Neuigkeiten von Pentti Sammallahti, dem Weltreisenden in Sachen
Fotografie, in Stefan Vogdts Galerie der Moderne
Standen Tiere im Mittelpunkt der ersten Sammallahti-Ausstellung in der Galerie der Moderne, so erweitert sich in der zweiten Einzelausstellung, die Stefan Vogdt dem finnischen Fotografen Pentti Sammallahti widmet, das Spektrum um Landschaftspanoramen und situative Momentaufnahmen.
Die Münchner Sammallahti-Ausstellung läuft parallel zur umfassenden Retrospektive, die das Finnish Museum of Photography in Helsinki dem Künstler aus Anlass seines 60. Geburtstages noch bis Ende Februar 2011 ausgerichtet.
Seit Pentti Sammallahti 1991 ein Stipendium vom finnischen Staat empfing als Dank für das, was er, einer der Gründungsvater der „Helsinki School“, für die Ausbildung finnischer Fotokünstler geleistet hat, führt er selbst streckenweise ein nomadisches Leben. Von der Lehrverpflichtung entbunden, kann er sich ganz seiner Kunst
widmen. Und das bedeutet für den finnischen Klassiker der analogen Schwarzweiß-Fotografie weltweites Reisen.
So unternimmt Pentti Sammallahti Reisen durch die enormen Weiten Sibiriens, er bereist die Türkei, macht Station in Großbritannien, Italien und auf dem Balkan. Aber auch Japan, die Himalaya-Region, Indien und Südafrika erkundet dieser Nomade mit der Kamera auf ausgedehnten Touren. Von der Beiläufigkeit und Oberflächlichkeit des touristischen Blicks trennen den finnischen Globetrotter Welten. An deren Stelle treten zwei ganz andere Eigenschaften: Geduld und Kompromisslosigkeit. Mit Geduld wartet der finnische Fotograf auf den besonderen, den treffenden Augenblick zur Aufnahme. Doch sie muss zusammenwirken mit einer Kompromisslosigkeit im Verfolgen der eigenen fotografischen wie kompositorischen Absicht.
Diese Radikalität verbindet den fotografierenden Wanderer mit dem
richtigen Nomaden: Beide unterscheiden sich vom Sesshaften dadurch, dass sie sich lieber verdrücken und weiterziehen als von ihren
Ansichten abzuweichen oder sie zumindest teilweise auf dem Altar des Kompromisses zu opfern.
Das Geschenk dieser, manches Mal unbequemen und sogar gefährlichen
Weltsicht liegt in ihrem hintergründigen Humor. Das Detail, das von anderen Übergangene wird als eine Hauptsache Ernst genommen und als etwas unendlich Wichtiges betrachtet. Zwischen dieser Versenkung in die scheinbar unbedeutende Einzelheit und den still-gewaltigen,
panoramaartigen Landschaftstotalen, die Pentti Sammallahti mit einer eigens hierfür konstruierten Kamera einfängt, bewegt sich dieses
Bildwerk. Hier ist dessen eigentümlicher Bildwitz zu finden.
2004 erhielt der Finne gewissermaßen den Ritterschlag als Fotograf, als der Altmeister Henri Cartier-Bresson ihn in der Pariser
Premierenausstellung seiner Stiftung in den Kreis seiner 100 Lieblingsfotografen aufnahm.
Die Versenkung ins Detail macht beim Moment der Aufnahme nicht Halt. Alle Abzüge seiner Fotos hat Pentti Sammallahti selbst entwickelt und mit der Hand abgezogen. Eine nachträgliche digitale Bearbeitung findet bei ihm nicht statt. Den Prozess des Lichtbildens betrachtet der
Künstler als eine Einheit, von der er keinen Schritt und kein Teil aus der eigenen Hand gibt.
Insoweit ist jedes seiner Fotos ein wahres Original.
Text: Rüdiger Heise