Paco Knöller 'mit der Linie ziehen. 1989 – 2014'

Paco Knöller 'mit der Linie ziehen. 1989 – 2014'

Charlottenstraße 24 Berlin, 10117, Germany Saturday, January 24, 2015–Saturday, March 7, 2015

With the exhibition, Paco Knöller. mit der Linie ziehen. 1989-2014, Galerie Thomas Schulte is proud to present the first comprehensive and critical overview of the drawings conceived by one of Germany’s most preeminent graphic artists throughout the last 25 years.

The concentrated selection is divided into seven chapters, over seven periods, and arranged across seven walls, providing a distinct optical link and showing the affiliation among the works which were created in the long span of more than two decades. It reveals a clearly formulated, artistic conception and practice established over time. The exhibited drawings are the result of an in depth involvement with drawing as a medium. They are taken from great creative potential and form the basis for a long process of searching and experiencing.

Already in the 1970’s as a student in the class of Joseph Beuys at the Düsseldorf Academy, Paco Knöller realized that drawing is an “ancient instrument, with which to inquire into the world and simultaneously present one’s own view of the world”. In this sense Knöller composes and constructs his drawings prudently, yet unrestrained. He is aware of the fact that the drawn line should not just serve the means of pictorial illusion or illustration, or contrarily function only as an expression reduced to a mere gesture. His process of drawing much more seems to consciously follow Cy Twombly in his opinion of the line as the sensation of its own fruition, the embodiment of its self. Consequently, in his painterly work, Paco Knöller inquires into not just the symbiotic relationship between the line and color, but also into that of the line and the surface, and in this sense, penetrates the almost opposing force of linearity and image space.

In his drawings, specifically this image space acts simultaneously as a kind of theatrical set, in front of which the graphic symbols bundle, cross, twist, and burst; turn into surfaces, beams and dots, documenting energetically charged traces of ephemerally uniting and dispersing movements. Lines, dots, and surface alternate and condense into abstract bodies. Fragments suggest a face, eyes, or hands, yet remain abstract and detached from a concrete narrative. Here the Beuysian approach is evident in Paco Knöller’s practiced coalescence with nature, which leads to the translation of experiences and fragments of reality into an abstract handwriting. His drawings visualize the formation of entities from experience of natural phenomena and show how from something limited, something limitless emerges. Associations of created themes occasionally serve as the title of his series and groups of works, but mostly appear only as a reflection.

Born in Obermarchtal, Germany, in 1950, Paco Knöller went on to study alongside Joseph Beuys at the Kunstakademie Düsseldorf. Knöller works and lives in Berlin since 1987. His work has been included in numerous national and international exhibitions. Knöller has had solo exhibitions, at Neue Nationalgalerie Berlin, Kunsthalle Bielefeld, Kunstverein Hamburg, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Sprengel Museum Hannover, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, and Hamburger Bahnhof Berlin, among others. To each of these and others, catalogues were issued.

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In der Ausstellung von Paco Knöller „mit der Linie ziehen. 1989-2014“ zeigt die Galerie Thomas Schulte zum allerersten Mal einen exemplarischen Überblick über das zeichnerische Werk aus 25 Jahren eines der profiliertesten deutschen Malerzeichner.

Die konzentrierte Auswahl gliedert sich in sieben Kapitel aus sieben Zeiten und wird auf sieben Wänden angeordnet. Dass trotz der großen zeitlichen Spanne eine deutliche Verbindung zwischen den einzelnen Kapiteln beziehungsweise Werkgruppen sichtbar ist, liegt vor allem an der klar formulierten künstlerischen Auffassung und Praxis des Künstlers über Jahrzehnte hinweg. Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten zeugen von einem enormen schöpferischen Potential und sind das Substrat eines langen Arbeitsprozesses – das Ergebnis einer tiefgehenden Auseinandersetzung mit dem zeichnerischen Medium.

In seinem malerischen Werk fragt Paco Knöller nicht nur nach dem symbiotischen Verhältnis von Linie und Farbe, sondern auch nach dem Verhältnis von Linie und Flächen und durchdringt auf sezierende Weise die fast gegensätzlichen Wirkkräfte von Linearität und Bildraum. Dieser Bildraum fungiert in der Zeichnung zugleich als eine Art theatralische Kulisse, vor der sich grafische Zeichen bündeln, kreuzen, knoten und bersten, sich zu Flächen verbinden oder zu kurzen Balken oder kleinen Punkten werden. Knöller komponiert und konstruiert seine Zeichnungen ebenso bedacht wie zügellos. Die gezeichneten Linien sind nicht Mittel zum Zweck einer bildnerischen Illusion oder Illustration, auch nicht bloß ein auf Geste reduzierter Ausdruck, sondern die Erfahrung mit der eigenen Geschichte: Die Linie ist die „Empfindung ihrer eigenen Verwirklichung“ (Cy Twombly), also die Verkörperung ihrer selbst. Bereits in den Siebzigerjahren in der Joseph Beuys-Klasse an der Düsseldorfer Akademie erkannte Paco Knöller das Zeichnen als ein „Ur-Instrument, die Welt zu erfragen und zugleich die eigene Welt zur Anschauung zu bringen“.

Die Blätter dokumentieren von Sequenz zu Sequenz eine energetisch aufgeladene Spur aus flüchtig zusammengehenden und auseinanderstrebenden Bewegungen. Linien, Punkte und Flächen wechseln sich ab und verdichten sich zu abstrakten Körpern. Fragmente deuten auf ein Gesicht, auf Augen oder Hände, bleiben jedoch stets losgelöst von einer konkreten Erzählung. Assoziationen zu bearbeiteten Themen liefern an manchen Stellen die Titel der Serien, die allerdings als reines Reflexionsmoment zu betrachten sind, wie zum Beispiel „bis zum äußersten Endedes Mundes“, „der See“, „Fremdkörper“, „wenn Zellkerne zu wandernden Planeten werden“, „the thinking reed“ oder Knöllers neuester Zyklus „Aufwachraum“. Der Duktus bestimmt gleicherweise die Vergegenwärtigung von Figur und Natur und weist ihnen eine gemeinsame Sphäre zu, die im Kontrast steht zu den mehr oder weniger konstruierten Formelementen. Sie stehen dem Fühlen, der Bewegung der Seele und der Natur gegenüber. Knöllers Zeichnungen verbildlichen die Dingbildung von Erfahrung, von Naturerscheinungen, zeigen, wie aus etwas Begrenztem etwas Unbegrenztes entsteht. In Paco Knöllers praktizierten Naturdurchdringung kommt gleichsam der Beuys’sche Ansatz zum Tragen und führt dazu, Erlebnisse, Realitätspartikel in eine abstrakte Handschrift zu übersetzen. Er zeigt, wie man Sinneseindrücke in der Zeichnung reflektiert und darstellt.

Paco Knöller wurde 1950 in Obermachtal an der Donau geboren und begann sein Studium noch bei Joseph Beuys an der Kunstakademie Düsseldorf. Seit 1987 lebt und arbeitet er in Berlin. Sein Werk wurde durch zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland dokumentiert. Unter anderem wurden ihm Einzelausstellungen von der Neuen Nationalgalerie Berlin, der Kunsthalle Bielefeld, dem Kunstverein Hamburg, der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, dem Sprengel Museum Hannover, der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe und vom Hamburger Bahnhof in Berlin gewidmet. Zu diesen und anderen Ausstellungen erschienen Kataloge.