich die Pinselzüge mit ihrer spezifischen Farbigkeit und feinen Struktur in dynamischer Gestik über den Bildträger, verdichten und überlappen sich und lenken den Blick des Betrachters in tiefer liegende Ebenen. Die Verwendung der fast in Vergessenheit geratenen Eitempera-Technik und Tusche in vielen dünnen Lasuren ermöglicht der Künstlerin Farbwirkungen, die an die italienische Freskomalerei der Frührenaissance erinnern. Obwohl sich die Künstlerin der nicht-abbildhaften Malerei verschrieben hat, vermitteln die Bilder eine Idee von Räumlichkeit und rufen Assoziationen an Landschaften, pflanzliche Formen und Stoffdraperien hervor. Leichtigkeit und strukturelle Dichte sowie der Wechsel von Transparenz und Opazität, Licht und Dunkelheit, Nähe und Ferne kennzeichnen Assefjahs Bildwelten, die eine geheimnisvolle Tiefe und atmosphärische Qualität in sich bergen. Von 1992-98 hat sie an der Akademie der Bildenden Künste in München Malerei studiert, ab 1997 als Meisterschülerin von Prof. Jerry Zeniuk. 1999 erhielt sie den Förderpreis für Bildende Künste des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie das DAAD-Jahresstipendium für einen Rom-Aufenthalt. 2013 war sie im Zuge des Residency Program at the International Studio & Curatorial Program (ISCP) in New York. Seit 1999 werden ihre Arbeiten regelmäßig in Einzel- und Gruppenausstellungen in Europa und im Vorderen Orient gezeigt. Ihre Werke befinden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen in Deutschland, der Schweiz und in China (darunter Städtische Galerie im Lenbachhaus/München; Pinakothek der Moderne, Bayerische Staatsgemäldesammlung/München; Graphische Sammlung/München; Guangdong Art Museum/Guangzhou, China).
Martin Assig, 1959 in Schwelm geboren, malt nahezu ausschließlich mit Wachs. Diese sehr alte, aber heute nurnoch selten benutzte Maltechnik der Enkaustik ermöglicht es ihm, Bilder von starker Intensität und besonderer Farbigkeit zu schaffen. Der Künstler kann die Zusammensetzung und die Dichte des Pigments im verflüssigten Wachs steuern und Bildwerke mit leicht reliefartiger Oberfläche erzeugen. Assigs Bilder zeigen häufig Körperteile, Körperausschnitte oder Frauen in Korsagen und Kleidern, die diekörpereigenen Netzstrukturen der Blut- oder Nervenbahnen nach außen abzubilden scheinen. Tradierte Symbole und Zeichen werden zu Strukturen gereiht, die mal ornamental erscheinen und mal organisch wirken. Gleichgewichtig neben der Malerei steht das zeichnerische Werk Assigs. Die Arbeiten von Martin Assig wurden in Einzelausstellungen unter anderem im Saarlandmuseum Saarbrücken,der Kunsthalle zu Kiel, dem Museum van Hedendaagse Kunst Gent, der Hamburger Kunsthalle und dem Centro de Arte Reina Sofia Madrid gezeigt. Die Ausstellungen seit 2015 im Haus am Waldsee Berlin und im Museum Boijmans Van Beuningen Rotterdam konzentrierten sich auf den Zyklus von Papierarbeiten "St. Paul". Ein Künstlerraum mit ca. 300 Arbeiten aus der Serie war 2017 in der Ausstellung "Me in a no-time state – Über das Individuum" im Kolumba Kunstmuseum Köln zu sehen.
Die Bildästhetik von Sonja Braas (*1968 in Siegen) ist gleichzeitig faszinierend und rätselhaft. Zwar erblickt der Betrachter klar erkennbar Naturphänomene oder vom Menschen geschaffene Strukturen. Doch die Motive wirken entfremdet und künstlich. Nur teilweise basieren sie auf realen Natur- und Landschaftsaufnahmen, viele der Fotografien zeigen von der Künstlerin gebaute Modellwelten, was ihnen ihre charakteristische, unheimliche Atmosphäre verleiht. Auch in ihrer neuesten Serie „An Abundance of Caution“ bleibt Sonja Braas den Themen wie der Kraft und Gewalt der Natur, ihrer Schönheit, aber manchmal auch Bedrohlichkeit treu. Auch wenn der Mensch selber nie als direkter Protagonist in ihren Arbeiten auftritt, sind seine Spuren doch in Form von architektonischen Strukturen oder von ihm genutzten oder gestalteten Objekten zu erkennen. Sonja Braas‘ großformatige Fotografien von Modellen suggerieren Authentizität, um gleichzeitig durch die bildliche Ordnung und Kontrolle das Chaos zu hinterfragen, Mystifizierung aufzubauen und zu brechen. Ihre Arbeiten befinden sich u.a. in der Albright Knox Gallery, Buffalo, im Philadelphia Museum of Art, im Fotomuseum Winterthur, in der Städtischen Galerie Wolfsburg, im Museum Küppersmühle, Duisburg und in der Sammlung der Deutschen Bank, der Münchner Rück und der EON AG.
Thomas Demand (*1964) Fotografie ist heute befreit von der Annahme, dass sie eine Begebenheit in der Welt abbildet. In der für Demand kennzeichnenden Praxis stellt die Fotografie rekonstruierte Wirklichkeit dar. Der Bezug ist aber nicht das direkte Abbild der Realität, nicht ein Ausschnitt der realen Welt, sondern Dinge und Orte, die bereits medial abgebildet wurden. Demand findet seine Motive in den Kommunikationsmedien, der Presse und im Internet. Diese rekonstruiert der Künstler in seinem Atelier im realen Maßstab aus Papier und Pappe. Somit wird das Motiv zur Kulisse und diese wiederum zum Motiv. Es entsteht ein tautologischer Denkkreis; das Bild erhebt einen Realitätsanspruch für sich. Demand erweitert in seinen Werken die ursprünglichen Medienbilder und kehrt ihr Verhältnis von Zeichen und Bezeichnetem, die Beziehung von Wort und Bild und die Frage nach dem Realitätsgrad des Abbildes um. Demands Arbeiten sind trügerisch und gaukeln in ihrer fotorealistischen Darstellungsweise dem Betrachter Wirklichkeit vor. Seine Motive sind durch mehrere Stufen der Transformation vom Realen entfernt. Die Wahrnehmung des Betrachters wird betrogen und der Verstand muss über kognitive Fähigkeiten das Reale neu finden und zusammensetzen. Das Bild will nicht erzählen, es bleibt offen und es entsteht ein Raum der Imagination, der Deutung und der Poesie. Der in Berlin und Los Angeles lebende Künstler Thomas Demand zählt zu den international bekanntesten deutschen Fotokünstlern. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München (DE) sowie Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf (DE) und am Goldsmiths College in London (UK). Seit 2011 ist er Professor an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg (DE) im Studienbereich Bildhauerei mit Schwerpunkt Fotografie. Seit den Neunzigerjahren stellt Demand international aus und ist in wichtigen Sammlungen weltweit vertreten.
HERBERT HAMAK, 1952 geboren in Unterfranken, lebt und arbeitet in Hammelburg. Die Farbkörper ragen in den Raum; vielfältige Formen von solider Festigkeit und Schwere, die aber durch ihre lichtdurchlässige Oberfläche gleichzeitig ganz leicht und immateriell wirken. Im Wechselspiel von Form und Farbe suggerieren sie eine Räumlichkeit, deren Grenzen nicht zu definieren sind. Herbert Hamak beschäftigt sich seit Ende der 1980er-Jahre mit der Darstellbarkeit von Farbe. Dafür hat er ein spezielles Verfahren entwickelt, mit dem er Pigmente mit Kunstharzen und Wachs bindet, um dann diese flüssige Masse in eine Form zu gießen. Die Leinwand, die auf Keilrahmen als klassischer Bildträger fungiert, wird darin eingelassen. Es entstehen kompakte, geometrische Körper, meist monochrome Bildobjekte von unglaublicher Schönheit und Farbdichte, die ganz sensibel auf die wechselnden Lichteffekte reagieren. Herbert Hamak legt Wert auf die Auswahl der Pigmente, welche den Arbeiten ihre einzigartige Leuchtkraft verleihen und ihre plastische Wirkung noch verstärken, wobei meist die Konzentration auf eine einzelne Farbe gelegt wird. Im Licht offenbart sich ihr vielfältiges Innenleben aus Luftblasen und farbigen Einsprengseln, die die intensive Tiefenwirkung der Arbeiten noch unterstreichen. Herbert Hamak versteht seine Arbeiten nicht als Skulpturen, sondern als Malereien, die den Raum erobern. Herbert Hamak lebt und arbeitet in Hammelburg, Deutschland. Im Frühjahr 2010 widmete ihm das Museum Haus Lange in Krefeld eine umfassende Ausstellung. Seine Arbeiten befinden sich in zahlreichen internationalen Museen und Sammlungen, u.a. in der Peggy Guggenheim Collection Venedig, Schauwerk Sindelfingen, Daimler Kunst Sammlung und in der Collezione Panza di Biumo.
Gerhard Merz , * 1947 Mammendorf bei München: Während seines Studiums von 1969 bis 1973 an der Münchner Kunstakademie beginnt Merz, sich anhand von Metallskulpturen und monochromen Arbeiten mit suprematistischen und konstruktivistischen Positionen auseinanderzusetzen. Sein Werk kann zudem vor dem Hintergrund der konzeptuellen Bestrebungen der 1970er und 1980er Jahre gesehen werden. Um 1980 entstehen Schriftbilder und Serigrafien nach Fotografien, die mit monochromen Bildern und Wandmalereien kombiniert werden. Ab 1984 schafft Merz ortsspezifische Gemälde, für die er die Wände der Ausstellungsräume mit monochromer Mineralfarbe selbst gestaltet. In Rauminstallationen von 1986 bezieht er Schrift, Farbe und architektonische Aspekte ein und reflektiert auf diese Weise den Umgang mit der Kunstgeschichte und den Präsentationsformen im Kunstbetrieb. Ein wichtiges Beispiel dafür ist die Installation "Sieg der Sonne 1987" auf der documenta 8. Von 1988 bis 1994 vollzieht Merz in seiner "Archipittura" eine Synthese aus Malerei und Architektur, wobei die Fläche das prägende Element des Bildes bleibt. Die erste programmatische Arbeit dazu ist "ED IO ANCHE SON ARCHITETTO" aus dem Jahr 1988. Merz bezieht sich in seinen Installationen auf die Bauten Mies van der Rohes, reflektiert das Werk von Künstlern wie Marcel Duchamp. Kasimir Malewitsch oder Barnett Newman. Die hohe Komplexität dieser Aneignung ist dabei ebenso Kennzeichen seiner Kunst wie das Streben nach höchster formaler Klarheit. Höhepunkte seiner Ausstellungsaktivitäten bilden die Teilnahmen an den documenta-Ausstellungen sowie die gemeinsame Präsentation mit Katharina Sieverding 1997 auf der Biennale in Venedig im deutschen Pavillon.
Martin Spengler, 1970, geb. Köln: „Meine Reliefs zeichnen sich durch zwei Merkmale aus: Durch Opulenz und Strukturalismus. In meiner neuen Arbeit setze ich mich mit der Dreidimensionalität dieser beiden Merkmale auseinander, in der Skulptur und dem dazu gehörigen Sockel. Der Schritt vom Relief in die Dreidimensionalität des frei stehenden Objekts erschien mir nur logisch und konsequent. Dabei war es mir wichtig, das Prinzip der Aufwertung zu bewahren. Das alltägliche und wertlose Material Wellpappe habe ich deshalb bei meinen Skulpturen beibehalten, aber um die Besonderheit des Sockels als eine Art Gegenstück ergänzt. In meinen Werken zieht sich immer auch die Zeichnung durch den gesamten Arbeitsprozess. Die Zeichnung bildet einen arbeitstechnischen Rahmen: Zum einen in der detailgetreuen Vorzeichnung, die eine Art Schnittmuster bildet, zum anderen durch die Graphitzeichnung auf den Schnittkanten der mit Kalkgrund angestrichenen Objektoberfläche. Das Graphit verleiht der Arbeit einen eigenen Charakter und Ausdruck und verstärkt das Flirren bis zur optischen Überreizung. Das Werkstück soll zu einem Organ werden, das den Eindruck erweckt in sich zu pulsieren. Das monochrome Weiß ist zeitlos und daher eine Projektionsfläche. Ich bin immer auf der Suche nach relationalen Strukturen in Dingen und Phänomenen aus meiner Umwelt. Die konkreten Motive finde ich draußen auf der Straße, im Internet oder in Zeitungen. Das Hauptstück der Arbeit ist aber die komplexe Bearbeitung des Fotomaterials zu autonom-abstrakten Bildern, die nicht durch Ordnung, sondern durch Unübersichtlichkeit geprägt sind. Es geht um den auratischen Moment, den ein Kunstwerk für mich haben muss. Über meinen Arbeitsprozess komme ich selbst zu Erkenntnissen über die Funktionalität von materiellen Dingen und Phänomenen. Architektur unterliegt bestimmten funktionalen Bestimmungen. Grundsätzlich ist sie schön und folgt immer einer bestimmten ästhetischen Ausformung. Architektonische Ästhetiken sind das Ergebnis langwieriger Versuche, etwas funktionieren zu lassen. Wenn man neben dem Kölner Dom steht, an einem Hochhaus hinauf schaut oder ein Autobahnkreuz aus der Höhe betrachtet, nimmt man die Kraft dieser Objekte wahr. Meine Werke fangen all dies in eine komprimierte Form ein, sie sind Fetische.“
EINZEL-/DOPPELAUSSTELLUNGEN/solo and two-person exhibitions(selection)
2019/20Kunstmuseum Ahlen (D) (in Planung / being planned) 2018Kunstverein Ebersberg (D) 2017GalerieKNOLL.art., companion, Warthausen-Oberhöfen (D) (mit / with Felix Rehfeld) 2016Kunstverein Kreis Gütersloh (D)(mit / with Christopher Lehmpfuhl) Galerie Tanit, sculpting the shadow, München / Munich (D)(mit / with Serge Najjar) Eislinger Kunstverein, Turbulenzen, Eislingen (D) (mit/ with Katrin Günther) 2015 Kunstverein Biberach, Brüche, Biberach (D) 2013Galerie Thomas Modern, Eine Reihe von Unikaten, München / Munich (D) Weltraum, Artisten in der Zirkuskuppel, München / Munich (D) 2012Galerie Thomas Modern, High Visuality, München / Munich (D)! Neuer Kunstverein Wuppertal, Idealwelle, Wuppertal (D) Städtische Galerie Remscheid, Reizen,Remscheid(D) (Katalog / catalog)! Haus der Papierindustrie, Werke aus Wellpappe, Bonn(D)(Katalog / catalog) 2010rahncontemporary, Rauschen, Zürich / Zurich (CH) 2009Malkasten, Schnitte, Düsseldorf (D) 2008Kunstverein Achim, Kartonagen, Achim (D)