GUNDA FÖRSTER
Ausgehend von einem erweiterten Bildbegriff sind Licht – Raum – Bewegung – Zeit im Beziehungsgeflecht zwischen Kunst und Alltag die grundlegenden Aspekte meiner künstlerischen Arbeit.
Meine raumbezogenen Arbeiten mit Licht, Dia, Video, Fotografie und weiteren Medien und Materialien verstehen sich zum einen als Malerei mit zeitgenössischen Mitteln – zum anderen als Orte der Wahrnehmung von Körper und Raum. Es geht mir nicht um die Abbildung und Darstellung von Sichtbarem. Meine Arbeiten bewegen sich an der Grenze zwischen dem Konkreten und Unkonkreten, dem Sichtbaren und Erahnbaren. Die formale Reduzierung meiner Arbeiten bedingt deren Zeichenhaftigkeit. Der Sinn erschließt sich erst aus der Verknüpfung unterschiedlichster Aspekte und ihrer Bedeutungen.
Im musealen Kontext setze ich mich mit der speziellen Situation des vom Alltag abgegrenzten White Cube auseinander: Mit meinen Rauminstallationen erzeuge ich Wahrnehmungsorte, in denen das Sehen zur elementaren Erfahrung wird und gerichtete Spannungen aufgebaut werden. Räume mit Scheinwerfern und Sinustönen beispielsweise führen die Wahrnehmung an ihre Grenzen; Arbeiten mit Glüh- und Taschenlampen sowie Neonschriftzüge aktivieren individuelle innere Bilder.
Bei den Video- und Diainstallationen geht es mittels der flächendeckenden Projektion auf alle Wände ebenfalls um das Fassen des Raumes durch das Zusammenspiel und den Wechsel von Helligkeit und Dunkelheit.
Im Mittelpunkt steht die Kommunikation: zwischen Betrachter und Raum. Die Besucher werden in das Werk einbezogen und dadurch in die Lage versetzt, sich selbst in Relation zu ihrer Umgebung wahrzunehmen. Die sinnliche Wahrnehmung erweist sich als komplexer Prozess der Aufnahme von Sinnesdaten und ihrer von individuellen Erfahrungen geprägten Verarbeitung.
Meine Fotoarbeiten sind mit Licht beschriftetes Material: Es sind Detailfotos von laufenden Filmbildern, die aufgrund ihres fragmentarischen Charakters und ihrer digitalen Bearbeitung nicht auf ihren Ursprung zurückzuführen sind. Bewegung verursacht Unschärfe. Die Bilder bieten sich der Deutung an und entziehen sich zugleich. Obwohl die Quelle der Fotos ein alltägliches Medium ist, erinnert das farblose Licht und das Verwischte der Bilder an Aufnahmen von, in metaphorischem Sinne, physischer Eindringlichkeit: an Bilder aus dem Körperinneren, an Röntgenbilder. Gleichzeitig haben sie sehr malerische Momente.
Mich interessiert daran, eben nicht etwas abzubilden, sondern ein Medium zu benutzen und daraus völlig neue, andere Bilder zu filtern – Bilder, die sehr reduziert sind, Räume eröffnen.
Fotografie als Medium verstehe ich als: Anwesenheit und Abwesenheit, Sichtbarmachen und Verschwindenlassen, Einblenden und Ausblenden, d.h. mit Hilfe des Fotoapparates wird etwas erzeugt und zugleich aufgelöst.
Meine architekturbezogenen Arbeiten existieren nicht eigenständig, losgelöst von ihrer Umgebung. Sie befinden sich in einem sozialräumlichen Kontext, werden bestimmt von den Bedingungen der Wahrnehmung, Orientierung, Bewegung, Kommunikation für den Menschen. Daraus resultiert mein Umgang mit der Situation und mein Vorgehen an dem jeweiligen Ort.
Es geht mir dabei immer um die Reflexion von räumlichen, aber auch sozialen und wahrnehmungspsychologischen Bedingungen mit verschiedensten gestalterischen Mitteln, die vom jeweiligen Kontext determiniert werden.
Gunda Förster
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JOSEF HIRTHAMMER
Josef Hirthammer gilt als einer der vielseitigsten Künstler unserer Zeit und hat in den 40 Jahren seiner künstlerischen Tätigkeit eine Vielzahl an Kunstwerken geschaffen. Über die Jahre hinweg hat er die beiden Hauptbereiche „Zeitgenossen“ und „Natur“ als primäre Schaffensfelder intensiviert und immer wieder neu gestaltet.
Seine neuesten Portraits lösen die Parallelexistenz von Fotografie, Malerei und digitalem Gestalten auf und sind nun als generelle Neuerung in der Kunst manifestiert. Die jeweiligen, bis dato eigenständigen Techniken werden unzertrennbar vermengt und ergeben ein neuartiges Stilmittel in der Gestaltung. Zugleich sind diese Personendarstellungen ein wichtiges Zeitdokument des gegenwärtigen Erscheinungsbildes des Menschen.
Hirthammers Naturkunst sensibilisiert in beeindruckender Weise das fast verloren gegangene Empfinden für die Natur und deren Schöpfungsinhalt. In Wachs eingebettete Blumenblätter strahlen wie ein Juwel aus dem milchigen Paraffin. Aus rein ästhetischen Aspekten wird durch diesen todbringenden Überzug die eingeschlossene Natur zum hochwertigen Kunstobjekt mit ungeahnter Intensität. Winzige Samenkörner mutieren zu imposanten Größen und beinhalten eine berechtigte Kritik an unserer Genforschung.
Ein weiterer wesentlicher Bereich des kreativen Kunstschaffens sind seine gegenstandslosen Farbmalereien. Hier geht es primär um die sensible Auflösung des zweidimensionalen Bildraumes. Vereinzelte Farbflecken erheben sich aus der flachen Bildebene und streben in den Raum. Die dritte Dimension wird angetastet, die Farbfläche wird partiell plastisch. Josef Hirthammer arbeitet vor, hinter und durch die Leinwand. Das von hinten Bearbeitete wird vorn sichtbar zur Plastizität. Vorgefundene Farbteile werden in die zweidimensional angelegten Farbflächen integriert. Diese Bildgestaltung bleibt ausschließlich im gegenstandslosen Bereich. Nur die Komposition, die Farbe und deren teils plastisches Vorstreben darf wirken.
Die Objekte und Skulpturen nach Engelssehungen von Hildegard von Bingen ergänzen in beeindruckender Weise sein Gesamtwerk. Kraftvolle Kopfsegmente in Bronze, Gips und Ton, fragile Körper aus Wachs und liebenswerte kleine Bronzefiguren verdeutlichen seine Vorstellung vom Engel, losgelöst von jeglicher Esoterik.
"Die Vielfalt der Kunst ist in meinem Kopf.
Vielfältig sind auch meine Beschäftigungsfelder.
Und genauso vielfältig sind meine Werke."