With the exhibition, Paco Knöller. mit der Linie ziehen. 1989-2014, Galerie Thomas Schulte is
proud to present the first comprehensive and critical overview of the drawings conceived by one
of Germany’s most preeminent graphic artists throughout the last 25 years.
The concentrated selection is divided into seven
chapters, over seven periods, and arranged across
seven walls, providing a distinct optical link and
showing the affiliation among the works which were
created in the long span of more than two decades. It
reveals a clearly formulated, artistic conception and
practice established over time. The exhibited drawings
are the result of an in depth involvement with
drawing as a medium. They are taken from great creative
potential and form the basis for a long process
of searching and experiencing.
Already in the 1970’s as a student in the class
of Joseph Beuys at the Düsseldorf Academy, Paco
Knöller realized that drawing is an “ancient instrument,
with which to inquire into the world and simultaneously
present one’s own view of the world”.
In this sense Knöller composes and constructs his
drawings prudently, yet unrestrained. He is aware of
the fact that the drawn line should not just serve the
means of pictorial illusion or illustration, or contrarily
function only as an expression reduced to a mere
gesture. His process of drawing much more seems
to consciously follow Cy Twombly in his opinion of
the line as the sensation of its own fruition, the embodiment
of its self. Consequently, in his painterly
work, Paco Knöller inquires into not just the symbiotic
relationship between the line and color, but also
into that of the line and the surface, and in this sense,
penetrates the almost opposing force of linearity and
image space.
In his drawings, specifically this image
space acts simultaneously as a kind of theatrical
set, in front of which the graphic symbols bundle,
cross, twist, and burst; turn into surfaces, beams
and dots, documenting energetically charged traces
of ephemerally uniting and dispersing movements.
Lines, dots, and surface alternate and condense into
abstract bodies. Fragments suggest a face, eyes, or
hands, yet remain abstract and detached from a concrete
narrative. Here the Beuysian approach is evident
in Paco Knöller’s practiced coalescence with nature,
which leads to the translation of experiences
and fragments of reality into an abstract handwriting.
His drawings visualize the formation of entities
from experience of natural phenomena and show
how from something limited, something limitless
emerges. Associations of created themes occasionally
serve as the title of his series and groups of works,
but mostly appear only as a reflection.
Born in Obermarchtal, Germany, in 1950, Paco Knöller went on to study alongside Joseph Beuys at the Kunstakademie
Düsseldorf. Knöller works and lives in Berlin since 1987. His work has been included in numerous national
and international exhibitions. Knöller has had solo exhibitions, at Neue Nationalgalerie Berlin, Kunsthalle Bielefeld,
Kunstverein Hamburg, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Sprengel Museum Hannover, Staatliche Kunsthalle
Karlsruhe, and Hamburger Bahnhof Berlin, among others. To each of these and others, catalogues were issued.
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In der Ausstellung von Paco Knöller „mit der Linie ziehen. 1989-2014“ zeigt die Galerie Thomas
Schulte zum allerersten Mal einen exemplarischen Überblick über das zeichnerische Werk aus 25
Jahren eines der profiliertesten deutschen Malerzeichner.
Die konzentrierte Auswahl gliedert sich in sieben
Kapitel aus sieben Zeiten und wird auf sieben
Wänden angeordnet. Dass trotz der großen zeitlichen
Spanne eine deutliche Verbindung zwischen
den einzelnen Kapiteln beziehungsweise
Werkgruppen sichtbar ist, liegt vor allem an der
klar formulierten künstlerischen Auffassung und
Praxis des Künstlers über Jahrzehnte hinweg. Die
in der Ausstellung gezeigten Arbeiten zeugen von
einem enormen schöpferischen Potential und sind
das Substrat eines langen Arbeitsprozesses – das
Ergebnis einer tiefgehenden Auseinandersetzung
mit dem zeichnerischen Medium.
In seinem malerischen Werk fragt
Paco Knöller nicht nur nach dem symbiotischen
Verhältnis von Linie und Farbe, sondern auch
nach dem Verhältnis von Linie und Flächen und
durchdringt auf sezierende Weise die fast gegensätzlichen
Wirkkräfte von Linearität und Bildraum.
Dieser Bildraum fungiert in der Zeichnung zugleich
als eine Art theatralische Kulisse, vor der sich grafische
Zeichen bündeln, kreuzen, knoten und bersten,
sich zu Flächen verbinden oder zu kurzen
Balken oder kleinen Punkten werden. Knöller komponiert
und konstruiert seine Zeichnungen ebenso
bedacht wie zügellos. Die gezeichneten Linien sind
nicht Mittel zum Zweck einer bildnerischen Illusion
oder Illustration, auch nicht bloß ein auf Geste reduzierter
Ausdruck, sondern die Erfahrung mit der
eigenen Geschichte: Die Linie ist die „Empfindung
ihrer eigenen Verwirklichung“ (Cy Twombly),
also die Verkörperung ihrer selbst. Bereits in den
Siebzigerjahren in der Joseph Beuys-Klasse an der
Düsseldorfer Akademie erkannte Paco Knöller das
Zeichnen als ein „Ur-Instrument, die Welt zu erfragen
und zugleich die eigene Welt zur Anschauung
zu bringen“.
Die Blätter dokumentieren von Sequenz
zu Sequenz eine energetisch aufgeladene Spur aus
flüchtig zusammengehenden und auseinanderstrebenden
Bewegungen. Linien, Punkte und
Flächen wechseln sich ab und verdichten sich zu
abstrakten Körpern. Fragmente deuten auf ein
Gesicht, auf Augen oder Hände, bleiben jedoch
stets losgelöst von einer konkreten Erzählung.
Assoziationen zu bearbeiteten Themen liefern
an manchen Stellen die Titel der Serien, die allerdings
als reines Reflexionsmoment zu betrachten
sind, wie zum Beispiel „bis zum äußersten Endedes Mundes“, „der See“, „Fremdkörper“, „wenn
Zellkerne zu wandernden Planeten werden“, „the
thinking reed“ oder Knöllers neuester Zyklus
„Aufwachraum“. Der Duktus bestimmt gleicherweise
die Vergegenwärtigung von Figur und Natur
und weist ihnen eine gemeinsame Sphäre zu, die
im Kontrast steht zu den mehr oder weniger konstruierten
Formelementen. Sie stehen dem Fühlen,
der Bewegung der Seele und der Natur gegenüber.
Knöllers Zeichnungen verbildlichen die Dingbildung
von Erfahrung, von Naturerscheinungen, zeigen, wie
aus etwas Begrenztem etwas Unbegrenztes entsteht.
In Paco Knöllers praktizierten Naturdurchdringung
kommt gleichsam der Beuys’sche Ansatz zum
Tragen und führt dazu, Erlebnisse, Realitätspartikel
in eine abstrakte Handschrift zu übersetzen. Er zeigt,
wie man Sinneseindrücke in der Zeichnung reflektiert
und darstellt.
Paco Knöller wurde 1950 in Obermachtal an der Donau geboren und begann sein Studium noch bei Joseph Beuys an
der Kunstakademie Düsseldorf. Seit 1987 lebt und arbeitet er in Berlin. Sein Werk wurde durch zahlreiche Ausstellungen
im In- und Ausland dokumentiert. Unter anderem wurden ihm Einzelausstellungen von der Neuen Nationalgalerie
Berlin, der Kunsthalle Bielefeld, dem Kunstverein Hamburg, der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen,
dem Sprengel Museum Hannover, der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe und vom Hamburger Bahnhof in Berlin
gewidmet. Zu diesen und anderen Ausstellungen erschienen Kataloge.