NEUE MÜNCHNER MALEREI / II
Andreas Kocks
Johannes Koch
Christian Muscheid
Michalis Papamichael
Ji In Park
Felix Rehfeld
Eröffnung am Donnerstag, 20. Mai 2010 um 18 Uhr
Einführung: Prof. Jerry Jeniuk
21. Mai 2010 bis 29. Juli 2010
Zwei plus vier – Reflexionen über Form und Farbe in der Galerie der Moderne
Mit zwei Preisträgern des aktuellen Diplomandenjahrgangs der Akademie der Bildenden Künste München und vier weiteren interessanten Positionen innerhalb der zeitgenössischen Kunst setzt Stefan Vogdt seine Ausstellungsreihe über aktuelle Tendenzen in der Münchner Kunstszene fort.
Für die Farbe eine Form zu finden, jenseits von Symbolen und Assoziationen, die im Alltagsleben gerne mit Farben verbunden werden, betrachtet Christian Muscheid als seine vordringliche künstlerische Aufgabe. Der 1982 in Saarbrücken geborene Maler aus der Klasse von Jerry Zeniuk lässt in seinen neuesten Papierarbeiten jeweils pro Blatt zwei Farben aufeinandertreffen. Wie beeinflussen sich die beiden Farben? Versuchen sie einander zu dominieren oder leben sie in friedlicher Koexistenz? Wie wirken sie auf ihre Umgebung? Die Arbeit erhielt wichtige Inspirationen durch die Lektüre der Bücher des amerikanisch-deutschen Malers Josef Albers. Die insgesamt 18 Einzelblätter vereinigt Christian Muscheid zu einem Tableau, so dass sich diese Fragen bezogen auf die ganze Arbeit vervielfachen. An die Seite dieses Werks aus konzeptuellem Geist treten dann Leinwandgemälde, auf denen Farben aus Christian Muscheids so individueller Palette zu ihren eigentümlichen Formen finden. Der Maler wurde soeben mit dem Renate-Küchler-Preis der Stiftung Kunstakademie München ausgezeichnet.
Ji In Park stammt aus Südkorea und hat gerade seine Studien, ebenfalls bei Jerry Zeniuk, abgeschlossen. Mit zwei Problemfeldern der Malerei befasst sich der Künstler besonders intensiv. Zum einen fragt er nach der Bedeutung des Lichts in der Farbe selbst. Zum anderen, mitbestimmt durch die Tradition der koreanischen Kunst, experimentiert er mit dem Verhältnis von Vorder- und Hintergrund. In seinen aktuellen Arbeiten erforscht der Maler, was passiert, wenn er seine Farben vor schwarze, schwarzgrüne oder dunkelgraue Grundierungen setzt. Vor dunklen Hintergründen erhält das Licht eine reduzierte Bedeutung gegenüber hellgrundigen Bildern. Stattdessen verwandeln sich Vorder- und Hintergrund zu Farbflächen, die für sich selbst sprechen. Ji In Park erhält eine Debütantenförderung durch die Akademie der Bildenden Künste München.
Felix Rehfeld malt Berge und Landschaften. Daran wäre nichts Besonderes, solange nicht das „Wie“ dieser Malerei in den Blick kommt. Mit breitem, üppigem Pinselstrich modelliert der ausgebildete Tischler die Topografie seiner Bildräume. Das Wort Berg nimmt er ganz buchstäblich, indem er einen Berg von Farbe entstehen lässt. Die Arbeit im Spannungsfeld von buchstäblicher und metaphorischer Bedeutung, von Pinselstrich und Gestaltwerdung darf der Betrachter auch als Experimentalkonstellationen verstehen. Es gilt, das geheimnisvolle Phänomen „Realismus“ in den Blick zu bekommen. Der junge Maler ist seiner Lehrerin Karin Kneffel von Bremen an die Münchner Akademie gefolgt.
Michalis Papamichael stammt aus der Stadt Limassol auf der Insel Zypern. Das Studium der Psychologie und Kunst in Los Angeles setzte er 2004 an der Akademie der Bildenden Künste München in der Klasse des 2008 verstorbenen Andreas von Weizsäcker fort. Die Befassung mit Rauminstallationen, die Erforschung neuartiger Bildträger sowie die Arbeit mit dem Medium der Fotografie stehen im Mittelpunkt von Michalis Papamichaels Kunstschaffen. In der Galerie der Moderne präsentiert er drei monochrome Farbraumarbeiten, wobei zwei Arbeiten in unterschiedlichen Blautönungen neben einer rot-tonigen zu sehen sein werden. Als Trägermaterial verwendet er ein selbst entwickeltes, handgeschöpftes Büttenpapier, das sich durch die Art seiner zufälligen Wölbungen dreidimensional-plastisch im Raum verhält und damit auf die Farbreflexion einwirkt.
In Jerry Zeniuks Akademieklasse bezieht Johannes Koch eine interessante Außenseiterposition, insofern er sich vor allem für das Wechselverhältnis von Farbe und Schrift begeistert. Der gebürtige Hanauer hat sein Studium in Kassel begonnen, bevor er es in München Jerry Zenuik fortsetzte. 2007 unterbrach er es für einen Auslandsaufenthalt. Mit einem Erasmusstipendium besuchte Johannes Koch die Academy of Fine Arts in Helsinki. Johannes Koch arbeitet nicht nur im Zweidimensionalen, sondern auch auf dem Gebiet der Skulptur. Bei Stefan Vogdt wird er mit einer schweren Betonskulptur aufwarten, die ihre Schriftbotschaft als Verletzung in sich trägt.
Andreas Kocks der gebürtige Oberhausener erhielt seine künstlerische Ausbildung an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Norbert Kricke, Ulrich Rückriem und Erich Reusch in den 80er-Jahren. Mit einer schwarzen, in Graphit gefassten Wandinstallation Aquarellkarton wird Andreas Kocks in der Galerie der Moderne die Wand zum zentralen Ausstellungsraum gewissermaßen öffnen, indem sie zu explodieren scheint – der Künstler als Jünger Descartes’, der die Rede von der „res extensa“ ernst nimmt.