Wessen Windmühlenschiff geistert da auf See? Banale Baustellen auf Wellen? Archaische Archen, aus der Zeit gefallen, um wen oder was zu retten? Und woher all dies, wohin unterwegs? Was Sandra Senn so spielerisch wie subkutan subversiv mit leichter Hand in Narration versetzt, zündet in der Vorstellung mäandernde Assoziationen, versetzt die Empfindung in multiple Strömungen des Erinnerns. Profane Baustoffe, Pressspanplatten, Bauholz, so banal wie unübersehbar billig kippen mit der Silhouette haushaft voluminöser Schiffe in einen vielstimmigen Choral, der sich eindeutiger Erkennbarkeit entzieht, jedoch reichlich Stoff für theatralische Träume, traumwandlerisches Theater bietet. Als gälte es, neugierige Blicke fernzuhalten, treiben die erblindeten Schiffe Sandra Senns scheinbar ohne Ausdruck, reglos und stumm, bei genauerem Zuhören jedoch mit vielerlei Stimmen
leise murmelnd im endlosen Ozean ungreifbarer Sehnsucht, ohne dass plakativ postuliert worden wäre, wessen Stück da gerade gespielt würde, wessen Schicksal auf See zur Aufführung gelangte. Auf weiten Meeren, fernab der Zivilisation, wo, wenn überhaupt, ein paar letzte Möwen folgen, treiben diese Ausgesetzten, die, hätte man sie gefragt, nie ausgesetzt sein wollten, mit sich und den Wellen allein einer unbestimmten Zukunft entgegen. Was wäre jedoch, wenn ihre Gesichtslosigkeit ein inneres Antlitz besässe?
Text: Markus Stegmann