Streetwise

Streetwise

Schönhauser Straße 8 Cologne, 50968, Germany Saturday, September 8, 2018–Friday, November 23, 2018 Opening Reception: Saturday, September 8, 2018, 4 p.m.

Sonderöffnungszeiten anlässlich der DC Open und des Photoszene Festivals Köln
 

Parallel zu Tod Papageorges zeigt die Galerie unter dem Titel Streetwise ausgewählte Positionen von Mitch Epstein, Lee Friedlander, Anthony Hernandez, Helen Levitt, Dieter Meier, Max Regenberg und Beat Streuli. Das Genre der Straßenfotografie verkörpert eine dynamische Erfahrung des urbanen Umfelds und macht menschliche Alltagssituation im öffentlichem Raum der Stadt zu ihrem Sujet. Zumeist gehen die Begegnungen nicht über den Moment der Aufnahme hinaus, aber in den Fotografien entfalten sie eine poetische Tiefe, machen Wahrnehmungsstrukturen sichtbar oder fassen soziale Begebenheiten in Bilder. In den Fotografien wird sowohl Distanz als auch Nähe spürbar, Anonymität und Intimität verbinden sich. Lee Friedlander reflektiert in seinen Schwarzweißaufnahmen das moderne, oft entfremdete Alltagsleben und gilt als kritischer Chronist des American Way of Life. So scheint auch seine Gruppe Head, in der jeweils nur der Hinterkopf der Passanten zu sehen ist, das Nicht-zustande-Kommen einer Beziehung zu symbolisieren. Gleichwohl teilen Betrachter wie Fotograf hier ihren Blickwinkel auf die Stadt. In seiner Serie The City (1995-98) spürt Mitch Epstein den Ebenen von privater und öffentlicher Interaktion nach und hat einen Stil entwickelt, der seine Bilder durch Farbkomposition und Bildaufbau  gleichzeitig inszeniert und spontan wirken lässt. Im Vordergrund einer Fotografie stehen umher-blickend eine Mutter mit drei Kindern, in ihrer Sommerkleidung wirkt die Familie wie ein Fremdkörper auf der regennassen Straße. Im Hintergrund hängt ein Unterwäscheplakat in Schwarzweiß. Auch Max Regenberg reflektiert die ästhetische Wirkung von Plakaten im öffentlichen Raum. In einer frühen Schwarzweißarbeit von 1981 experimentiert er mit subjektiv-filmischen Mitteln, um die anschwellende Bilderflut zu dokumentieren: Regenberg fotografiert in Köln, legt denselben Film in New York wieder ein und belichtet doppelt. Wie die Eindrücke des Fotografen legen sich die Aufnahmen übereinander und zeigen in Bildsequenzen die synchrone Wahrnehmung und die allgegenwärtigen Werbebotschaften, die die visuelle Kultur durchziehen. Die soziale Landschaft im urbanen Kontext ist der Fokus in Anthony Hernandez’ Fotografie. Die Ausstellung zeigt unver-öffentlichte Bilder seiner Serie Rodeo Drive, die den Zeitgeist der ’80er Jahre in ihren unverkennbaren Farben zeichnet, während die Reichen und Schönen auf Beverly Hills' Shoppingmeile flanieren. Helen Levitt fotografierte Menschen in New Yorks weniger privilegierten Stadtteilen in Bildern voll unsentimentaler Poesie. Ihre eindrücklichen Farbarbeiten von 1971 bis 1990, die als Diaprojektion und Dye Transfer Abzüge zu sehen sind, spiegeln auch den Wandel einer Zeit, in der das Privatleben der Menschen in der Stadt immer weniger sichtbar geworden ist. Beat Streulis großformatige Straßenfotografie versetzt den Betrachter mitten ins Geschehen von Großstädten wie New York, Rom und Tokio. Durch Realismus gepaart mit reduzierter, präzise gesetzter Formsprache nimmt Streuli oft nur eine oder zwei Figuren in den Fokus. Die Bilder führen faszinierend vor Augen, wie privat Menschen in der Anonymität der Straße wirken, wo sie sich unbeobachtet fühlen. Immer wieder ließ sich der Schweizer Künstler Dieter Meier zu Aktionen auf öffentlichen Plätzen inspirieren, die durch eine unmittelbare Auseinandersetzung mit Passanten geprägt waren; so auch in seiner Serie Given Names von 1976. Sie zeigt Personen auf der Straße, denen er eigene, erfundene Namen gab, mit dem Untertitel „I only saw her/him once and later gave her/him a name”. Die Serie spricht damit ganz direkt zentrale Aspekte der Straßenfotografie aus, in der Identitäten performativ und imaginär konstruiert werden.