Pentti Sammallahti, der Großmeister der finnischen Fotografie, erhält seine erste Einzelausstellung in Stefan Vogdts Galerie der Moderne
Was Paavo Nurmi und Lasse Virén der finnischen Leichtathletik, die Kaurismäki-Brüder dem finnischen Film, das bedeutet Pentti Sammallahti der finnischen Fotografie. Er ist ihr Klassiker zu Lebzeiten.
Am Sonntag, den 6. Dezember 2009, eröffnet Stefan Vogdt in seiner Galerie der Moderne eine Einzelausstellung mit rund 50 Werken des finnischen Foto-Klassikers Pentti Sammallahti. Die Werkschau umspannt einen Zeitraum von mehr als dreißig Jahren, von 1974 bis heute.
Pentti Sammallahti, Jahrgang 1950, wirkt zwischen 1974 und 1991 als Professor an der Universität für Kunst und Design in Helsinki. Er gehört zu den einflussreichen Gründervätern der „Helsinki School“, die in den letzten beiden Jahrzehnten die finnische Fotokunst zu einem bedeutenden Impulsgeber der Fotografie weltweit werden ließ. In Anerkennung seiner Verdienste als Fotograf und Lehrer verleiht der finnische Staat Pentti Sammallahti 1991 ein zwanzigjähriges Stipendium, das es ihm erlaubt, sich seither ganz seiner Kunst zu widmen.
Der Finne ist ein radikaler Vertreter einer analogen Schwarzweiß-Fotografie. Alle Abzüge seiner Fotos sind von ihm selbst entwickelt und mit der Hand abgezogen. Eine nachträgliche digitale Bearbeitung findet nicht statt. Ganz im Sinne seines großen Vorbildes Henri Cartier-Bresson wartet der Finne mit der Kamera in der Hand auf den entscheidenden Augenblick. Pentti Sammallahti fotografiert seit er elf Jahre alt ist. Noch als Jugendlicher tritt er einem Fotoclub bei. Eine Monografie über den Fotografen Josef Sudek hinterlässt bei ihm einen bleibenden Eindruck. In das Jahr 1971 fällt Sammallahtis erste Einzelausstellung. Den Zivildienst leistet der junge Fotograf in einem Gefängnis ab. Geblieben ist ihm davon eine Faszination für die Welt der Gefangenen. Seit 1974 arbeitet er als Lehrer für Fotografie und den Entwicklungsprozess an Fotoschulen in Lahti und Helsinki.
Thema seiner Fotografie sind zunächst die hyperboräischen Landschaften seiner finnischen Heimat und dann des russischen Teils Kareliens. Das irisierende Licht dieser Landschaften kommt durch Sammallahtis präzis ausgefeilte Drucktechnik besonders zum Ausdruck. Oft bedient sich der Fotograf hierbei einer Panoramakamera zur Erzielung seiner grandiosen Ansichten. Eine besondere Stellung nehmen dabei Seestücke ein, die in ihrer Qualität von Kritikern den Werken des anerkannten Meisters dieses Genres, Hiroshi Sugimoto, gleich gestellt werden.
Immer wieder zieht es Pentti Sammallahti aber auch ins Ausland. Er unternimmt weite Reisen durch Sibirien, bereist die Türkei, macht Station in Großbritannien und Italien. Auch Japan, die Himalaya-Region, Indien und Südafrika erkundet er auf langen Reisen, stets die Kamera zur Hand. An die Seite von Landschaftsfotos treten die Aufnahmen besonderer Momente, die ganz im Sinne Cartier-Bresson nur dem Fotografen aufgefallen sind oder ihm, weil er über die seltene Eigenschaft der Geduld verfügt, einfach geschenkt werden.
Jedem, der Fotos von Pentti Sammallahti betrachtet, fällt es auf: Für Tiere empfindet der finnische Kamerameister eine tiefe Zuneigung. Und für den Hund, vor allem in der Erscheinungsform des halbfreien Straßenköters, vielleicht sogar noch mehr. Man mag den streunenden Hund auch als eine Allegorie des Fotografen sehen: Stets an den Menschen, den Dingen und den Landschaften dicht dran, wird er doch von den Aufgenommenen, so sie ihn überhaupt bemerken, gerne verscheucht und auf Abstand gehalten.
Die Rezeption des finnischen Klassikers beginnt sich jetzt in Deutschland von der Beschränkung auf den kleinen Kreis der Fotospezialisten zu lösen und ein breites, interessiertes Publikum zu erreichen. Neben Ausstellungen wird dabei auch eine Monografie über Pentti Sammallahti helfen, die ein namhafter deutscher Kunstbuchverlag für den Herbst 2010 plant.
Text: Rüdiger Heise