EVERYTHING HAPPENS SOMEWHERE | Landschaftsstrategien

EVERYTHING HAPPENS SOMEWHERE | Landschaftsstrategien

Schönhauser Straße 8 Cologne, 50968, Germany Friday, September 2, 2016–Saturday, November 5, 2016 Opening Reception: Friday, September 2, 2016, 8 p.m.–10 p.m.

discarded #9 by anthony hernandez

Anthony Hernandez

Discarded #9, 2013

Price on Request

Einführung von Prof. Dr. Christoph Schaden: Samstag, 3. September 2016, 16 Uhr

Die Galerie Thomas Zander freut sich, in einer Gruppenausstellung anlässlich des diesjährigen Galerienwochenendes künstlerische Landschaftsstrategien in den Blick zu rücken und präsentiert Werke von Robert Adams, Lewis Baltz, Bernd und Hilla Becher, Victor Burgin, Braco Dimitrijevic, Peter Downsbrough, Mitch Epstein, Lee Friedlander, Andrea Geyer, Anthony Hernandez, Anthony McCall, Dieter Meier, Masao Mochizuki, Max Regenberg, Tata Ronkholz, Ed Ruscha, Michael Schmidt, Stephen Shore, Robert Smithson/Gianfranco Gorgoni, Larry Sultan, Henry Wessel u.a. Die Ausstellung bildet einen Diskurs zum Begriff Landschaft anhand ausgewählter Künstlerpositionen und zeigt unterschiedliche Perspektiven auf – von der New Topographics-Bewegung über Vertreter der konzeptuellen Fotografie bis hin zu Land Art und filmischen Auseinandersetzungen mit dem weitläufigen Thema Landschaft.

Im zeitgenössischen Kontext wird Landschaft nicht mehr nur als geografisches Gebiet oder ästhetisches Ideal verstanden sondern als ein im Wandel befindliches, vielschichtiges Gefüge aus Natur und Kultur, das einen Spiegel der heterogenen, instabilen menschlichen Umwelt bildet. Landschaftlicher Raum gilt dabei als ein Medium sozialer Praxis. Kulturelle Prozesse schreiben Bedeutung in diesen Raum ein und produzieren so neue Formen von Landschaften. Die fotografische Schlüsselausstellung New Topographics von 1975 ist ein Ausdruck dieses neuen Verständnisses einer von Menschen veränderten Landschaft, die die Kunst über die Grenzen der Fotografie hinaus nachhaltig beeinflusst hat. Robert Adams, Lewis Baltz, Bernd und Hilla Becher, Stephen Shore sowie Henry Wessel zeigten darin modernen Siedlungsbau und industrielle Landnutzung in Bildern, die genauso nüchtern wirken wie ihre Sujets, sich aber im Kern mit menschlichen Lebensbedingungen und Grundwerten auseinandersetzen. Zur selben Zeit bewegt sich Lee Friedlander im urbanen Raum, im Nebeneinander und Durcheinander von Zeichen. In seiner Serie The American Monument fotografiert er Denkmäler, die zwischen Werbeplakaten kaum zu entdecken sind und komponiert mit einer komplexen Fülle die Stadtlandschaft als ästhetische, jedoch undurchdringliche Struktur. Ed Ruscha begegnet der Frage der (Un-)Lesbarkeit der postmodernen Landschaft mit trockener Ironie, indem er ihre alltäglichen architektonischen Muster visuell katalogisiert, wie etwa Parkplätze, Tankstellen oder Straßenzüge. Die frühe konzeptuelle Arbeit Untitled (25 feet) von Victor Burgin abstrahiert das Bedürfnis nachÜbersicht und Ordnung noch weiter und dokumentiert den Akt des Vermessens und Archivierens selbst. Fotografie wird hier zum Instrument der Kartografie und ist somit aktiv an der Produktion von Raum beteiligt. Auch Anthony McCall produziert in seinem Film Landscape for Fire (1972) performativ eine Landschaft aus einem Raster kleiner Feuer, die nacheinander entzündet werden. Als besonderen Exkurs zur fotografischen Kartografie zeigt die aktuelle Ausstellung zwei Sternenatlanten aus den 1910er und 1920er Jahren: zum einen von Edward Barnard, dem die ersten Aufnahmen der Milchstraße mit ihren faszinierenden Strukturen gelangen, zum anderen die Himmelslandschaften zweier Pioniere der Astrofotografie, Johann Palisa und Max Wolf.

Als weitere Landschaftsstrategie in der Kunst bildete sich in den 1970er Jahren die Land Art als Gegenbewegung einer Bildhauerei mit stark anthropomorpher Ausrichtung aus. Mit Spiral Jetty schafft Robert Smithson 1970 (kurz nach der ersten Mondlandung) eine Landskulptur in situ, die aufgrund ihrer Spiralform die Wahrnehmung von Dimension je nach Standpunkt des Betrachters relativiert und den Menschen als Bezugsgröße negiert. Der bosnische Konzeptkünstler Braco Dimitrijevic relativiert in seinen Werken ebenfalls das Gewicht einzelner Orte oder Persönlichkeiten und ruft eine Postgeschichte aus, die sich durch die Koexistenz verschiedener Werte auszeichnet. Die ausgestellte Marmorplatte mit der Inschrift „This could be a place of historical importance“ symbolisiert, dass potentiell jeder Ort eine kulturelle Einschreibung erfahren kann.

Entgegen der Strategien zur Objektivierung oder Relativierung konzeptualisiert Larry Sultan die Landschaft als psychologisches, Identität stiftendes Konstrukt. Aufgewachsen im kalifornischen San Fernando Valley dokumentiert er in seiner Serie The Valley von 1998 bis 2003 Filmsets von Pornoproduktionen in privaten Wohnhäusern und hinterfragt damit die Widersprüche, Fiktionen und Leerstellen suburbanen Familienlebens. Die Frage nach der Sichtbarkeit landschaftlicher Phänomene stellt Lewis Baltz in seiner Serie 89-91 Sites of Technology mit ihren arkanen Landschaften des Informationszeitalters, den Großcomputern und den Abklingbecken der Kernforschungszentren. Die Aufnahmen von sterilen Oberflächen und kameraüberwachtem Gelände belegen indes die Unsichtbarkeit der eigentlichen Prozesse und Machtstrukturen, die heute relevanter denn je sind. Mitch Epstein ruft in American Power (2003-2008) noch einmal die große Tradition der amerikanischen Landschaftsfotografie wach und liefert eine Bestandsaufnahme der industriellen Ausbeutung des Landes und seiner Energieressourcen im Landschaftsformat. Wie Epsteins großformatige Fotografien sich in die Landschaftstradition einreihen und diese zugleich brechen, hinterlassen alle Werke, die in der aktuellen Ausstellung versammelt sind, ihrerseits Spuren in unserer Vorstellung dessen, was Landschaft ist, und formen so den Landschaftsbegriff kontinuierlich weiter mit.

Weitere Informationen und Bildmaterial senden wir auf Anfrage gerne zu.

Sonderöffnungszeiten während der Düsseldorf Cologne Open Galleries 2016:
Freitag, 2. Sept., 18-22 Uhr I Samstag, 3. Sept., 12-20 Uhr I Sonntag, 4. Sept., 12-18 Uhr

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Introduction by Prof. Dr. Christoph Schaden: Saturday, 3 September 2016, 4 pm

On the occasion of this year’s gallery weekend, Galerie Thomas Zander is pleased to present a group exhibition focussing on artistic landscape strategies that features works by Robert Adams, Lewis Baltz, Bernd and Hilla Becher, Victor Burgin, Braco Dimitrijevic, Peter Downsbrough, Mitch Epstein, Lee Friedlander, Andrea Geyer, Anthony Hernandez, Anthony McCall, Dieter Meier, Masao Mochizuki, Max Regenberg, Tata Ronkholz, Ed Ruscha, Michael Schmidt, Stephen Shore, Robert Smithson/Gianfranco Gorgoni, Larry Sultan, Henry Wessel among others. The exhibition offers a discourse on the concept of landscape and introduces various perspectives on the wide-ranging subject—from the New Topographics movement and conceptual photography to land art and experimental film.

In a contemporary context, landscape is no longer seen only as a geographical territory or an aesthetic ideal but as an eclectic composite of nature and culture constantly in flux that mirrors the heterogeneous and instable human environments. Space itself is characterised as a medium of social practices. Cultural processes inscribe meaning into places and thus produce new forms of landscapes. The seminal photography exhibition New Topographics of 1975 is an expression of this new understanding of a “man-altered landscape” and has been a major influence on art beyond the boundaries of photography ever since. The photographs of the participating artists Robert Adams, Lewis Baltz, Bernd and Hilla Becher, Stephen Shore and Henry Wessel depict modern housing and industrial development in a style that is as austere as their subject, yet at its core they touch on human living conditions and values. Around the same time, Lee Friedlander moves through the urban landscape, through the simultaneousness and chaos of signs. In his series The American Monument he photographs statues hardly noticeable between advertisements, his complex inclusive compositions representing the urban landscape in the form of aesthetic, yet impenetrable structure. Ed Ruscha ironically responds to the (un-) readability of the postmodern landscape by visually cataloguing its vernacular architectural patterns such as parking lots, gas stations and streets. The early work Untitled (25 feet) by Victor Burgin further abstracts the desire for order and overview by documenting the act of surveying and archiving itself. Here photography becomes an instrument of mapping and actively participates in the production of space. Anthony McCall, too, performatively creates a landscape in his film Landscape for Fire (1972), which records a grid of small fires being lit consecutively. As a special excursus on the subject of cartography the current exhibition showcases two photographic star atlases from the 1910s and 1920s: one by Edward Barnard, who secured the first photograph of the intricate structures of the Milky Way, the other are the skyscapes by two pioneers of astrophotography, Johann Palisa and Max Wolf.

Land art is another landscape strategy that evolved in 1970’s in reaction to the overly anthropomorphic tendencies in sculpture. Robert Smithson’s Spiral Jetty of 1970 (a year after the first moon landing) is a sitespecific land sculpture, which due to its coiled shape unsettles the observers’ perception of scale depending on the viewpoint, thus denying the reference value of the human figure. Bosnian conceptual artist Braco Dimitrijevic also qualifies the weight of particular places or personalities and proclaims a state of post history characterised by a coexistence of different values. The exhibited marble plate bears the inscription “This could be a place of historical importance“, which symbolises that every place has the potential for meaning.

In contrast to the strategies of objectifying or relativising, Larry Sultan conceptualises landscape as a psychological, identity building construct. Having grown up in California’s San Fernando Valley, he documented the sets of porn films shot in private homes in his series The Valley between 1998 and 2003. His photographs explore the contradictions, fictions and gaps of suburban family life. Lewis Baltz poses the question of the visibility of landscape phenomena in his series 89-91 Sites of Technology with its arcane landscapes of the information age, its large-capacity computers and cooling tanks of nuclear research centres. The images of sterile surfaces and surveillance camera footage of the premises only shows the essential invisibility of the actual processes and power structures in place, which today are more relevant than ever. In American Power (20032008) Mitch Epstein evokes the grand tradition of American landscape photography and delivers a survey in landscape format of the industrial exploitation of the land and its energy sources. Just as Mitch Epstein’s largeformat photographs reference the landscape tradition and disrupt it at the same time, all the works brought together in this exhibition leave their mark on our notion of what landscape is and in turn help to further shape the idea of landscape.

Please contact the gallery for further information.

Special opening hours during Düsseldorf Cologne Open Galleries 2016:
Friday, 2 Sept., 6-10 pm I Saturday, 3 Sept., 12-8 pm I Sunday, 4 Sept., 12-6 pm