LEX BRAES, NEW YORK
Malerei
kuratiert von Michael Langen
Eröffnung am Donnerstag, den 11. März 2010 um 18 Uhr 12. März 2010 bis 17. April 2010
LEX BRAES
Ein Grenzgänger
Mit Gemälden und Zeichnungen der vergangenen 16 Jahre ist Lex Braes zu Gast in Stefan Vogdts Galerie der Moderne in der Kurfürstenstraße.
Die Malereigeschichte der letzten hundert Jahre kann als ein Hin- und Herwogen zwischen abstrakten und figurativen Ausdrucksgebärden aufgefasst werden. Wenn die Zeichen der Zeit nicht täuschen, scheinen in naher Zukunft die Maler des Nicht-Gegenständlichen einmal wieder einen leichten Vorteil zu gewinnen. Gleichwohl ist die Unterscheidung zwischen abstrakter und figurativer Darstellungsweise in erster Linie als eine von Kunstkritikern und dem interessierten Teil des Publikums vorgenommene zu begreifen. Eine überlegte Strategie, diesen Streit in der eigenen künstlerischen Praxis aufzuheben, verfolgt seit vielen Jahren der schottisch-amerikanische Maler und Zeichner Lex Braes, indem er Werke schafft, die beiden Sphären zugehören. Der 1955 im schottischen Glasgow geborene Künstler erhielt seine Ausbildung am Duncan of Jordanstone College of Art im schottischen Dundee, an der Brooklyn Museum Art School sowie an der University of California in San Diego, wobei ihn besonders der Konzeptkünstler Allan Kaprow beeinflusste. Der Künstler lebt und arbeitet in Brooklyn, New York. Er ist in München kein Unbekannter, war er doch im Jahr 2005 ein Stipendiat des Internationalen Künstlerhauses Villa Waldberta in Feldafing am Starnberger See. Die von Michael Langen, dem wohl besten Kenner des Œuvres von Lex Braes, in Deutschland vorgenommene Werkauswahl, die jetzt in Stefan Vogdts Galerie der Moderne zu sehen ist, zeigt den Künstler als einen geschulten Grenzgänger zwischen den Reichen des Abstrakten und des Figurativen.
Das bayerische Voralpenland, etwa die Landschaft des Murnauer Mooses, hat den Maler und Zeichner bei seinem Deutschlandaufenthalt 2005 besonders inspiriert. Braes’ Bilder von Schutzhütten scheinen auf einen ersten Blick hin von einer figurativen, ganz gegenständlichen und ins Expressionistische tendierenden Auffassung geprägt. Die Verteilung der Farbflächen und ihr Bezug aufeinander sowie der ausnehmend kräftige Pinselduktus jedoch heben die Malerei vom Gegenständlichen auf eine Ebene empor, auf der die Modi der Wahrnehmung in den Vordergrund der Aufmerksamkeit drängen. Abstraktes geschieht hier im buchstäblichen Sinn: Die Darstellung findet sich losgelöst von ihrer Verhaftung im Nur-Gegenständlichen. Andere Arbeiten siedelt der Betrachter zunächst am abstrakten, nicht gegenständlichen Pol der Darstellungsmöglichkeiten an. Bei genauerem Studieren des Bildgeschehens gewahrt er dann, dass hier aber durchaus Verbindungen zur gegenständlich-figurativen Welt existieren. Die Silhouette eines Kopfes, die Umrisslinien einer Armbewegung oder einer Schulterpartie stellen in den Bildern die Verbindung zur körpervermittelten Erfahrungswelt her.
Ein anderer Weg, sich über die Bilder von Lex Braes zu verständigen als über die Differenz von abstrakt und figurativ, verläuft über seinen Umgang mit den Farben. In seinen neuesten Werken weiß der Maler durch seine betonte Blau-Rot-Dualität zu begeistern. In früheren Bildern hat er auch mit vielfältigen Zwischentönen gearbeitet, ohne eine Farbe oder ein Farbpaar zu favorisieren. Stets zielen die von ihm gewählten Farben aber darauf ab, das Gemälde und seine Komposition mit einer besonderen Dynamik und Intensität auszustatten. Intensität als innere Gespanntheit des Werks wird ihm so zu einer eigenen, autonomen Kategorie. Kurz und bündig mag man das in einem Satz seines deutschen Kollegen Gotthard Graubner ausgedrückt finden: „Farbe ist das Drama.“ Rüdiger Heise