Miriam Vlaming ist eine Malerin, die sich wie keine andere in ihren Werken mit den großen Fragen des Lebens und des Menschseins auseinandersetzt. In ihren oft surreal erscheinenden Leinwandarbeiten untersucht sie den Menschen und seine Beziehung zur Natur, stellt Fragen an die eigene Vergänglichkeit und das eigene Dasein. Sie hinterfragt und fächert gesellschaftlich-politische Diskurse wie Stereotypisierung oder Sozialisation auf und versucht so durch verschiedene Perspektiven dem Wesenskern näher zu kommen. In der Ausstellung „Die Anderzeit“ erwarten den Besucher schemenhafte figürlich-abstrakte Bildwelten, die surreale Züge aufweisen und Momente einfangen, die im Zwischenreich von Sein und Werden liegen.
Das Rätsel um die menschliche Existenz zählt zu den Hauptthemen der Malerin. Inspiriert wird Vlaming häufig durch fotografische Vorlagen, die das Sujet des Menschen bereits zu einem inhärenten Bestandteil ihrer Arbeit machen. Wenn Miriam Vlaming malt, trägt sie das Eitempera auf, lässt Farbe über die Leinwand laufen, trägt wieder ab und wiederholt diesen Vorgang, bis sich ein brüchiges Inkarnat auf der Oberfläche bildet. Das Überlagern, Verdecken und wieder Offenlegen der einzelnen im Malprozess entstandenen Schichten erzeugt Werke, die enorm an Tiefe gewinnen und von einer gänzlich einzigartigen Dynamik geprägt sind. Dabei finden die formalen Brüche und Leerstellen ihre inhaltliche Entsprechung in dem Anspruch der Malerin, keine eindeutigen Bilder und damit Anworten auf ihre existenziellen Fragen nach dem Wesen des Menschen geben zu wollen. Vielmehr möchte sie dem Betrachter Raum zur Weiterentwicklung eigener Ideen geben.
Miriam Vlaming zeigt dem Betrachter Bildwelten, die nicht an Zeit und Ort gebunden sind. Es können Erinnerungsbilder als auch Momentaufnahmen oder Visionen sein. Durch diese Offenheit und die bewusste Nichtfestlegung gelingt es der Künstlerin, den Geist verschiedener Zeiten in ihrem Werk einzufangen. Die Ausstellung „Die Anderzeit“ präsentiert dem Besucher in einer Ausstellung das vielseitige Œuvre der Berliner Malerin und ihre künstlerischen Strategien, die formal als auch inhaltlich die Vielschichtigkeit von Mensch und Natur in ganz außergewöhnlichen Bildern zeigen.
— Lisa Stopper, Kunsthistorikerin